Ein Engel aus der Hölle
bemerkte auch, dass wir damit unsere Probleme hatten.
Ich warf Sir James einen fragenden Blick zu. Unser Chef hatte bisher nicht in das Gespräch eingegriffen, auch jetzt sagte er nichts und nickte nur. Damit deutete er an, dass er die Worte des Commanders gut nachvollziehen konnte.
»Das ist natürlich hart«, sagte Suko, der das Schweigen damit unterbrach. »Haben Sie den Kollegen denn zur Rede gestellt?«
»Nein, das habe ich nicht.« Baker schüttelte den Kopf. Sein Gesicht zeigte einen unwilligen Ausdruck. »Ich wollte ihn nicht misstrauisch machen, sondern in dem Glauben lassen, dass wir seine Erfolge sehr zu schätzen wissen.«
»Was letztendlich auch stimmt?«
»Klar, Inspektor.«
»Und warum sitzen Sie jetzt hier?« Damit hatte Suko ein Problem angesprochen, das auch mir auf den Nägeln brannte.
»Es, ist ganz einfach und trotzdem kompliziert. Wobei ich mich wirklich überwinden musste, zu Ihnen zu kommen! Ich wusste mir keinen Rat mehr.« Der Mann spielte uns nichts vor, er meinte es ernst. »Es... es ist schwer, eine Erklärung zu finden, meine Herren. Ich spreche damit von einer normalen, wenn Sie mich richtig verstehen.«
»Jetzt suchen Sie nach einer Unnormalen?«, wollte ich wissen.
»So ähnlich.«
»Und wie könnte die aussehen?«
»Dass bei Frank Durban nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Dass Mächte im Spiel mitmischen, die zu begreifen für mich unmöglich sind. Deshalb sitze ich hier. Ich weiß verdammt genau, womit Sie beide sich beschäftigen, und so sind Sie praktisch so etwas wie meine letzte Hoffnung. Sie können es glauben oder nicht, aber es ist einfach so. Sie sind diejenigen, die unter Umständen Licht in das Dunkel bringen können und die Perfektion des Mannes relativieren.«
Oft ließ ich mich nicht überraschen. In diesem Fall tat ich es schon, denn mit einem derartigen Fortlauf des Gesprächs hätte ich beim besten Willen nicht gerechnet.
»Das ist ein Klotz, den wir erst verdauen müssen«, antwortete ich für Suko gleich mit.
»Ich weiß, dass ich hier sitze und mich selbst an den Kopf fassen muss, aber es ist leider so.«
»Klar, Sie sind so etwas nicht gewohnt.«
»Moment, Mr. Sinclair. Ich würde mich freuen, wenn Sie nichts herausbekämen, aber diese Erfolge, die Durban auf seiner Seite zu verbuchen hat, die sind wirklich nicht normal. So etwas schafft eigentlich kein Mensch. Er ist auch nie angeschossen oder verletzt worden. Man schlug ihn nie zusammen, er war stets der strahlende Sieger.« Der Commander hob einen schmalen Koffer an, der neben ihm stand. »Ich habe hier einige Unterlagen zusammengestellt, damit Sie erkennen können, dass ich Ihnen keinen Bären aufgebunden habe. Dieser Mann hat grandiose Erfolge erzielt. Normalerweise müsste er auf der Todesliste der kriminellen Unterwelt ganz oben stehen, und ich denke auch, dass man ihn jagt, aber erwischt hat ihn die andere Seite nicht. Er ist ein Meister der Tarnung und scheint kugelfest zu sein.«
»Ja«, gab ich zu und sagte: »Und genau das lässt Sie darauf schließen, dass bei diesem Mann nicht alles mit rechten Dingen zugeht.«
Der Commander hob die Schultern. »Lesen Sie die Protokolle selbst, Mr. Sinclair. Ich lasse sie Ihnen da.«
»Danke.«
Commander Baker sprach weiter. »Lassen Sie sich Zeit, Durban läuft uns nicht weg. Er hat vor zwei Tagen seinen letzten Fall abgeschlossen.«
»Und wie sah dessen Ende aus?«
Baker winkte ab. »Wie immer. Er hinterließ zwei tote Dealer und brachte drei Kilo lupenreines Kokain mit.«
»Wie immer?«
»Ja, Mr. Sinclair, wie immer.« Er deutete auf die Akten. »Sie werden noch mehr über ihn lesen können. Wie Sie mich erreichen können, wird Ihnen Sir James sagen. Ich habe leider Termine und muss Sie jetzt allein lassen.« Er stand auf und nickte uns zu. »Allerdings denke ich, dass wir noch voneinander hören werden.«
»Das kann durchaus sein.«
»Gut, dann darf ich mich verabschieden.« ’ Er reichte jedem von uns die Hand und war kurz darauf verschwunden.
Sir James, Suko und ich schauten uns an. Wir waren zumindest sehr nachdenklich. Auch unser Chef sagte zunächst mal kein Wort, was bei ihm selten vorkam.
Aber der Superintendent war ein Mensch, der nicht lange schweigen konnte und sagte deshalb: »Die Fakten liegen auf dem Tisch, und es ist Ihre Sache, was Sie daraus machen, meine Herren.«
»Ja, das schon«, stimmte ich ihm zu. »Zunächst möchte ich Sie etwas fragen, Sir. Glauben Sie dem Commander?«
»Es ist
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