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Ein Engel im Winter

Ein Engel im Winter

Titel: Ein Engel im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Musso
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süße Leben in Kalifornien, da hast du es , dachte er und musste laut niesen.
    Er fühlte sich dämlich und hundeelend zugleich, der Macht des Todes ausgeliefert, die schwer auf seinen Schultern lastete.
    Was tust du eigentlich hier?
    Mallory würde vielleicht den ganzen Tag nicht nach Hause kommen oder Tyler würde sie begleiten. In jedem Fall hätte sie für ihn nur Gleichgültigkeit und Desinteresse, selbst wenn er sie allein träfe, das wusste er genau.
    Scheiße! Er war vollkommen durchnässt. Er zitterte. Noch nie zuvor hatte er so stark das Gefühl gehabt, sein Leben verpfuscht zu haben.
    Im selben Augenblick, in dem der Regen doppelt so heftig zu peitschen begann, hielt der Porsche vor dem kleinen Haus.
    Nathan kniff die Augen zusammen. Von der Stelle aus, an der er stand, konnte er nicht viel sehen, aber er hatte den Eindruck, dass weder Mallory noch Tyler aus dem Auto stiegen. Vielleicht unterhielten sie sich noch, vielleicht küssten sie sich sogar?
    Er versuchte ein wenig näher heranzugehen, doch der dichte Regenvorhang schützte das Wageninnere vor indiskreten Blicken. Zwei oder drei Minuten später stieg Mallory aus dem Auto, schien einen Moment zu zögern, lief dann aber rasch ins Haus. Der Porsche entfernte sich mit großer Geschwindigkeit und spritzte auf seinem Weg alles nass.
    Kurz darauf gingen nach und nach im Haus die Lichter an, und er konnte Mallorys Silhouette hinter den Musselinvorhängen erkennen.
    Er fühlte sich einsam, verwundbar und wusste nicht genau, was er tun sollte. Er, der sich stets brüstete, ein Mann der Tat zu sein, sah sich vollkommen handlungsunfähig. Hatte es überhaupt einen Sinn, dieser Frau zu erklären, dass er sie immer noch liebte?
    Plötzlich ging die Tür auf. Er sah sie auf die Straße laufen, als würde sie vom stürmischen Regen mitgerissen.
    Was ist denn in sie gefahren, ohne Regenschirm rauszugehen? , fragte er sich.
    Im selben Moment durchzuckten Blitze den Himmel und Donner grollte.
    Sie drehte sich einmal um sich selbst, schaute in alle Richtungen, dann rief sie:
    »Nathan?«
    Ein Duft nach Zimt entströmte den Kerzen.
    Er hatte sein Hemd ausgezogen und trocknete sich kräftig mit einem Handtuch ab.
    In dem trostlosen Regen wirkte Mallorys Haus noch wohnlicher als sonst. Blumen und Farben zauberten eine heitere Atmosphäre ins Wohnzimmer. Er merkte, dass es weder einen Tannenbaum noch eine Weihnachtsdekoration gab, aber das überraschte ihn nicht: Weihnachten hatte bei seiner Frau schon immer eine gewisse Beklemmung ausgelöst.
    Er hängte seine Jacke und seine Hose auf einen Bügel und den Bügel über den Heizkörper. Dann wickelte er sich in eine dicke Decke, bevor er sich in den Haufen bunter Kissen, die auf dem Sofa verstreut waren, fallen ließ. Damit störte er eine getigerte Katze beim Mittagsschlaf. Da sie nicht aus ihrem weichen Versteck vertrieben werden wollte, miaute sie verärgert.
    Es war weder eine Perser noch eine Siamkatze, sondern ein großer, ganz gewöhnlicher Kater, der sich in diese Gegend verirrt und den Mallory als Gesellschaft für Bonnies Hasen bei sich aufgenommen hatte.
    »Hallo, du da, hab keine Angst.«
    Der Anwalt nahm den Kater behutsam hoch, um sich neben ihn zu setzen. Nachdem er ihm ein wenig den Kopf gekrault hatte, zeigte sich der Kater bereit, sein Revier zu teilen, und begann zufrieden zu schnurren.
    Nathan lehnte sich zurück, ließ sich vom melodischen Schnurren der Katze einlullen und fühlte sich plötzlich so müde, dass ihm die Augen zufielen.
    Draußen tobte unvermindert das Gewitter, und rasch aufeinander folgende Blitze zerschnitten den Himmel, während es bedrohlich donnerte.
    Mallory stand in der Küche und kochte Kaffee.
    Sie hatte das Radio eingeschaltet, das leise einen alten Song von Van Morrison spielte, den sie sehr mochte.
    Die Tür führte zum Wohnzimmer. Mallory lehnte sich ein wenig zur Seite, um Nathan heimlich zu beobachten. Sie sah, dass er die Augen geschlossen hatte, und eine große Woge der Zärtlichkeit überkam sie wie früher, wenn sie seinen Schlaf beobachtet hatte.
    Wie hatte sie vorhin seine Anwesenheit spüren können, ohne zu wissen, dass er nicht ins Flugzeug gestiegen war? Sie würde sich das nie erklären können. Es war einfach so. Eine geheimnisvolle Kraft hatte sie plötzlich in den Regen hinausgetrieben, um ihn wiederzufinden. Sie war sich ganz sicher gewesen, dass er dort war, dass er auf der anderen Straßenseite auf sie wartete. Diese Dinge ereigneten sich nicht zum

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