Ein Engel fuer Emily
der nächsten war er bei der Schützin und hatte die Pistole in der Hand.
»Elender Bastard!«, schrie die Frau und stürzte sich auf ihn. Er packte sie und hielt sie fest, als sie ihn mit Fäusten, den gefährlichen Schuhen und ihren Zähnen attackierte.
»Geh raus, Emily«, sagte Michael, als die Frau an seinen Haaren zerrte und ihre Zähne in seine Schulter schlug. Emily sah, dass Michael Schmerzen litt, und hielt nach etwas Ausschau, womit sie die Angreiferin schlagen und von Michael abdrängen konnte, aber sie entdeckte nichts. »Geh!«, befahl Michael. »Sofort!«
Emily zögerte keinen Augenblick mehr. Sie rannte hinaus in die Nacht. Als sie die kühle Luft einatmete, beruhigte sie sich so weit, dass sie wieder einigermaßen klar denken konnte. Sie konnte Michael nicht mit dieser Wahnsinnigen allein lassen, aber was sollte sie tun? Die Polizei zu rufen war kaum die richtige Lösung.
Ehe sie einen Entschluss fassen konnte, flog die schwere Eingangstür der Bibliothek auf, und die Fremde lief an Emily vorbei, ohne auch nur einen Blick in ihre Richtung zu werfen.
Emily drückte sich gegen die Hausmauer und hoffte, dass die Frau nicht auf sie aufmerksam wurde. Sie sah keine Pistole, aber sie konnte nicht sicher sein, ob es Michael gelungen war, sie zu behalten.
Erst als sich Emily um das Hauseck wagte, fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Diese Person hatte ihre Handtasche unter dem Arm! Bilder von Kreditkarten, Schlüsseln und dem Pillendöschen, das ihr Vater ihr geschenkt hatte, wirbelten vor ihrem geistigen Auge.
Ohne nachzudenken, rannte Emily der Diebin hinterher.
Die Frau im roten Kostüm steuerte schnurstracks Emilys Auto an und hielt bereits den Schlüssel in der Hand.
»Sie werden meinen Wagen nicht stehlen!«, brüllte Emily und stürzte sich mit einem Riesensprung auf die Frau. Später konnte sich Emily nicht mehr erinnern, was als nächstes geschah, weil alles rasend schnell ging. Plötzlich tauchte Michael wie aus dem Nichts auf, packte sie und schleuderte sie gegen die Hausmauer. Sie prallte mit einer solchen Wucht gegen die Wand, dass sie fast das Bewusstsein verlor.
Benommen richtete sie sich auf und sah, wie Michael den Wagen erreichte, als die Frau die Tür öffnete und einstieg.
Mit einem Mal wurde der Himmel hell, und die Welt explodierte. Emily versuchte, mit dem Arm ihre Augen vor der Hitze zu schützen und drehte das Gesicht zur Mauer.
Im nächsten Moment sprang sie auf und wollte auf das flammende Inferno zulaufen, das einmal ihr Auto gewesen war. Michael hatte die Hand an der Fahrertür gehabt, kurz bevor die Hölle losgebrochen war - dann hatte sie ihn nicht mehr gesehen.
Es war unmöglich, sich dem brennenden Auto zu nähern - die Hitze war zu stark. Der Geruch nach Benzin lag in der Luft, und die Flammen loderten bis zu den Bäumen. Nach ein paar vergeblichen Versuchen, zur Fahrertür zu gelangen, gab Emily auf und wich ein paar Schritte zurück. Ihre Augen brannten, und ihre Haut fühlte sich an, als wäre sie verbrannt.
»Michael«, flüsterte sie, als sie noch weiter zurücktrat.
Als sie sich an die kühle Mauer des Hauses lehnte und die grelle Feuersäule entsetzt anstarrte, glaubte sie, eine Bewegung in den Flammen wahrzunehmen.
»O mein Gott«, hauchte sie. »Einer von ihnen ist noch am Leben.« Ihr wurde übel. Nicht auszudenken, welche Qualen jemand ausstehen musste, der einer solchen Hitze ausgesetzt war.
Noch während sie wie gelähmt das Geschehen verfolgte, bildete sich inmitten der roten Flammen eine Lichtsäule, die aus purem Gold zu bestehen schien. Emily beobachtete mit weit aufgerissenen Augen, wie die Säule immer größer wurde und sich erneut bewegte -sie kam direkt auf sie zu! Sie drückte sich an die Mauer und hob die Hände, um sich zu schützen.
Die goldene Säule entfernte sich immer weiter von dem brennenden Auto, und als sie nur noch wenige Meter von Emily entfernt war, fiel das Licht von dem Kern ab wie die Schale von einem Ei, und Michael stand plötzlich strahlend vor ihr.
Das Licht verblasste immer mehr, und erst jetzt fiel ihr auf, dass Michael unversehrt war, nicht einmal seine Kleider waren angesengt.
Das alles war zu viel für Emily; sie spürte, wie das Blut aus ihrem Kopf wich und sie langsam in eine gnädige Ohnmacht versank. Sie merkte nur noch, dass sie nicht fiel, weil Michaels starke Arme sie auffingen.
Kapitel 15
Sobald sie aufwachte, packte sie das helle Entsetzen, und sie hätte die Flucht ergriffen, wenn sie nicht
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