Ein Engel aus der Hölle
gemacht. Oft entwickelten sich die Dinge von allein, und ein Fall brannte ihm im Moment nicht unter den Nägeln. Gern wäre er an die großen Bosse herangekommen, aber das war sehr schwierig, weil diese es schafften, sich perfekt abzuschotten.
Nach dem Abtrocknen schlüpfte er in bequeme Kleidung und bereitete sich sein Frühstück.
Der letzte Fall wollte ihm dabei nicht aus dem Kopf. Da waren zahlreiche Fragen gestellt und Andeutungen gemacht worden, die ihn schon etwas gestört hatten.
Seinen eigenen Kollegen war er suspekt geworden. Sie schienen ihm nicht mehr richtig zu trauen. Okay, Sie jubelten schon länger nicht mehr wie früher, aber die Fragen hatten schon recht ungewöhnlich geklungen. Immer wieder hatten sie wissen wollen, wie die beiden Dealer umgekommen waren und konnten sich kaum damit abfinden, dass ein Einzelner dies so perfekt hinbekommen hatte.
Wenn Frank daran dachte, musste er lachen. Er wollte seine Kollegen und alle Welt in dem Glauben lassen, dass er allein gegen die verdammte Bande vorging. Wer wäre schon auf die Idee gekommen, dass er einen Helfer zur Seite hatte?
Keiner! Auch ihm selbst war Fiona noch unheimlich. Sie war keine normale Frau, sie war nicht einmal ein Mensch. Sie gehörte zu den Wesen, die darüber standen.
Er mochte sie. Ob er sie liebte, daran glaubte er nicht. Aber sie war in sein Leben getreten wie ein Blitzschlag. Sie hatte ihn in einer verdammt üblen Lage vor dem Tod bewahrt und ihn dann gefragt, ob er das auch in Zukunft akzeptieren könnte.
Frank war erst völlig von der Rolle gewesen, hatte aber dann noch mal nachgefragt und erfahren, dass sie sein Schutzengel sein wollte.
Das hatte ihn fast aus den Schuhen gehauen, aber er hatte zugestimmt, und nach dieser Zeit konnte er einen Erfolg nach dem anderen auf sein persönliches Konto buchen.
Alle die außer ihm seine Helferin in einer angespannten Situation gesehen hatten, lebten nicht mehr. Es gab keine Zeugen, und er konnte die Erfolge weiterhin für sich genießen.
Frank Durban kratzte die Müslischale leer und widmete sich seinem Kaffee, den er Ungesüßt trank. Er ließ sich Zeit dabei, und die Blicke wanderten dabei über die Einrichtung hinweg, die nicht teuer, aber zweckmäßig für ihn war. Jedenfalls fühlte er sich hier immer sehr wohl und hatte seine Ruhe.
Letztere ließen ihm auch die anderen Gäste auf dem Platz. Man kannte sich, man grüßte sich, aber seinen echten Namen hatte Frank hier nicht angegeben. Er nannte sich hier nur Holmes, was von Beginn an akzeptiert worden war. Niemand hatte nachgefragt. Und da er als Selbstständiger sein Geld verdiente, fragte auch niemand danach, in welcher Sparte das geschah. Es wurde einfach so hingenommen.
Durban überlegte, ob er sich den Becher noch ein zweites Mal füllen sollte, als er etwas spürte. Er hörte nichts, es war wirklich nur zu spüren, wie ein leichtes Kitzeln auf der Haut. Zwar blieb bei ihm ein Schauer zurück, der ihn jedoch nicht störte, weil der Grund nicht Angst war, die ihn gepackt hielt. Er wusste, dass er bald Besuch bekommen würde.
Und so war es denn auch. Dicht hinter den beiden Sesseln, die nebeneinander in der Fahrerkabine standen, erschien eine Gestalt. Fiona hatte nicht erst eine Tür zu öffnen brauchen, für sie gab es keine Hindernisse, denn sie gehörte nicht zu den Menschen, obwohl sie so aussah.
Plötzlich stand sie vor ihm.
Schön wie immer und mit einem sehr sanften Ausdruck im noch etwas mädchenhaften Gesicht. Sie trug ein hellrotes, langes Kleid, dessen Rock allerdings zwei Schlitze an den Seiten zeigte, sodass genügend Beinfreiheit bestand.
Obwohl sich die beiden schon länger kannten, war ihr Erscheinen für den Polizisten noch immer eine Überraschung.
Er atmete tief ein und schaffte es dann, zu lächeln. »Heh, mit dir habe ich nicht gerechnet. Setz dich.«
Fiona nahm Platz. Niemand hätte dieser schmalen Gestalt angesehen, zu was sie fähig war. Auch Durban wusste nicht genau, welche Kräfte in ihr steckten, und er wollte es auch gar nicht wissen. Zudem glaubte er nicht daran, dass sie sich ihm offenbaren und ihm die gesamte Wahrheit erzählen würde.
Fiona saß ihm gegenüber und legte eine Hand auf die andere. Wieder bemerkte er ihre schmalgliedrigen Hände mit den langen Fingern. Es war kaum vorstellbar wie hart diese Hände zupacken konnten, aber dass sie es schafften, hatten sie immer wieder bewiesen.
»Geht es dir gut?«, fragt sie mit ihrer sanften Engelsstimme.
Durban hob die Schultern.
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