Ein Engel aus der Hölle
konnte auch den Fahrer in Schwierigkeiten bringen.
Suko überließ mir den Vortritt. Er hielt sich zurück, zog aber seine Beretta.
Ich näherte mich im toten Winkel der Fahrertür. Sie war geschlossen, und ich blieb für einen Moment stehen, bevor ich nach dem Griff fasste und sie heftig aufzog.
Suko hatte sich zur Seite gestellt. Er zielte auf die offene Seite, und erst als nichts geschah, zeigte ich mich.
Ich sah den Mann mit den roten Haaren. Er war angeschnallt und nach vorn gesunken. Mit dem Kopf lag er auf dem Lenkrad und schluchzte dabei wie ein kleines Kind...
***
Es war für uns eine Überraschung, denn damit hätten wir nicht gerechnet. Dieser Mann spielte uns nichts vor, er war fertig. Ich hatte den Eindruck, dass wir ihn für seine Tat kaum zur Verantwortung ziehen konnten. Da war irgendetwas passiert, das nicht mit normalen Mitteln zu messen war.
»Was sagst du?«
Suko war angesprochen worden. Er steckte seine Waffe weg und kam zu mir. »Was soll ich dazu sagen, John? Hier sieht vieles normal aus, und trotzdem glaube ich nicht daran.«
»Eben.«
»Er wird erklären müssen, warum er so plötzlich versucht hat, uns zu rammen. Hat er die Kontrolle verloren? Sekundenschlaf oder wie auch immer. Er wird es uns sagen müssen.«
Das Schluchzen des Mannes war verstummt. Wir hörten ihn stöhnen, und dann bewegte er sich. Er stützte sich mit den Händen am Lenkradring ab und drückte seinen Körper in die Höhe.
Der Mann zitterte noch immer, als er sich langsam nach rechts drehte, um uns anzusehen.
Suko und ich versuchten so etwas wie ein Lächeln. Das schaffte der Fahrer nicht. Er sah aus, als hätte er Prügel bekommen und Angst davor, noch welche zu beziehen. Es war so etwas wie ein Fluchtblick, der sich in seinen Augen festgesetzt hatte.
»Sie wissen, wer wir sind?«, fragte ich ihn.
Ein angedeutetes Nicken war die Antwort.
»Und Sie wissen auch, was Sie da versucht haben?«
Er atmete durch die Nase, schluckte und setzt sich aufrechter hin. »Ich bin so froh, dass Sie leben.«
Mit der Antwort hatte er uns überrascht. Suko schüttelte den Kopf und fragte: »Warum haben Sie uns dann rammen wollen? Das hätte sehr leicht tödlich enden können.«
»Ich... ich... wollte es nicht.«
Diese Antwort überraschte uns wirklich. Wir schauten uns an. Suko runzelte die Stirn. Auch der hatte seine Probleme, aber die nächste Frage stellte ich.
»Warum habe Sie es dann versucht?«
»Weil man mich dazu gezwungen hat.«
»Aha. Und wer?«
Er sagte nichts. Er schüttelte den Kopf und schaute dabei auf den leeren Nebensitz, als gäbe es dort etwas Besonderes zu sehen, aber da war nichts.
Ich dachte über seine Antwort nach, und ich warf sie nicht so weit von mir. Hier war etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen. Es lag einzig und allein an meinem Kreuz, das sich gemeldet hatte. Wäre diese Warnung nicht gewesen, hätte es anders ausgesehen, aber es hatte ich erwärmt, und bestimmt nicht wegen des Fahrers. Da musste etwas passiert sein, an das ich mich langsam herantasten wollte.
»Wie heißen Sie?«, fragte ich.
»Hank Miller.«
»Und Sie sind der Fahrer.«
»Ja.«
»Sehr gut, Mr. Miller. Damit Sie wissen, mit wem Sie es zu tun haben, möchte ich uns vorstellen und Ihnen auch sagen, welchem Beruf wir nachgehen.«
Wenig später wusste er Bescheid. Er konnte sogar lächeln und beteuerte mehrmals, wie erleichtert er war. Wir erfuhren dann, dass seine Ladung nicht gefährlich war und aus Milch bestand, aber wir wollten auch zur Sache kommen und sprachen genau das Thema an, das für uns sehr wichtig war.
»Ich würde vorschlagen, dass Sie uns alles von Beginn an berichten, Mr. Miller. Fühlen Sie sich dazu in der Lage?«
»Ich kann es versuchen.«
»Bitte.«
Er hatte mit Anlaufproblemen zu kämpfen. Wir stellten keine Zwischenfragen und warteten, bis er sich gefangen hatte. Es hatte alles ganz harmlos begonnen. Es war wie immer auf der Fahrt, bis plötzlich die dunkelhaarige Frau im roten Kleid bei ihm gewesen war.
»Haben Sie die Person als Anhalterin mitgenommen?«, erkundigte sich Suko.
»Nein!« Hank Miller fing an zu lachen. »Sie saß plötzlich neben mir. Einfach so.« Er suchte nach den richtigen Worten. »Sie ist auch nirgendwo eingestiegen. Ich habe ja keinen Halt gemacht. Sie kam wie aus dem Nichts und hat mich übernommen.«
»Wie übernommen?«
»Ich musste tun, was sie wollte. Es ging ihr um den Rover. Ich sollte ihn rammen.« Seine Stimme wurde lauter. »Ich wollte es ja
Weitere Kostenlose Bücher