Ein Engel fuer Emily
klopfen, stürmte sie zur Treppe, wo Michael sie bereits erwartete. »Ich hab’s gefunden«, rief er und hielt das Notebook hoch, sodass sie den Bildschirm sehen konnte. »Es war nicht in den Textdateien, sondern bei den Fotos. Ich wusste gar nicht, dass man auch Bilder in diesen Dingern speichern kann. Ich hatte keine Ahnung ...«
Er brach ab und schaute sich auf dem Dachboden um. Alle Truhen, Schränke und Kisten waren offen und der Inhalt war überall verstreut.
»Der Captain hat mir berichtet, dass du alles gründlich durchstöberst, aber...«
Emily kniff die Augen zusammen. »Würdest du mir jetzt dieses Foto zeigen und aufhören, Bemerkungen über Dinge zu machen, die dich nichts angehen?«
»Willst du wissen, wo die Rubine sind?«
Emily hatte am liebsten »ja!«, geschrien, aber sie hielt ihr Temperament im Zaum. Michael hatte sie seit Tagen nicht beachtet, und er verdiente es, kühl abgefertigt zu werden. »Wenn der Captain mich zu dem Versteck führen will, dann kann er das tun, aber er kann es auch sein lassen, den ich müsste die Rubine ohnehin der Stadtverwaltung übergeben, weil dieses Haus der Stadt gehört.«
»Ah ja, natürlich«, sagte Michael. »Und es würde dir gar keinen Spaß machen, sie zu finden, hab’ ich recht?«
»Könntest du bitte davon Abstand nehmen, dich über mich lustig zu machen, und mir lieber erzählen, was du gefunden hast?«
Er reichte ihr das Notebook. »Einer der hier abgebildeten Männer ist für die Mordanschläge auf dich verantwortlich. Wer sind sie, und was haben sie mit dir zu tun? Womit hast du einen von ihnen verärgert?«
Emily bedachte Michael mit einem funkelnden Blick, dann sah sie sich das Foto an. Drei Männer in Anglerkleidung lachten in die Kamera und hielten vier Fische hoch, die kaum größer waren als Goldfische.
»Ich habe diese Typen noch nie im Leben gesehen. Woher stammt dieses Foto?«
»Es war da drin gespeichert«, sagte Michael, als hätte sie gerade die dümmste Frage der Welt gestellt.
»Wer hat es gespeichert und warum?«
Michael lauschte einen Moment, dann erklärte er, Donald habe alle Fotos selbst eingegeben.
»Eingescannt«, korrigierte Emily ihn automatisch. »Dies ist also nur eines von vielen Fotos?«
»Ja. Es gibt etwa fünfzig. Nein, Alfred sagt, es sind genau einundsiebzig, und nur wenige sind beschriftet, deshalb weiß er nicht, wer diese Leute sind.«
»Donald weiß es bestimmt.«
»Sollen wir ihn anrufen und fragen?«, schlug Michael mit einem Lächeln vor.
»Möglicherweise ist er ein bisschen ... verärgert, weil wir uns seinen Computer ausgeborgt haben.« Emily erwiderte das Lächeln. Sobald sich ihre Blicke trafen, wandte sich Michael ab.
Emily holte tief Luft. Auf keinen Fall würde sie ihn nach dem Grund für sein distanziertes Verhalten fragen -sie wollte gar nicht wissen, was mit ihm los war oder -noch schlimmer - was sie falsch gemacht hatte. Sollte er doch schmollen, solange er wollte. Und je früher sie herausfanden, warum er hier auf Erden war, um so früher konnte er sich wieder auf und davon machen, während sie zur Normalität zurückkehren würde.
»Sie sehen nett aus, diese Männer«, sagte sie und studierte das Foto eingehend. »Ob sie wohl verheiratet sind?«
»Einer von ihnen versucht, dich umzubringen, aber die anderen beiden sind vielleicht noch zu haben. Wir müssen lediglich in Erfahrung bringen, wer welche Absichten verfolgt.«
»Ich habe eine Idee. Warum arrangierst du nicht ein Treffen mit allen Dreien. Derjenige, in den ich mich unsterblich verliebe, ist ganz bestimmt der Mörder.«
Das brachte Michael zum Lachen, und trotz seiner Entschlossenheit wurde er ein wenig zugänglicher. »Gut, aber das erfordert einige Vorbereitungen. Morgen Abend gibt es eine große Party in der Stadt. Dort ist jemand, den du kennen lernen sollst - es ist bereits alles geregelt. Jetzt muss ich nur noch in Erfahrung bringen, wo sich diese drei Männer aufhalten, dann kann ich sie dazu bringen, ebenfalls zu dieser Party zu gehen. Sobald ich ihnen gegenüberstehe, weiß ich, welcher von ihnen es auf dein Leben abgesehen hat.«
»Und kannst du auch herausfinden, warum er mich töten will?«
»Ich kann ihn dazu bewegen, es uns zu sagen.«
»Und was dann? Wie willst du ihn von dem Mord abbringen? Kannst du ihn ausschalten, ehe er mir etwas antut? Wie wär’s mit einer kleinen Herzattacke?«
Michael sah sie entgeistert an. »Gott entscheidet über Leben und Tod. Engel sind nicht zu solchen Dingen befugt«,
Weitere Kostenlose Bücher