Ein Engel aus der Hölle
reinzuwaschen«, sagte ich. »Das ist einfach Unsinn. Letztendlich ziehen wir am gleichen Strang und...«
Er ließ mich nicht ausreden. »Ich war Ihnen doch suspekt. Oder meine Erfolge sind es gewesen, und jetzt lade ich Sie eben ein, bei diesem großen Finale dabei zu sein. Ich weiß, wie man die verdammte Bande auf frischer Tat erwischen kann.«
»Das hörte sich gut an.«
»Es ist auch gut.«
»Und wen werden Sie noch über diesen Einsatz informieren?«
»Keinen.«
Ich schwieg, was nicht lange andauerte, denn ich hörte das Lachen und dann die Bemerkung.
»Glauben Sie mir nicht, Kollege?«
»Es ist zumindest ungewöhnlich.«
»Ja, das stimmt. Aber Sie vergessen, dass ich ein Einzelgänger bin und auch entsprechende Erfahrungen gesammelt habe. Da kann man schon mal etwas riskieren.«
An seiner Stelle hätte ich auch nichts anderes gesagt, aber es war müßig darüber nachzudenken oder ihn auf den Engel anzusprechen, denn das Geheimnis wollte ich für mich behalten.
»Haben Sie sich entschieden, Kollege?« Meine Überlegungen hatten ihm wohl zu lange gedauert.
»Ja, das habe ich. Ich werde dabei sein.«
»Gut.«
»Aber nicht allein. Ich werde meinen Kollegen Suko mitnehmen. Dann sind wir zu dritt, und sechs Augen sehen mehr als nur zwei. Ist das in Ihrem Sinne?«
Seine Antwort gab er lachend. »Klar, damit habe ich gerechnet, und ich habe nichts dagegen.«
»Das freut mich. Wann soll es losgehen?«
»Wir haben noch Zeit. Offiziell besitzt dieser Bukov ein Reisebüro. Spezialisiert auf Reisen in den Balkan. Er deckt alle Länder ab, bis zur Türkei. Zudem besitzt er noch ein Busunternehmen. Nicht groß, aber davon lässt es sich leben. Ich habe herausgefunden, dass zehn Busse für ihn fahren. Wenn sie nicht unterwegs sind, stehen sie in einer Halle, wo sie warten und gewartet werden. Er hat sie angemietet, und ich gehe auch davon aus, dass er die Menschen mit seinen Bussen holt oder mit kleineren Transportern. Jedenfalls ist die Halle, in der die Busse stehen, sein Umschlagplatz für die menschliche Ware. Ich denke, dass wir ihn dort auf frischer Tat ertappen.«
Das hörte sich alles gut an. Ich hatte trotzdem noch eine Frage. »Sind Sie sicher, dass er am heutigen Abend Nachschub bekommt?«
»Ja, das bin ich.«
»Gut, dann richten wir uns darauf ein. Sie sind am Ball, Durban. Wann und so treffen wir uns?«
»Kennen Sie sich in Rotherhithe aus?«
»Nicht besonders«, gab ich zu. »Das klingt nach Werften und Docks.«
»Stimmt. Es gibt auch genügend freies Gelände, wo sich Firmen etabliert haben. Dort können wir uns treffen.«
»Wo genau?«
»Finland Street. Sie liegt zwischen dem großen Greenland Dock und der Salter Road. Zu verfehlen ist sie nicht. Dort finden sie ein Industriegebiet, in dem auch die Halle steht, in der der Bulgare seine Busse unterbringt.«
»Alles klar. Und wo sind Sie?«
»Ich werde in der Nähe der Halle auf sie warten. Es gibt dort eine Bude, einen Kiosk oder wie auch immer sie den Laden nennen wollen. Ein guter Treffpunkt, an dem wir nicht auffallen, weil da immer viel los ist. Ich werde dort auf sie warten. Wir können dann gemeinsam zu unserem Ziel fahren oder auch gehen.«
»Wann erwarten Sie die Ladung?«
»Eine genaue Uhrzeit kann ich Ihnen nicht sagen, Sinclair. Jedenfalls nach zwanzig Uhr. Es ist für die Leute ungemein wichtig, dass alles in Ruhe und ohne Hektik abläuft. Sie wollen keine Störungen, denn die menschliche Ware soll nicht erschreckt werden.«
»Hört sich plausibel an.«
»Das ist es auch.«
Ich hatte eine weitere wichtige Frage. »Mit wie vielen Gegnern müssen wir denn rechnen?«
»Hah, das ist gut, ja, das ist es. Genau sagen kann ich ihnen das nicht, Kollege, aber ich habe meine Erfahrungswerte. Bukov erscheint niemals allein. Er wird immer von zwei Bodyguards begleitet. Ehemalige Preisringer aus der europäischen Türkei. Die Typen sind nicht zu unterschätzen. Hinzu kommt die Mannschaft aus dem Bus. Mit zwei Männern müssen wir schon rechnen. Mindestens. Die Mädchen müssen ja ruhig gehalten werden. Den Fahrer müssen wir ebenfalls hinzuzählen.«
»Eine ganze schöne Macht.«
»Das sage ich Ihnen.«
»Und die wollten Sie allein ausschalten, Frank?«
Meine Stimme klang spöttisch. »Haben Sie sich nicht ein wenig zu viel vorgenommen. Ich meine, als Einzelgänger.«
»Es kommt immer auf die Situation an. Außerdem muss man flexibel und kreativ sein.
»Das denke ich auch.«
»Wann fahren Sie los?«
»Lange werden wir
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