Ein Erzfeind zum Verlieben
berichtete er, der Baron habe binnen Minuten, nachdem er mit McAlistair allein gelassen worden war, hastig ein umfassendes Geständnis abgelegt. Lord Eppersly behauptete, von Mr Hartsinger erpresst worden zu sein, die Banknoten zu benutzen, nachdem er selbst in seiner Verzweiflung einige davon für Mirabelles künftige Pflege an das Irrenhaus gezahlt hatte. Er bestritt, etwas von einer Druckplatte zu wissen, und als man ihn fragte, wie er an die gefälschten Geldscheine gekommen sei, antwortete er nur, es habe ein großer Scherz sein sollen.
Da bis zu McAlistairs Rückkehr diesbezüglich wohl keine weiteren Informationen zu erhalten waren, ging Whit nach oben, wo er zum zweiten Mal innerhalb von vierzehn Tagen vor Mirabelles Zimmer stand und voller Sorge auf Nachrichten wartete. Er lehnte Essen und Trinken ab und weigerte sich, Fragen zu beantworten. Bei dem Gedanken an Essen drehte sich ihm der Magen um, und er konnte keine Antworten geben, die er nicht hatte.
Der Arzt, großzügig bezahlt, um der Familie Cole auf Abruf zur Verfügung zu stehen, erschien binnen einer halben Stunde. Er verbrachte nach Whits Empfinden eine außerordentlich lange Zeit in Mirabelles Zimmer, bevor er endlich herauskam und vermeldete, Miss Brownings Wunden seien nicht lebensbedrohlich, doch sie werde am Morgen wahrscheinlich sehr unangenehme Kopfschmerzen und ein überaus unansehnliches blaues Auge haben. Dann händigte der Arzt Whit eine Liste mit Anweisungen aus, wie im Falle eines Schlages auf den Kopf mit dem Patienten umzugehen sei, welche Whit an Mrs Hanson weiterreichte mit dem ausdrücklichen Befehl, jedes Mitglied des Haushaltes habe ihren Inhalt auswendig zu lernen.
Danach machte er sich auf die Suche nach William. Wieder einmal fand er ihn in der Bibliothek, wo er offensichtlich wieder einmal von Lady Thurston gequält wurde.
Sie standen vor dem Kamin und würdigten Whit bei seinem Eintreten kaum eines Blickes.
»Sie haben gesagt, sie sei in Sicherheit«, beschuldigte Lady Thurston William, und ihre Stimme klang so scharf, dass man damit Glas hätte schneiden können. »Etwas Derartiges hätte niemals geschehen dürfen.«
Whit blieb vor einem kleinen Lesetisch stehen und funkelte die beiden an. »Wovon redet ihr?«, fragte er, wurde jedoch rundweg ignoriert.
»Ich hätte die List niemals vorgeschlagen, wenn ich auch nur für einen Moment gedacht hätte, ihre Sicherheit sei gefährdet«, verteidigte sich William.
»Welche List?«, erkundigte sich Whit, doch es half ihm nichts. Weder seine Mutter noch William verschwendeten auch nur einen Blick in seine Richtung.
»Mr Lindberg und Christian hätten uns über die mögliche Gefahr informieren müssen …«, begann Lady Thurston.
»Niemand hat je berichtet, dass der Baron in seiner Gegenwart gewalttätig geworden sei«, unterbrach William sie. »Und niemand von uns hat Hartsingers Beteiligung vermutet.«
»Woher haben Sie von Mr Lindberg gewusst …«, versuchte es Whit.
»Hatten Sie während all dieser Jahre Scheuklappen auf?«, zischte Lady Thurston.
»Lindberg und Christian sind herausragende Mitglieder meiner …«
»Genug!« Whit schlug mit der Faust auf den Tisch. »Das ist verdammt noch mal genug!«
Seine Mutter richtete sich auf. »Whittaker Vincent, ich werde eine derartige Sprache in meinem Haus nicht dulden.«
»Lady Thurston, es ist mein Haus, und im Moment schere ich mich keinen Deut darum, was Sie dulden. Setzen Sie sich.«
»Nun«, sagte sie verschnupft. Sie straffte empört die Schultern, sah sich jedoch um, fand einen Stuhl nach ihrem Geschmack und setzte sich geziert auf die Kante. »Nun.«
William folgte ihrem Beispiel und nahm neben ihr Platz, auch wenn seine Haltung eher resigniert denn gekränkt wirkte.
Whit unterdrückte das Bedürfnis, auf und ab zu gehen. »Ich will Antworten. William, Sie fangen an.«
»Ja, ja, natürlich.« William zupfte an seiner Halsbinde, stellte jedoch fest, dass sie bereits gelöst war, und riss sie stattdessen herunter. »Ihre Mutter und ich hatten das Gefühl … Nein, nein, ich sollte am Anfang beginnen, nicht wahr?« Er stieß einen gewaltigen Seufzer aus. »Vor siebzehn Jahren habe ich dem verstorbenen Herzog von Rockeforte auf dem Sterbebett etwas geschworen. Ich wurde mit einer List dazu gebracht, um ehrlich zu sein, aber nichtsdestoweniger …«
»Was war das für ein Schwur?«, unterbrach ihn Whit.
William rutschte auf seinem Stuhl herum, und eine feine Röte stieg ihm in die Wangen. »Ich habe
Weitere Kostenlose Bücher