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Ein Engel im Winter

Ein Engel im Winter

Titel: Ein Engel im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Musso
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ihrer Tasche zu kramen, weshalb sie von Tylers Manöver nichts mitbekam. Erst recht nicht, da dieser unmittelbar danach dem Anwalt freundlich zuwinkte.
    Dreckiges Arschloch, dachte Nathan, als der Wagen sich entfernte.
    Internationaler Flughafen von San Diego
    »Meine Damen und Herren, wir bitten die Passagiere für den Flug United Airlines 5214 nach Los Angeles sich am Flugsteig Nummer 25 einzufinden. Bitte halten Sie Ihre Bordkarte und Ihren Pass bereit.«
    Bei diesem Aufruf erhoben sich etwa vierzig Reisende auf einmal von ihren Metallstühlen, um vor dem Einstiegsschalter eine Doppelreihe zu bilden. Sie würden die Ersten sein, die ins Flugzeug stiegen.
    Bonnie stand zwischen ihnen und hörte Musik aus ihrem tragbaren MP3-Player und wackelte mit dem Kopf im Rhythmus der Violinenakkorde von Hillary Hann. Garrett kaute an seinem fünften Schokoriegel, und Nathan schaute mit verlorenem Blick durch die Fenster und tat so, als interessiere er sich für das von den Fluglotsen dirigierte Ballett der Flugzeuge.
    Wenige Minuten später überfiel ihn eine dunkle Vorahnung: Und wenn er Mallory nie mehr wiedersehen würde?
    Ihre Geschichte durfte so nicht enden. Er musste seine Frau wiedersehen, wenigstens ein letztes Mal.
    Seine Begegnung mit Mallory war das Beste, was ihm je passiert war. Zweifellos war es zu spät für eine zweite Chance, aber er hatte zumindest das Recht, von ihr Abschied nehmen zu dürfen, ohne sich Vince Tylers Beleidigungen anhören zu müssen.
    Garrett reichte der Stewardess gerade seine Bordkarte. Nathan zog ihn am Ärmel.
    »Ich fliege nicht mit«, sagte er schlicht.
    »Wollen Sie wieder zurück?«
    »Ich muss sie ein letztes Mal sehen. Sie muss wissen, dass …«
    Goodrich unterbrach ihn:
    »Tun Sie, was Sie nicht lassen können«, erklärte er lakonisch.
    »Ich nehme Bonnie mit.«
    »Lassen Sie sie hier, sie ist bei mir gut aufgehoben.«
    Sie traten zur Seite, um die anderen Passagiere vorbeizulassen, die langsam unruhig wurden.
    Nathan beugte sich zu seiner Tochter hinunter. Bonnie nahm den Kopfhörer ab und lächelte.
    »Hör mal, mein Liebling, ich habe vergessen, Mama etwas zu sagen, also werden wir beide den nächsten Flieger nehmen.«
    Das kleine Mädchen schaute zu Goodrich auf. Obwohl sie im Allgemeinen eher ängstlich war, hatte sie zu dem Riesen sofort Vertrauen gefasst. Sie zögerte, bevor sie vorschlug:
    »Vielleicht kann ich ja mit Garrett fliegen?«
    Nathan war sehr überrascht von ihrer Reaktion. Er strich ihr übers Haar.
    »Bist du sicher, dass alles in Ordnung ist, Liebling?«
    »Muy bien«, antwortete sie und umarmte ihn.
    Nathan musterte Goodrich. Nur wenigen Menschen auf der Welt hätte er seine Tochter anvertraut, und sei es nur für ein paar Stunden, doch der Arzt gehörte ohne jeden Zweifel zu diesen Menschen.
    Ja, er vertraute Goodrich. Ungeachtet seiner ein wenig morbiden Macht war Bonnie in seiner Begleitung in Sicherheit. Wie auch immer, der Bote war nicht für sie da, sondern für … ihn.
    »Sie fühlt sich bei mir aufgehoben«, wiederholte Goodrich. »Vergessen Sie nicht, ich bin eine Lebensversicherung.«
    Nathan musste unwillkürlich lächeln. Er holte Bonnies Ticket aus seiner Tasche und reichte es dem Arzt.
    »Ich werde mich bemühen, einen Platz im nächsten Flieger zu bekommen«, sagte er und bahnte sich einen Weg rückwärts durch die Menge.
    »Holen Sie sie im Zentrum ab«, rief Garrett ihm nach. »Sorgen Sie sich nicht, ich kümmere mich um alles.«
    Nathan verließ den Abflugbereich im Laufschritt. Er rannte aus dem Flughafen, rief ein Taxi und ließ sich nach La Jolla fahren.

Kapitel 20
    Ohne jeden Zweifel besteht eine Ähnlichkeit zwischen der Freundschaft und der Liebe.
    Die Liebe könnte man sogar als die Torheit der Freundschaft bezeichnen.
    Seneca

    Der Regen fiel in Strömen.
    Er hatte an der Tür geläutet, aber Mallory war noch nicht zurückgekehrt.
    Von der anderen Straßenseite aus beobachtete er die wenigen Autos, die diese kleine Abkürzung nahmen, um die Hauptstraße zu erreichen.
    Verdammt noch mal, das war ja die reinste Sintflut. Und nirgends ein Platz, um sich unterzustellen. Er brauchte gar nicht daran zu denken, unter einem der Verandadächer der umliegenden Häuser Schutz zu suchen: Die Leute in dieser Gegend waren bekannt dafür, dass sie beim geringsten verdächtigen Individuum die Polizei riefen. Besser wäre es also, sich gar nicht erst bemerkbar zu machen, auf die Gefahr hin, bis auf die Knochen durchnässt zu werden.
    Das

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