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Ein Engel fuer Emily

Titel: Ein Engel fuer Emily Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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genau mit ihm verwandt?«
    Emily fragte sich, wieso ihr Gidrahs Sinn für Humor jemals gefallen hatte. »Mütterlicherseits«, erwiderte sie freundlich. »Wir haben dieselbe Großmutter.«
    »Oh«, machte Gidrah und stempelte drei Bücher ab. »Die Großmutter, die mit meiner Großmutter zur Schule gegangen ist? Die, die einen Mann aus Tulsa geheiratet und nur eine Tochter - Ihre Mutter - zur Welt gebracht hat? Diese Großmutter?«
    »Ich hasse Kleinstädte«, murmelte Emily, als sie sich hinter ein Regal zurückzog.
    Nur an den Abenden verbrachte sie einige Zeit mit Michael, und sie benahmen sich wie Menschen auf der Flucht, die ihren Verfolgern zu entkommen versuchten. Am Dienstag standen, als Emily die Bibliothek zuschloss, ein paar Frauen mit einer dampfenden Backform auf der Straße. »Wenn Sie den ganzen Tag arbeiten und einen Gast haben, können Sie doch bestimmt ein bisschen Hilfe gebrauchen, Emily«, sagte eine von ihnen - Emily kannte sie nicht, aber sie entdeckte eine weiße Stelle an ihrem Ringfinger, die daraufhindeutete, dass sie ihren Ehering vor kurzem abgezogen hatte.
    »Ich danke Ihnen, aber...«, begann Emily, doch Michael nahm die Pastete an sich und schenkte der Frau ein strahlendes Lächeln.
    »Hier, da stehen mein Name, meine Adresse und meine Telefonnummer drauf«, sagte sie. »Sie können mir den Topf irgendwann zurückbringen.«
    Es war eine Einweg-Backform aus Alu. Emily verzog den Mund zu einem knappen Lächeln. »Natürlich«, murmelte sie, »reizend von Ihnen.« Sie wandte sich Michael zu. »Können wir gehen?«
    Auf dem Weg zu ihrer Wohnung blieben vier Autos neben ihnen stehen. Die Frauen, die am Steuer saßen, erinnerten Michael an irgendwelche Einladungen, die er tagsüber angenommen hatte. Emily und Michael fanden siebzehn Nachrichten vor, die zwischen Wohnungstür und Rahmen steckten. »Für dich«, sagte Emily und drückte ihm die Zettel in die Hand.
    Sie ging sofort in ihr Schlafzimmer und nahm sich vor, nie wieder herauszukommen. Sie wusste selbst nicht, warum sie so wütend war. Als Michael, ohne vorher anzuklopfen, hereinkam, hob sie an, ihm unmissverständlich klarzumachen, dass dies ihr ganz privater Bereich sei, aber sie brachte kein Wort heraus. Stattdessen brach sie zu ihrem Entsetzen in Tränen aus.
    Michael stürzte zu ihr, setzte sich aufs Bett und nahm sie in die Arme. »Alles ist gut«, tröstete er sie. »Niemand jagt mich, niemand will mich verhaften.«
    »Darum geht es nicht«, schluchzte sie und wischte sich mit dem Handrücken die Tränen von den Wangen. »Es ...« Genau genommen hatte sie selbst nicht die geringste Ahnung, was mit ihr los war, aber irgendwie schien ihre Niedergeschlagenheit damit zusammenzuhängen, dass Michael nicht mehr ihr ganz allein gehörte. Aber das wollte sie unter keinen Umständen eingestehen, nicht einmal sich selbst.
    »Komm, lass uns etwas essen und dann ein wenig in den Wald gehen«, sagte Michael, der noch immer die Arme um sie geschlungen hatte. »Ich will mit dir allein sein und hören, was du den ganzen Tag gemacht hast. Und ich erzähle dir von den Kindern.«
    »Und von diesen Frauen«, fügte Emily wie ein trotziges kleines Mädchen hinzu.
    »Weißt du, Emily, nicht eine einzige von denen hat ein so gutes Herz wie du. Nicht eine besitzt deinen reinen Geist oder deine Großzügigkeit. Einige von ihnen sind regelrechte ... wie ist die Bezeichnung für diesen Fisch, den ihr Sterblichen so sehr fürchtet?«
    »Hai?«
    »Genau. Sie mochten mich gar nicht und wollen mich nicht einmal genauer kennen lernen - sie wollen nur einen Mann.«
    Wenn er, wie es die meisten anderen Männer getan hätten, behauptet hätte, sie sei die schönste Frau der Stadt, hätte sie ihm kein Wort geglaubt. Aber er sprach von ihrer Gutherzigkeit und ihren inneren Werten.
    Bevor sie etwas erwidern konnte, klopfte jemand an die Tür. Emily verzog das Gesicht.
    »Zieh die Jeans an - die mit dem Riss auf der Kehrseite -, und ich kümmere mich ums Essen, dann sehen wir zu, dass wir von hier wegkommen«, sagte er, als er zur Wohnungstür ging. »Alfred und Ephraim haben mir heute einige interessante Dinge erzählt. Morgen brauchen sie Papier und Bleistifte, damit sie sich Notizen machen können.«
    Emily war drauf und dran zu fragen, wer Alfred und Ephraim waren, aber sie kannte die Antwort.
    »Sie können unmöglich schreiben - jeder könnte sehen, wie sich die Stifte bewegen«, rief sie Michael nach. Als ihr bewusst wurde, was sie gerade von sich gegeben

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