Ein Engel aus der Hölle
aber das ist längst vorbei.«
»Sollen wir hier warten?«, fragte ich.
»Nein.« Durban lächelte. »Ich bin immer dafür, in die Höhle des Löwen zu gehen, und genau das werden wir jetzt tun.«
»Sie meinen zu den Bussen.«
»Richtig.«
Ich fragte erst gar nicht nach, ob er den Schlüssel zur Halle besaß. So etwas waren für einen Mann wie Durban Peanuts. Er erklärte uns noch, dass wir eine günstige Zeit erwischt hatten, in der sich auch niemand in der Halle aufhielt.
»Da werden wir keinen Fahrer finden.«
»Warum nicht?«, wollte Suko wissen.
»Weil Otto Bukov die andere Seite seiner Geschäfte nur mit Eingeweihten regelt.«
»Dann lassen wir uns mal überraschen.«
Durch den Haupteingang mussten wir nicht gehen. Es gab noch eine schmale Tür an der Seite, und für die hatte sich Frank Durban einen Nachschlüssel besorgt.
Es klappte wie geschmiert. Er drehte den Schlüssel zweimal und drückte die Tür nach innen.
»So, da wären wir!«
Eine Mischung aus Düften strömte uns entgegen. Es roch nach Benzin und nach altem Öl. Aber auch Feuchtigkeit hatte sich hier sammeln können. Vor uns standen die Monster!
Busse sind nicht eben klein. In einer gewissen Anzahl, und aus der Nähe betrachtet wirkten sie auf mich wie moderne Monster. Es war kein Laut zu hören, zudem hatte die Dunkelheit alles im Griff.
Als Suko die Tür hinter sich ins Schloss zog, war das für Durban das Zeichen, seine Lampe hervorzuholen. Er schickte den hellen Schein in die Lücke zwischen zwei Busse hinein. Der runde Kreis wanderte über einen alten rissigen Betonboden, der mit dicken, dunklen Flecken gesprenkelt war.
Vier Busse standen in der Halle. Hübsch nebeneinander aufgereiht. Nach vorne war noch genügend Platz, um weitere Fahrzeuge einzulassen. Unser Kollege, der uns stets einige Schritte voraus war, leuchtete das breite Tor von innen ab.
»Verschlossen, das ist gut.«
»Und wir warten.«
»Genau, Sinclair.«
»Und wo?«
»Sucht euch einen Bus aus. Ich denke, diese Wagen bieten die besten Verstecke. Von dort aus können wir unsere Freunde auch überraschen. Ich werde mich jedenfalls in einem anderen Bus verstecken. Da haben wir sie dann in der Zange.«
Die Idee war nicht schlecht. Suko und ich entschieden uns für den, der rechts außen stand. Frank Durban wollte den an der linken Seite nehmen. »Und wie gehen wir vor, wenn sie kommen?«, fragte ich.
Durban grinste. »Es gibt keine Regel, denke ich. Wir sollten improvisieren. Wenn sich die Dinge so entwickeln, dass jemand es für richtig hält einzugreifen, dann los. Die anderen werden dann schon entsprechend reagieren. Ach ja, wir brauchen keine Tür aufzubrechen. Keiner der Busse ist abgeschlossen, wie ich weiß.«
»Gut. Sonst noch was?«, fragte ich.
»Nein.« Durban lächelte. »Nur dass wir uns viel Glück wünschen. Ich will den Bulgaren endlich ausgeschaltet sehen. Und denkt daran: Vier Gegner werden wir bestimmt haben.«
»Das ist schon klar.« Von meinem flauen Gefühl im Magen sprach ich nicht. »Es war etwas anderes, ob ich gegen Dämonen antrat oder irgendwelchen abgebrühten Killern gegenüber stand. Da konnte ich mein Kreuz vergessen.
Suko hatte die Fahrertür bereits geöffnet. Er wartete noch mit dem Einsteigen, bis ich bei ihm war.
Ich kletterte ihm nach. Der Überblick war besser.
Wir konnten uns die Plätze aussuchen, aber es gab keine lange Diskussion. Wir wollten im vorderen Bereich warten, denn hier ließ die breite Windschutzscheibe eine gute Sicht zu.
Von dem Kollegen war nichts mehr zu sehen. Stille umgab uns, die Suko mit einer Frage unterbrach. »Hast du gehört, dass Durban was von einem Engel erwähnt hat?«
»Nein, er wird sich auch hüten.« Ich nickte gegen die Scheibe. »Das ist sein Spiel, denke ich.«
»Wieso?«
»Er ist der Regisseur. Ich kann mir gut vorstellen, dass er genau weiß, wie alles ablaufen wird, und ich kann mir denken, dass er uns in den Mittelpunkt stellen wird. Er wird dann aus dem Hinterhalt eingreifen. Ob mit oder ohne Hilfe, das möchte ich mal dahingestellt sein lassen.«
»Alles klar.« Suko drückte sich an mir vorbei in den Gang. Ich hörte ihn leise lachen.
»Was hast du?«
»Einige Fenster sind spaltbreit offen, John. Das ist gut. Da können wir hören, was gesprochen wird.«
»Ausgezeichnet.« Ich hatte mir einen Platz ausgesucht. An der linken Seite nahe der Beifahrertür saß ich und besaß einen guten Überblick. Ich dachte an unseren Kollegen und fragte mich im Stillen, ob er
Weitere Kostenlose Bücher