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Ein Engel fuer Emily

Titel: Ein Engel fuer Emily Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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auf dem Parkplatz des Motels umdrehte. »Verdammt, verdammt, verdammt“, schimpfte sie vor sich hin. Einen Fußabtreter, so hatte Irene sie einmal bezeichnet. Und Donald lachte über ihre Vorliebe für »streunende Katzen« und meinte damit die orientierungslosen Menschen, mit denen sie sich immer wieder einließ.
    Emily ließ den Wagen langsam zurückrollen, aber von Michael war keine Spur mehr zu sehen. War er in den Wald gegangen, der die Straße säumte?
    Sie fuhr etwa anderthalb Meilen, dann kehrte sie um und spähte noch angestrengter in die Dunkelheit. Wenn sie nicht aufgepasst hätte wie ein Luchs, wäre ihr die in sich zusammengesunkene Gestalt nicht aufgefallen. Er lag nicht weit von der Stelle entfernt, an der sie ihn abgesetzt hatte.
    Sie hielt knapp vor ihm an, dann sprang sie aus dem Auto und lief zu ihm. »Michael«, sagte sie, aber er antwortete nicht. Sie beugte sich über ihn und berührte sein Gesicht. Als er immer noch nicht reagierte, legte sie beide Hände an seinen Kopf und rief lauter: »Michael!«
    Sie sah sein Lächeln im Schein der Rücklichter. »Emily, ich wusste, dass Sie zurückkommen. Sie haben ein sehr großes Herz - das größte von der ganzen Welt.« Er hielt die Augen geschlossen und machte keine Anstalten aufzustehen.
    »Was ist mit Ihnen?«, wollte sie wissen, Sie versuchte, mit ihrem Zorn die Angst zu unterdrücken. Wovor sie Angst hatte, wusste sie selbst nicht. Dieser Mann war der reinste Quälgeist.
    »Mein Kopf tut weh«, flüsterte er. »Ich hasse sterbliche Körper. O nein, Sie mögen dieses Wort nicht. Menschliche Körper. Ist das besser?«
    Emily tastete seinen Kopf ab, als könnte sie die Ursache seines Schmerzes fühlen. Sie hatte Aspirin in ihrer Handtasche, aber sie brauchte Wasser und ...
    ln diesem Augenblick ertastete sie etwas Rundes, Hartes unter Michaels Kopfhaut. War er hingefallen, nachdem sie ihn am Straßenrand hatte stehen lassen? Aber sie fühlte nichts Feuchtes, also blutete er nicht.
    »Ich muss Sie zu einem Arzt bringen«, sagte sie, als sie ihm aufzuhelfen versuchte.
    »Sie werden mich töten«, sagte er lächelnd. »Zum zweiten Mal.«
    Er hatte recht. Donald hatte auch gesagt, der gesuchte Mann sei eine wandelnde Leiche.
    Sie schob einen Arm unter seine Schultern und forderte ihn auf mitzuarbeiten, weil sie ihn allein nicht in den Wagen bugsieren konnte. Er tat sein Bestes, aber Emily merkte, dass er unter großen Schmerzen litt und sich kaum noch bewegen konnte.
    Als er auf dem Beifahrersitz saß, dachte sie nur noch daran, ihn an einen sicheren Ort zu bringen. Vielleicht könnte sie Donald anrufen, um... um sich anzuhören, dass sie, so schnell sie konnte, nach Hause kommen sollte.
    Sie fuhr auf den Parkplatz des Motels und parkte an einer Stelle, an der man den Wagen vom Gebäude aus nicht sehen konnte. Das Motel war innen noch schmuddeliger, als es von außen aussah, und der Portier, der vor dem Fernseher hockte, machte den Eindruck, als hätte er seit vielen Tagen kein Badezimmer mehr von innen gesehen.
    »Ich möchte ein Doppelzimmer, bitte«, sagte Emily, und der Mann starrte sie einen Moment wortlos an. Er musterte sie von oben bis unten, bis sie das Gefühl hatte, vollkommen fehl am Platze zu sein.
    »Hier übernachten nur Leute, die sich nichts Besseres leisten können, Kids von der Highschool und ...« Er grinste spöttisch. »Und Ladies wie Sie, die etwas Vorhaben, was sie nicht tun sollten, und zwar mit jemandem, der eigentlich nicht zu ihnen gehört.«
    Emily war nicht danach zumute, mit dem Kerl eine Diskussion anzufangen, und sie wollte erst recht keine Erklärungen abgeben. Was hätte sie auch sagen sollen? Dass er Recht hatte? »Wie viel, damit Sie den Mund halten?«, fragte sie erschöpft.
    »Fünfzig Mäuse.«
    Emily bezahlte ohne ein weiteres Wort, nahm den Zimmerschlüssel an sich und ging. Minuten später hatte sie Michael in das hässliche Zimmer gebracht und ihm geholfen, sich auf das nicht gerade saubere Doppelbett zu legen. Soweit sie es beurteilen konnte, war Michael noch immer einer Ohnmacht nahe, aber als sie sich aufrichtete, hielt er sie am Handgelenk fest. »Sie müssen sie herausholen«, hauchte er.
    »Was?«
    »Die Kugel. Sie müssen diese Kugel aus meinem Kopf holen.«
    Emily starrte ihn fassungslos an. »Sie haben zu viel Cowboyfilme gesehen«, sagte sie. »Ich bringe Sie zu einem Arzt und ...»
    »Nein!«, protestierte er lautstark und hob den Kopf, ließ ihn aber gleich wieder auf das Kissen sinken. »Bitte,

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