Ein Engel fuer Emily
herausfinden wollen?«
»Vielleicht bist du kein Engel, aber ich weiß, dass du kein Mörder bist.« Sie sah ihn an. »Glaubst du, dass Cap-tain Madison fälschlicherweise hingerichtet wurde und er deshalb so zornig ist? Und warum weigert er sich, diese Erde zu verlassen? Vielleicht wurdest du hergeschickt, um die Wahrheit aufzudecken und seinem Geist zur Ruhe zu verhelfen?«
Michael stopfte sich etwas in den Mund, was wie Wackelpudding aussah. Er hat den Geschmack eines Neunjährigen, dachte sie.
»Vielleicht wurde er für ein Verbrechen gehängt, das ein anderer begangen hat - in meiner Branche sieht man so etwas oft -, aber was könnte das mit dir zu tun haben, Emily? Captain Madison ist nicht einer meiner Schützlinge, aber du bist einer. Ich wurde deinetwegen hergeschickt.«
»Wenn ich dieses Geheimnis lüfte, ein Buch darüber schreibe und auf die Bestsellerliste komme, könnte ich reich werden. Vielleicht könnte mir Reichtum schaden.«
»Ich glaube das nicht.«
»Zu weltlich, was?«
»Eindeutig. Was ist das hier?«
»Kirschkuchen. Du solltest wirklich nicht Frikadellen, Wackelpudding und Kuchen durcheinander essen. Also was könnte Captain Madison, abgesehen davon, dass ich seit vier Jahren Nachforschungen über ihn anstelle, damit zu tun haben? Und was hat Captain Madison mit dir zu tun?«
»Ich glaube allmählich, dass wir am falschen Baum bellen.« Emily musste nachdenken, um zu verstehen, was er damit meinte. »Den falschen Mond anheulen«, sagte sie. »Du bist also der Ansicht, dass du nicht wegen Captain Madison hier bist?«
Sie musste warten, bis er einen riesigen Bissen Kuchen hinuntergeschluckt hatte. »Emily, ich bin ehrlich vollkommen durcheinander. Ich habe jetzt fast eine Woche mit dir verbracht, und vielleicht hat meine Wahrnehmung erheblich gelitten, aber ich kann wirklich nichts Böses und kein Unheil in deiner Umgebung erkennen. Oh, es gibt einige Frauen, die neidisch auf dich sind, aber..."
»Auf mich? Warum, um alles in der Welt, sollte mich jemand beneiden?«
»Mal sehen. Wo soll ich anfangen? Du bist jung und hübsch, du bist klug und setzt Dinge in Bewegung. Die Leute mögen dich, vertrauen dir und suchen deine Nähe. Du bekommst Auszeichnungen, wirst geehrt und hast einen Freund. Du ...«
»Okay, ich hab’s kapiert«, sagte sie verlegen, aber dennoch erfreut. »Also denkt niemand insgeheim daran, mich zu ermorden?«, scherzte sie, doch Michael blieb vollkommen ernst.
»Nein. Bis jetzt habe ich niemanden gesehen, der das Vorhaben könnte, aber man soll den Tag nicht vor dem Abend loben. Gehe ich recht in der Annahme, dass du morgen nicht in der Bibliothek arbeitest?«
»Gidrah übernimmt an den Samstagen den Dienst.« Sie fügte nicht hinzu, dass sich vermutlich kein Mensch blicken lassen würde, wenn er nicht dort war.
»Könnten wir morgen ein wenig in der Stadt herumgehen? Ich möchte in alle Läden gehen und jedes Haus sehen. Irgendwo muss Gefahr lauern. Ich spüre sie nur nicht.«
»Gut. Du kannst Irene kennen lernen. Sie ist meine beste Freundin und arbeitet während der Woche in der Stadt. Sie ist die persönliche Sekretärin eines furchtbar berühmten Anwalts und kann viele erstaunliche Geschichten erzählen.«
»Du hast sie immer schon gemocht«, flüsterte Michael leise.
»In vergangenen Leben?«, fragte sie in einem Ton, der ausdrücken sollte, dass sie nicht an so was glaubte -oder wenn doch, dass sie dem keine große Bedeutung beimaß. Aber sie hätte gern erfahren, wie sie und Irene sich kennen gelernt hatten.
Aber er verlor kein Wort mehr über Irene. »Können wir gehen?«, fragte er und begann, die Sachen in den Korb zu packen. »Der Wein hat mich schläfrig gemacht.«
Emily war nicht sicher, was geschehen war, aber sie wusste, dass ihm irgendetwas die Laune verdorben hatte. Er schwieg auf dem ganzen Heimweg, aber er hielt ihre Hand und führte sie durch die Dunkelheit, als könne er sehen wie am helllichten Tag. Einmal hörte sie ihn murmeln: »Haltet den Mund«, und sie glaubte, ein Kichern und das Flattern von Flügeln zu vernehmen.
Als sie in die Wohnung kamen, sah sie, dass das Licht an ihrem Anrufbeantworter blinkte, aber sie hatte keine Lust zu hören, dass noch eine Frau Michael zu einer Party oder ins Kino einlud. Er ging gleich unter die Dusche, und als er mit einem Handtuch um die Hüften zurückkam, eröffnete er ihr, dass er sich schlafen legen wollte. »Habe ich irgendetwas Falsches gesagt oder getan?«, fragte sie betreten.
»Was
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