Ein Engel aus der Hölle
Fuß zu flüchten.
Der Ruck!
Er schleuderte uns in die Gurte. Der Motor heulte auf wie ein getretenes Tier. Die hinteren Reifen drehten durch, dann fanden sie Halt. Es war genau zu spüren.
Wir kommen weg!
Der Rover machte einen Sprung nach vorne. Wir kamen uns vor wie auf einem Pferderücken sitzend. Die Reifen wühlten den Boden auf. Dreckklumpen wurden in die Höhe geschleudert, nachdem sie aus dem Untergrund hervorgerissen worden waren.
Aber wir kamen weg.
Und Suko reagierte genau richtig. Er drehte das Lenkrad nach links, um dem Angreifer zu entgehen.
Zum Glück war der Truck schwerfälliger als wir in unserem Rover. Der Fahrer musste sich zudem erst auf die neue Lage einstellen, und das kostete auch Zeit.
Der Hauch des Todes war ein Windstoß, der unseren Wagen erfasste, ihn aber nicht zu Seite schleuderte. Wir hörten sogar ein schwappendes Geräusch. An unserer Seite huschte ein Riese vorbei, der nicht mehr rasch genug abgebremst werden konnte. Der mächtige Wagen kam von der Straße ab und raste in das flache Gelände. Was dort passierte, sahen wir nicht. Ich hörte nur das Jaulen der Reifen, das entstand, als Suko den Rover herumriss, schnell wieder gegenlenkte und es somit schaffte, auf der Straße zu bleiben.
Sein scharfes Lachen klang mir in den Ohren nach. Es hörte sich auch erleichtert an, und ich merkte, dass mir kalte, unsichtbare Finger über den Rücken fuhren.
Mein Freund fuhr nicht weit. Sehr bald lenkte er den Wagen an den linken Rand der Straße und hielt an. Er sagte nichts, aber wir schauten uns an, und der Blick unserer Augen sprach von einer tiefen Erleichterung.
Zwei Gurte ratschten an unseren Körpern in die Höhe. Suko’s Lippen zuckten, als er lächelte.
Ich klopfte ihm auf die Schulter. »Du bist super.«
»Danke, ich werde es mir merken.«
»Und jetzt schauen wir uns mal um!«
Das Geschehen steckte zumindest mir noch in den Knochen, das merkte ich beim Aussteigen. Meine Knie waren ganz weich.
Ich hielt mich allerdings auf den Beinen und schaute zurück. Ein erstes Bild musste ich mir einfach machen.
Der Truck war von der Straße abgekommen und in das flache Gelände gefahren. Die großen Reifen hatten Furchen in den Untergrund gegraben. Der Wagen bewegte sich nicht mehr. Er stand auf dem Feld wie ein Ausstellungsstück, das einen falschen Platz bekommen hatte.
»Er hat unser Killer sein sollen«, sagte Suko, der ebenfalls ausgestiegen war und nun die Tür zuschlug. »Ich frage mich nur, was wir ihm getan haben, verdammt?«
»Ihm oder dem Fahrer?«
»Wahrscheinlich auch ihm.«
Von dem Mann war nichts zu sehen. Ich hatte ihn aber auch nicht entdeckt, als der Truck recht nahe an unseren Rover herangekommen war. Es war einfach alles zu schnell abgelaufen. Hätte man mir erklärt, es mit einer ferngelenkten Maschine zu tun zu haben, verdammt noch mal, ich hätte es wahrscheinlich geglaubt.
Da das Gelände flach und wenig bewachsen war, hätten wir den Fahrer sehen müssen, wenn er die Flucht ergriffen hätte. Da war nichts in dieser Hinsicht zu sehen, und so gingen wir beide davon aus, dass er noch in seinem Führerhaus saß.
»Dann sehen wir uns den Typen mal aus der Nähe an«, schlug Suko vor und sprach mir dabei aus dem Herzen.
»Nichts dagegen.«
Bevor wir losgingen, schauten wir in die Runde. Im Moment näherte sich kein anderes Fahrzeug. Wir waren praktisch allein und hofften, dass dies noch länger andauern würde. Was wir hier erlebt hatten, war kein Zufall. Da konnte man mit gutem Gewissen von einem Mordanschlag sprechen, und ich fragte mich, wer ihn zu verantworten hatte.
Frank Durban, unser Kollege?
Er fiel mir schwer, daran zu glauben, und ich sah auch keinen Sinn in dieser Aktion. Warum hätten er uns töten lassen sollen? Waren wir ihm bei irgendetwas in die Quere gekommen?
Das hätte der Grund sein können. Aber wobei hatten wir ihn denn gestört? Es war nicht leicht, sich auf eine vernünftige Lösung festzulegen. Wenn es eine gab – und wenn tatsächlich Frank Durban hinter diesem Anschlag stecken sollte dann hing es sicherlich mit der Auflösung seiner Fälle zusammen, die er so glatt über die Bühne brachte, sodass es auffällig geworden war.
Je näher wir dem Truck kamen, umso mehr stieg die Spannung. Es verließ kein Mensch den Wagen, und so mussten wir den Fahrer noch vorfinden. Möglicherweise hatte er sich bei der Aktion auch verletzt, denn so ein Truck war nicht dazu geschaffen, über ein Feld zu rasen. Ein plötzlicher Stopp
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