Ein Engel fuer Emily
gab er streng zurück, als hätte sie seinen Ehrencodex verletzt.
»Was kannst du tun, wenn du weißt, wer mir nach dem Leben trachtet - ich möchte das wirklich gern wissen.«
Michael machte einen verstörten Eindruck. Offensichtlich hatte er sich darüber noch gar keine Gedanken gemacht. »Ich weiß es nicht. Wenn ich ihn kenne, kann ich Verbindung zu seinem Schutzengel aufnehmen und mir Klarheit über vieles verschaffen. Gibt es abgesehen von Donald noch jemanden, der uns sagen könnte, wer diese Männer sind?«
»Woher soll ich das wissen? Ich bin ja nicht einmal gescheit genug, um Captain Madisons Geheimnis zu erfahren - wie kommst du darauf, dass ein Schwachkopf wie ich wissen könnte, welche Leute diese drei Angler kennen?«
»Emily!«, brauste Michael auf. »Dies ist nicht der richtige Zeitpunkt für diese Spielchen. Die Sache ist ernst. Einer dieser Männer will dich ermorden, und wir müssen ihn daran hindern. Ich bin überzeugt, dass du weißt, wer uns helfen kann. Ich muss diese Männer zu der Party locken und dich heraussäubern ...«
»Irene«, fiel ihm Emily ins Wort. »Und was soll das überhaupt heißen - du musst mich >heraussäubern«
Michael sah sie an, als läge das auf der Hand und bedürfe keiner weiteren Erklärung. »Ruf Irene an und sag ihr, dass wir kommen, dann ...«
»Herausputzen! Das hast du gemeint, stimmt’s?« Michael hatte einmal eine Fernsehsendung gesehen, in der Frauen verschönert wurden und die Zuschauer sie vor und nach der Verwandlung sehen konnten. Damals hatte er sich empört, dass die Menschen nur auf Äußerlichkeiten achteten und die Seelen dieser Frauen nicht erkannten. Aber er schien seine Ansichten darüber geändert zu haben. Jetzt wusste Emily, was sie von seinen Schwärmereien über ihre Schönheit zu halten hatte.
»Gehen wir zum Telefon«, forderte sie kurzangebunden. »Emily, ich wollte damit nicht sagen, dass du nicht ...« Er beendete den Satz nicht. Er straffte die Schultern und drehte sich zur Treppe um. »Ruf sie lieber gleich an. Wir haben noch eine Menge zu erledigen.«
Emily folgte ihm und hoffte, dass er jeden ihrer Gedanken lesen konnte.
Emily erreichte Irene im Büro.
»Emily!«, rief Irene erstaunt, nachdem sie sich gemeldet hatte. »Wo steckst du? Weißt du, dass das FBI in meiner Wohnung war und bei mir nach dir gesucht hat? Und dieser Egomane, den du heiraten wolltest, hat mich drei Mal angerufen. Was, um alles in der Welt, hast du angestellt?«
»Du würdest mir kein Wort glauben, wenn ich es dir erzählte. Hör mal, ich brauche deine Hilfe.«
»Du kannst jederzeit auf mich zählen, Liebes. Ich bin ja so froh, dass du dich aus den Fängen von Mr. News befreit hast. Ich tue alles, was du willst. John könnte auch helfen, ich bringe ihn schon dazu.«
John war Irenes Boss und ergebener Liebhaber.
»Weißt du etwas von einer großen Party, die in der nächsten Zeit in der Stadt steigt? Ich meine keine private Feier, sondern ein gesellschaftliches Ereignis.«
»Du meinst den Ragtime-Ball?«
»Ja,' vermutlich. Kannst du mir eine Einladung verschaffen? Das heißt - ich brauche zwei Einladungen.«
»Machst du Witze? Ich selbst bin auch nicht eingeladen. Da werden nur ganz hohe Tiere eingelassen. Seit wann bist du auf so was aus? Ich hätte nie gedacht, dass du davon träumst, auf Tuchfühlung mit den Reichen und Schönen der Gesellschaft zu gehen.«
»Davon träume ich auch gar nicht. Ich muss nur unbedingt ein paar Männer kennen lernen.«
Irene schwieg einen Moment, dann sagte sie: »Emily, damit hast du mir den Tag gerettet. Endlich packst du die Sache richtig an.«
»Das ist es nicht - es ist wichtig für mich, ein paar bestimmte Leute zu treffen, ich bin nicht auf Männerfang aus. Außerdem möchte ich dich um einen großen Gefallen bitten. Würdest du dir ein Foto von drei Männern ansehen und mir sagen, ob du sie kennst? Ich muss unbedingt in Erfahrung bringen, wer sie sind. Ich kann dir das Foto per E-Mail schicken.«
»Gut. Ich tue mein Bestes. Wenn sie von hier sind, kenne ich sie bestimmt, ansonsten frage ich mm. Schick mir das Foto, ich rufe dich zurück, sobald ich Näheres weiß. Gib mir deine Nummer.«
Michael legte die Hand auf Emilys Arm und schüttelte den Kopf. Aber sie hätte ohnehin nicht verraten, wo sie zu erreichen war. Sie wusste nicht einmal, ob dieses illegale Telefon überhaupt eine Nummer hatte.
»Ich schicke das Foto ab und melde mich später wieder bei dir.«
»Sehr klug, Liebes. Könnte durchaus
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