Ein Engel fuer Emily
lagen drei zerfledderte Sportzeitschriften und der Inhalt seiner Hosentasche.
»Wir stellen Nachforschungen an, um herauszufinden, wer der wahre Täter ist«, erklärte sie lahm und senkte den Blick auf ihre Hände. Da Donald schwieg, schaute sie auf. Sein Gesicht war wutverzerrt, und Emily lief bei seinem Anblick ein eisiger Schauer über den Rücken. »Ich helfe ihm, wie ich dir immer bei deinen Recherchen geholfen habe«, sagte sie. »Du hast mir immer wieder gesagt, dass ich gut darin bin, deshalb ... Ich unterstütze ihn bei der Suche nach dem wahren Verbrecher.«
»Bist du in ihn verliebt?«, erkundigte sich Donald nüchtern.
»Nein, natürlich nicht«, versicherte sie rasch. »Er ist nur, na ja, ein Freund.«
»Normalerweise erlaubst du Freunden nicht, bei dir zu nächtigen.«
Plötzlich schoss Emily ein seltsamer Gedanke durch den Kopf: Warum verschwindet Donald nicht einfach? Würde nicht jeder andere Mann, der einen anderen in der Wohnung seiner Verlobten vorfindet, einen Tobsuchtsanfall bekommen und gehen?
»Und du glaubst ihm«, stellte Donald fest. »Du nimmst ihm jede Lüge ab, die er sich zusammenreimt, fütterst ihn, bietest ihm Obdach und machst ihn mit allen Bewohnern der Stadt bekannt. Habe ich das richtig verstanden?«
»Es ist nicht so, wie es aussieht«, murmelte sie. »Er...« Sie sah Donald in die Augen. »Er hat sein Gedächtnis verloren und kann sich an gar nichts mehr erinnern.«
»Wie bitte?«
»Er weiß nicht einmal mehr, welches Essen ihm besonders gut schmeckt, wie man Kleider kauft oder einen Job und eine Wohnung bekommt.«
Donalds Blick sprach Bände.
»Er weiß nichts«, setzte sie mit einem, wie sie hoffte, versöhnlichen Lächeln hinzu. »Ehrlich, er kann nicht einmal Knöpfe zumachen ohne Hilfe.«
Donald stand ohne ein Wort auf, nahm sein Jackett, das er auf einen Stuhl gelegt hatte, und sah auf Emily nieder. »Emily, eine Sache lernt ein Journalist ziemlich schnell -er riecht es, wenn jemand lügt. Und du hast mir gerade eine Lüge nach der anderen aufgetischt. Ich weiß nicht, was in Wirklichkeit vorgeht. Vielleicht erpresst er dich, oder er hat gedroht, dir etwas anzutun. Aber da du dir nicht von mir helfen lässt, kann ich nichts für dich tun.«
Als er sein Jackett anzog, sprang Emily auf. »Donald, es tut mir Leid, ehrlich. Ich versuche, dir etwas zu erklären, was ich selbst nicht verstehe. Wenn du nur ein bisschen Geduld hast, dann ...«
»Dann was?«, fiel er ihr ins Wort. »Dann entscheidest du dich für einen von uns? Dann weißt du, ob du mich, den du schon seit Jahren kennst, willst oder ihn, einen berüchtigten Verbrecher, der dir erst vor einer Woche über den Weg gelaufen ist? Du meinst, ich soll mich gedulden, bis du dir klar geworden bist, wer von uns beiden der Richtige für dich ist?«
»Ich ... ich weiß es nicht«, stammelte sie. »Ich verstehe gar nichts mehr. Mein Leben ist vollkommen durcheinander.«
»Gut, ich will es dir etwas leichter machen. Entweder er oder ich - darum geht es hier«, sagte er leise und ging.
Kapitel 13
Zwei Minuten, nachdem Donald gegangen war, kam Michael aus dem Schlafzimmer. Er trug eine Hose und ein Hemd, das er weder zugeknöpft noch in den Bund gesteckt hatte. So wie er aussah, kannte er jetzt die teuflische Auswirkung von zu viel Alkohol.
»Ich will kein Wort hören«, warnte Emily, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. »Kein einziges Wort. Ich möchte, dass du deine Taschen packst und von hier verschwindest, und zwar sofort.«
Michael setzte sich in den Sessel, der ihrem gegenüber stand. »Ich habe keine Taschen. Es sei denn, du meinst die Tüten aus dem Lebensmittelladen.«
Sie bedachte ihn mit einem boshaften Blick - sie wollte ihm zeigen, wie sehr sie ihn hasste. Er hatte dunkle Ringe unter den Augen, und sein Gesicht sah längst nicht so frisch und gesund aus wie sonst. »Gut«, meinte sie. »Ich freue mich, dass du dich elend fühlst. Das geschieht dir ganz recht. Du hast mein Leben ruiniert.«
Michael strich sich übers Gesicht. »Wenn es mich nicht gäbe, hättest du gar kein Leben mehr«, sagte er.
»Was soll das heißen? Mein Leben war schön und vollkommen in Ordnung, ehe du aufgetaucht bist, und genau das wird es wieder, sobald du wieder weg bist.«
»Du kannst jeden belügen, nur nicht mich. Du warst allein und einsam, bis ich dir begegnet bin. Kann ich irgendetwas gegen das dumpfe Gefühl in diesem Kopf tun? Und der Magen tut auch weh.«
Emily setzte eine hochmütige Miene auf und erhob
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