Ein Engel mit kleinen Fehlern
verschwinden.
Sie rief eine alte Freundin an. Amy betrieb ein Reisebüro und hatte ihr schon oft geholfen. Sie war gern bereit, die Namen auf Barbara Smithfields Liste in ihren Buchungscomputer einzugeben.
Eine halbe Stunde später rief Amy zurück.
Rae klemmte sich das Handy ans Ohr und rief ihren Stadtplan auf.
"Ich habe hier etwas für dich", sagte ihre Freundin. "Ein Peter Smithfield hat vom Dreiundzwanzigsten bis zum Dreißigsten letzten Monats im Days Inn gewohnt. Dann ist da noch ein John H. Walsh..."
"Sein Cousin."
"Walsh war vom Einunddreißigsten bis zum Fünften im Villa Bay, Peter Johnstone vom Achten bis zum Vierzehnten."
"Peter Johnstone ist ein Deckname, den Smithfield schon mal benutzt hat", sagte Rae.
Sie legte den Zeigefinger auf den Monitor. Die drei Hotels lagen alle an der Sweetbrier Road in der Nähe der Bushaltestelle.
"Und jetzt kommt der Knüller", verkündete Amy. "Eine gewisse Sylvia Applegate hat eine Wohnung gemietet."
Rae warf einen Blick auf die Liste. "Seine Freundin."
"Sie hat am Fünfzehnten ein Zweizimmerapartment im Garden Towers an der West Terrelton Avenue bezo
gen.
Nummer 4 B."
Rae fand es auf ihre Karte. "Ich habe es. Das Hotel Tropical Breeze liegt genau gegenüber. Schätze, ich werde ein wenig Urlaub am Wasser machen. Danke, Amy. Du bist ein Schatz."
"Ja, das bin ich", erwiderte ihre Freundin lachend.
"Sag mal, weißt du zufällig, wem die Wohnung gehört."
"Augenblick, ich sehe mal nach ... Da steht es. Elliston Enterprises, Ltd."
"Eine Firma?" fragte Rae erstaunt.
"Sicher."
Rae verabschiedete sich rasch. Sie musste schnell handeln.
Zuerst musste sie die Polizei abschütteln. Vor allem Gabriel MacLaren. Das war einfacher gesagt als getan. Aber sie wollte Peter Smithfield vor ihm finden.
Schließlich hatte sie ihren Stolz.
Gabriels Kollege war kein Problem. Rae hatte ihn zwei Mal abgehängt, sich aber wieder finden lassen, damit er keinen Verdacht schöpfte.
Als sie noch nach ihrem Wohnungsschlüssel suchte, öffnete Barbara Smithfield die Tür. Die Kinder drängten sich an ihrer Mutter vorbei.
"Ein Hundebaby!" riefen sie.
"Er heißt Tom", sagte Rae und übergab ihn Sarah, die sofort mit ihm ins Wohnzimmer rannte. Ihre Geschwister eilten hinterher.
"Ist etwas nicht in Ordnung?" fragte Barbara besorgt.
"Alles okay. Aber ich bin Ihrem Exmann auf den Fersen und muss meine Bewacher lange genug loswerden, um ihn aufzuspüren. Könnten Sie eine Weile auf Tom aufpassen?"
"Gern." Barbara legte eine Hand auf Raes Arm. "Es ist doch nicht gefährlich? Denn wenn ja, ist mir das Geld egal. Ich komme schon irgendwie klar ..."
"Es ist nicht gefährlich", erwiderte Rae. "Nur kompliziert. Ich werde unter falschem Namen im Tropical Breeze absteigen. Das Nötigste kann ich in der Handtasche mitnehmen, aber ich brauche mehr. Deshalb packe ich ein paar Sachen zusammen, die mir per Kurier ins Hotel gebracht werden. Könnten Sie das erledigen?"
Barbara nickte.
"In meinem Nachttisch ist etwas Geld. Das können Sie zum Einkaufen nehmen."
Rae stopfte Kosmetika, Wäsche, Zahnbürste, Zahnpasta und eine Bürste in die Tasche. "Barbara, auf dem Schreibtisch liegt ein FedEx-Versandformular. Könnten Sie es mir holen?"
Sie füllte es aus. Als sie die Empfängerspalte erreichte, hatte sie einen ebenso verrückten wie grandiosen Einfall.
Mrs. G. MacLaren schrieb sie nach kurzem Zögern.
Das geschieht ihm recht, dachte sie zufrieden. Auf die Idee, sie unter seinem eigenen Namen zu suchen, würde er nie im Leben kommen.
8. KAPITEL
"Finden Sie sie, MacLaren", brummte Captain Petrosky. "Mir ist egal, was Sie davon halten. Der Fall ist heiß, und ich will ihn gelöst haben."
"Sir, ich ..." begann Gabriel.
"Ich wiederhole mich nur ungern. Finden Sie sie! Haben Sie mich verstanden?"
"Ja, Sir."
Der Captain hatte heute eine miserable Laune, und Gabriel war schlau genug, sich nicht mit ihm anzulegen. Leise ging er hinaus.
Rae hatte ihn hereingelegt. Kaum hatte Brett Wilson ihn abgelöst, war sie verschwunden. Spurlos. Es war nicht seine Schuld, aber er nahm es verdammt persönlich. Wenn er sie in die Hände bekam, würde er ...
Sie küssen, sie schmecken, sie berühren. Er würde sie so besitzen, wie ein Mann eine Frau besitzen konnte. Im Bad, auf dem Bett, dem Fußboden, dem Rücksitz eines Wagens.
Er würde sie finden. Und dann würde Rae Ann Boudreau ein blaues Wunder erleben.
Rae saß in der Halle des Hotels Tropical Breeze und beobachtete den Eingang des
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