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Ein Engel im Winter

Ein Engel im Winter

Titel: Ein Engel im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Musso
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einer Zentnerlast befreit.
    Der Arzt erklärte ihm ausführlich alle Untersuchungsergebnisse, doch Nathan hörte nicht mehr zu. Er wusste das Entscheidende: Er würde nicht sterben – zumindest nicht in absehbarer Zeit.
    Als er wieder im Auto saß, las er aufmerksam die Schlussfolgerungen am Ende jedes Abschnittes des medizinischen Gutachtens. Kein Zweifel: Er war völlig gesund. Er hatte sich sogar selten so wohl gefühlt. In wenigen Minuten hatte sich seine Stimmung völlig verändert.
    Er warf einen Blick auf seine Uhr. Brauchte er wirklich Urlaub? Wäre es nicht besser, sich wieder an die Arbeit zu machen, da kein Anlass mehr zur Beunruhigung bestand? Nathan Del Amico ist wieder an Bord. Abby, bringen Sie mir die Akte Rightby’s und machen Sie einen Rundruf wegen meiner stornierten Termine. Könnten Sie heute Abend etwas länger bleiben, wir haben viel zu tun!
    Nein. Er wollte nichts überstürzen. Er war klug genug, um zu wissen, dass etwas nicht stimmte. Und er wollte unbedingt Bonnie abholen.
    Er ließ den Motor des Jeeps an und fuhr Richtung Central Park West.
    Er hatte Appetit auf Alkohol und Zigaretten. Er kramte in der Tasche seines Anzugs, fand die Zigarettenschachtel, holte zwei Zigaretten heraus. »Ich zünde sie niemals an, ich trage sie nur bei mir, um etwas in den Händen zu halten«, ahmte er ziemlich schlecht seine eigenen Worte nach. Dann zündete er beide Zigaretten gleichzeitig an und lachte vergnügt. Seine letzte Stunde hatte noch nicht geschlagen.

Kapitel 8
    Wir sind also ganz allein
    in der Dunkelheit dieses Lebens?
    Frage aus dem Film Abyss
    von James Cameron

    Zu Hause angekommen bereitete er sich eine Pasta zu – Penne rigate mit Basilikum und Parmesan. Dazu trank er eine Flasche kalifornischen Wein. Nach dem Essen stellte er sich noch mal unter die Dusche, schlüpfte in einen Kaschmirpullover mit Rollkragen und wählte einen eleganten Anzug. Dann ging er ins Parkhaus, ließ den Jeep stehen und nahm den Jaguar. Ach, wie wohl er sich doch fühlte! Morgen würde er wieder im Park laufen, und er würde Peter bitten, ihm Karten für ein gutes Basketballspiel im Madison Square Garden zu besorgen. Im Handschuhfach suchte er unter den vielen CDs, die er gern beim Fahren hörte, ein Album von Eric Clapton heraus, legte es in den CD-Player und genoss als Kenner den unvergesslichen Riff von Layla.
    Das war echte Musik!
    In seinem Urlaub würde er vor allem eines tun: sich Zeit nehmen für all die Dinge, die er gern tat. Er hatte Geld, lebte in einer der schönsten Städte der Welt – das Leben könnte wahrlich schlimmer sein.
    Nathan war erleichtert. Wirklich. Diesmal hatte er Angst gehabt, das musste er zugeben. Aber im Moment empfand er nicht einmal den geringsten Schmerz. Na also, es war nur ein bisschen Stress. Diesen Tribut musste er wohl an die moderne Zeit entrichten.
    Nachdem er die Musik lauter gestellt hatte, öffnete er das Seitenfenster und stieß einen kleinen Schrei gen Himmel aus, während er den Motor aufheulen ließ. Wohl wissend, dass er etwas zu viel kalifornischen Chardonnay getrunken hatte, zwang er sich, langsamer zu fahren. Es war nicht der passende Augenblick für einen Unfall.
    Er stellte den Wagen auf die Fähre und ließ sich zum Krankenhaus übersetzen, das er am Vortag aufgesucht hatte. Aber Dr.   Goodrich war nicht da. »Zu dieser Zeit finden Sie ihn im Zentrum für Palliativmedizin«, erklärte die Empfangsdame und kritzelte ihm eine Adresse auf ein Post-it.
    Nathan stürmte hinaus. Es war ihm wichtig, dass Garrett die Ergebnisse seines Check-ups erfuhr. Fünf Minuten später stand er vor dem Zentrum für Palliativmedizin, einem schönen Bauwerk aus rosa Granit, das von viel Grün umgeben war.
    Als er die Tür im Erdgeschoss aufstieß, hatte er ein seltsames Gefühl. Der Ort machte nicht unbedingt den Eindruck einer typischen Klinik. Es gab weder komplizierte medizinische Geräte, noch herrschte die im Krankenhaus übliche Geschäftigkeit. In der Eingangshalle prangte ein großer, traditionell geschmückter Weihnachtsbaum. Unter dem Baum stapelten sich eine Menge Geschenkpakete. Nathan wandte sich zu einer gläsernen Terrassentür, die auf einen kleinen, hell erleuchteten und schneebedeckten Park hinausging. Die Nacht war bereits hereingebrochen, einige weiße Flocken wirbelten durch die Luft. Er drehte sich um, lenkte seine Schritte auf einen Flur, der zu einem großen Gemeinschaftssaal führte, dessen Wände mit purpur- und goldfarbenen Stoffen verkleidet

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