Ein Engel fuer Emily
das nicht passt, dann kann er ... kann er ...« Er sah sie Hilfe suchend an. »Wie sagen die Menschen immer? Ein Käfer werden?«
»Die Fliege machen. Abschwirren.«
»Genau. Können wir erst einmal etwas essen? Irgendetwas Weiches, damit ich nicht kauen muss.«
Sie lächelte widerwillig. »Ich glaube ehrlich, der Teufel hat dich mir geschickt, jedenfalls könnten deine Ideen vom Leibhaftigen persönlich stammen.«
»Lass das bloß nicht Adrian hören. Dieser Kopf würde platzen, wenn er sich sein Geschrei anhören müsste.«
Sie grinste schief. »Wird er dir eine Standpauke halten, wenn du Donald und mich auseinanderbringst oder unserer Beziehung einen dauerhaften Schaden zufügst?«
Einen Moment glaubte sie, Michael würde das abstreiten, aber dann verzog sich sein Mund. »Emily, meine Liebe, du bist einfach zu clever. Ich kenne nicht viele Regeln, nach denen ihr Sterbliche euch richtet, aber ich weiß, dass ich mich nicht einmischen darf. Das hat mich die Erfahrung gelehrt.«
»Ach? Und welche Erfahrungen sind das? Ist dir jemand auf die Schliche gekommen, als du arme Sterbliche im Gefängnis hast schmoren lassen, obwohl sie gar nichts verbrochen hatten?« Sie lachte, als sie Michaels betretenes Gesicht sah. »Komm, ich mach dir einen Pudding.«
»Das klingt gut«, meinte er. Er hatte keine Ahnung, warum sie über ihn lachte.
Kapitel 14
Emily warf noch einen Stapel Papiere in den Papierkorb, und als die Hälfte davon zu Boden rutschte, weil der Korb voll war, packte sie sie ärgerlich und schnitt sich an den scharfen Papierkanten zwei Mal in denselben Finger.
»Verdammt, verdammt!», brummte sie und saugte an ihrem Finger, während sie sich schwer auf den Schreibtischsessel fallen ließ. In ihrem Büro standen drei große Plastiksäcke voll überholter Broschüren, vergilbten Papiers und veralteter Druckschriften, die Emily schon vor Jahren hätte wegwerfen müssen, aber bis heute hatte sie weder die Zeit noch die Energie dafür gehabt.
Sie wandte sich dem Fenster und der untergehenden Sonne zu und sah sich nach etwas um, was sie sauber machen, wegwerfen oder aufräumen konnte. Sie war seit dem Morgen in der Bibliothek und hatte an ihrem kostbaren freien Tag Arbeiten erledigt, die sie hasste. Sie hatte etwas gebraucht, was sie von den Vorgängen in ihrem realen Leben ablenkte, in dem zwei Männer, die beide entschlossen zu sein schienen, sie in den Wahnsinn zu treiben, die Hauptrollen spielten.
Nachdem Donald am Morgen ihre Wohnung verlassen hatte, wollte sie ihn anrufen, aber er hatte den Hörer nicht abgenommen. Das zeigte, wie aufgebracht er war, denn das Telefon war ihm hoch und heilig, und er war normalerweise immer erreichbar. Sie ging zu ihm hinüber, klopfte an seine Wohnungstür, doch er reagierte nicht. Und als sie sah, dass sein Auto nicht mehr auf dem Parkplatz stand, wusste sie, dass er in die Stadt zurückgefahren war.
Michael war keine große Hilfe. Er freute sich sichtlich, dass Donald das Feld geräumt hatte und Emily den Tag mit ihm verbringen konnte.
Aber Emily verspürte plötzlich gar keine Lust mehr, mit irgendeinem Mann zusammen zu sein. Sie wollte allein sein und etwas Nützliches tun, während sie versuchte, zu einer Entscheidung zu kommen.
Und jetzt, nachdem sie stundenlang Akten aufgeräumt und das Archiv ausgemistet hatte, war sie müde, aber einer Entscheidung kein bisschen näher gekommen.
Donald war natürlich die Liebe ihres Lebens. Aber er war immer so » beschäftigt<< Und ständig unterwegs. Es gab Zeiten, in denen sie sich so einsam fühlte, dass sie mit den Schauspielern und Moderatoren im Fernsehen redete. Sie träumte von einem normalen Leben mit einem gemeinsamen Frühstück am Morgen und davon, Pläne fürs Wochenende machen zu können, ohne Angst haben zu müssen, dass der Mann an ihrer Seite zu einem unvorhergesehenen Ereignis gerufen wurde.
Sie vermutete jedoch, dass viele Frauen ihr Los teilten - Frauen, die mit Ärzten, Feuerwehrmännern oder anderen verheiratet waren, deren Berufe sie zwangen, das Familienleben zu vernachlässigen.
Aber mit Michael! Es war schön, mit ihm zusammen zu sein. Er war so aufmerksam, so ... und doch gehörte er nicht zu ihr, rief sie sich ins Gedächtnis. Was wusste sie schon von ihm? Einerseits war er ein gesuchter Verbrecher, andererseits der warmherzigste, sanfteste Mann, dem sie je begegnet war. Er war ...
»Was haben Sie mit meinem Mann angestellt?«
Emily sah blinzelnd auf. Eine große, dunkelhaarige Frau
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