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Ein Engel im Winter

Ein Engel im Winter

Titel: Ein Engel im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Musso
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hat, dann vor allem seinetwegen: Ihre Beziehung mit Nathan bildet den Fixpunkt ihres Lebens, eine Quelle des Glücks, die sie um jeden Preis erhalten will.
    Als sie gerade zu resignieren beginnt, erscheint er plötzlich oben an der Gangway. Da ist er, mit seiner Mütze der Yankees auf dem Kopf und in dem hellblauen Ringelpullover, den sie ihm zum Geburtstag geschenkt hat.
    Da er nicht erwartet, abgeholt zu werden, schaut er sich kaum um. Sie macht sich nicht gleich bemerkbar, sondern lässt ihn erst zum Förderband gehen und sein Gepäck abholen.
    Dann ruft sie laut seinen Namen.
    Er dreht sich um, macht ein völlig überraschtes Gesicht, stellt seinen Rucksack ab, um zu ihr zu eilen und sie zu umarmen.
    Sie lässt sich in seine Arme fallen und genießt diesen kostbaren Moment. Sie bettet ihren Kopf an seine Schulter, atmet seinen Duft ein wie ein berauschendes Parfüm. Getröstet von seiner Nähe schließt sie für eine lange Minute die Augen und erinnert sich an die guten Düfte ihrer Kindheit, in der die Schwierigkeiten und die Sorgen des Lebens noch nicht existiert hatten.
    »Ich wusste, dass du bis ans Ende der Welt kommen würdest, um mich zu sehen«, scherzt sie. Dann küsst sie ihn.
    Er schaut ihr in die Augen und sagt feierlich:
    »Ich würde sogar noch viel weiter gehen, viel weiter als bis ans Ende der Welt …«
    In diesem Augenblick weiß sie mit Sicherheit, dass er der Mann ihres Lebens ist.
    Und dass es immer so sein würde.
    »Ich habe dich nicht kommen hören«, murmelte Nathan und öffnete die Augen.
    Sie stellte eine Tasse mit heißem Kaffee auf einen Hocker aus Naturholz.
    »Ich habe deine Hose in den Wäschetrockner getan. Du kannst dich bald wieder anziehen.«
    »Danke.«
    Sie waren verlegen, ohne Anknüpfungspunkte, wie ein ehemaliges Liebespaar, das sich früher sehr nahe gestanden hat, bevor es durch die Wechselfälle des Lebens getrennt wurde.
    »Ist das dein Gepäck?«, fragte er und wies auf zwei Reisetaschen, die neben dem Eingang standen.
    »Man hat mich gebeten, an einer Vorbereitungskonferenz für das Sozialforum in Porto Alegre teilzunehmen. Ich hatte erst wegen Bonnie abgesagt, aber jetzt, nachdem du sie früher abgeholt hast …«
    »Du fliegst nach Brasilien?«
    »Nur für drei oder vier Tage. An Weihnachten bin ich wieder zurück.«
    Mallory öffnete eine Tasche und suchte etwas darin.
    »Hier, zieh das an, oder du wirst dir den Tod holen«, sagte sie und hielt ihm ein verschlissenes T-Shirt hin. »Es ist ein altes, aber ich glaube, es passt dir noch.«
    Er faltete das T-Shirt auseinander und erkannte es. Er hatte es an jenem unvergesslichen Abend getragen, als sie sich zum ersten Mal geliebt hatten. Das war sehr lange her.
    »Ich wusste nicht, dass du es aufgehoben hast.«
    Um die Situation zu überbrücken, nahm sie einen Schal, der auf dem Sofa herumlag, und wickelte sich darin ein.
    »Brrr .es ist wirklich ziemlich kalt«, bibberte sie. Sie verschwand für einige Sekunden und kehrte mit einer Flasche mexikanischem Tequila zurück. »Hier ist eines der besten Mittel, um sich aufzuwärmen«, sagte sie und reichte ihm ein Glas.
    Zum ersten Mal seit einer Ewigkeit sah er seine Frau lächeln, und dieses Lächeln war für ihn bestimmt.
    »A tu salud!, wie Bonnie sagen würde.«
    »A tu salud!«, antwortete Nathan.
    Sie stießen mit ihren Gläsern an und tranken den Tequila traditionsgemäß in einem Zug.
    Sie nahm sich ein Stück von seiner Decke und setzte sich neben ihn auf das Sofa. Sie legte den Kopf an seine Schulter. Dann schloss sie die Augen.
    »Es ist ganz schön lange her, dass wir uns unterhalten haben, nicht wahr?«
    Der Regen peitschte an die Fenster und hinterließ lange senkrechte Spuren auf den Scheiben.
    »Sag mir, was dich beunruhigt.«
    »Nichts«, log Nathan.
    Er hatte beschlossen, ihr nichts von den Boten zu erzählen. Diese Geschichte war zu irrational, an der Grenze zum Übernatürlichen. Mallory könnte ihn für verrückt halten und sich sorgen, weil er Bonnie bei Goodrich gelassen hatte.
    Aber sie gab nicht auf:
    »Das glaube ich dir nicht. Wovor hast du Angst?«
    Diesmal sagte er die Wahrheit.
    »Dich zu verlieren.«
    Mit enttäuschtem Gesichtsausdruck zuckte sie die Schultern.
    »Ich glaube, wir haben uns schon verloren.«
    »Man kann jemanden auf verschiedenen Ebenen verlieren.«
    Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
    »Was meinst du damit?«
    Statt auf ihre Frage zu antworten, fragte er sie:
    »Wie sind wir dahin gekommen,

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