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Ein Erzfeind zum Verlieben

Ein Erzfeind zum Verlieben

Titel: Ein Erzfeind zum Verlieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alissa Johnson
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nach der Pistole grapschten.
    Die Kutsche wurde langsamer. Oder doch nicht? Wurde das Klappern der Räder nicht leiser? Als sie neben der Kutsche Hufgetrappel hörte und Whits Stimme, die ihren Namen rief, tat ihr Herz einen Sprung. Wenn sie nur lange genug durchhalten konnte …
    Hartsinger bekam die Waffe zu fassen, rutschte ab, als sie sich wehrte, und griff erneut zu.
    So schnell sie Mut gefasst hatte, so schnell verlor sie ihn nun wieder. Sie würde die Waffe nicht festhalten können. Sie war nicht stark genug. In wenigen Sekunden würde Hartsinger die Pistole in der Hand halten. Und er würde damit nicht seine einzige Geisel erschießen. Er würde auf Whit zielen.
    Ohne weiter nachzudenken, drehte sie die Pistole, zielte instinktiv zur Seite, weg von ihrem Gesicht, und stieß sich mit letzter Kraft so weit ab, wie Hartsingers Gewicht es zuließ.
    Dann drückte sie ab.
    Das Geräusch war ohrenbetäubend, ein schmerzhafter Knall, der ihr in den Ohren hallte, und ein brennender Schmerz an ihrem Brustkorb ließ sie aufschreien.
    Doch selbst durch den Lärm und den Schmerz hörte sie Mr Hartsinger kreischen. Hatte sie ihn getroffen? Sie hatte die Waffe abgefeuert, um sie nutzlos zu machen, aber wenn es ihr gelungen war, ihn dabei zu verletzen, umso besser.
    »Mirabelle!«
    Wieder hörte sie Whit rufen und gleichzeitig das unverkennbare Geräusch, als der Kutschenschlag aufgerissen wurde. Dann folgte die herrliche Erleichterung, als Mr Hartsinger von ihr fortgeschleudert wurde. Doch erst als Whits starke, vertraute Hände sie zum Sitzen hochzogen, öffnete sie die Augen.
    »Wo bist du getroffen worden? Mirabelle, wo …?« Er entdeckte den Riss in ihrem Kleid und die Verbrennung auf ihrem Brustkorb und fluchte heftig.
    »Ich bin nicht getroffen.« Sie blickte hinab und kniff die Augen zusammen. »Nun, vielleicht ein bisschen.«
    Mit zitternden Händen strich er über die Wunde. »Sie blutet nicht. Du blutest nicht.«
    »Nein. Ich habe von mir weggezielt.«
    »Du …?« Erneut fluchte er, und es war zwar schwer zu erkennen, aber sie hatte den Eindruck, dass er den Kopf schüttelte. »Wo bist du noch verletzt? Mirabelle, Liebste, sieh mich an.«
    Sie hätte es gern getan, dachte sie, wenn er nur für einen Moment stillgehalten hätte. Doch er streichelte ihr unablässig mit unsicheren Händen über Arme, Rücken und Gesicht. Und dauernd bewegte er den Kopf, um sie zu küssen – ihre Augen, ihren Mund, ihr Haar. Weil ihr nur noch schwindliger wurde, wenn sie versuchte, ihn anzusehen, schlang sie einfach die Arme um ihn und schmiegte sich an ihn.
    Er folgte ihrem Beispiel und drückte sie so fest an sich, dass sie protestiert hätte, wenn es sich nicht so richtig angefühlt hätte.
    »Es geht dir gut«, flüsterte er. Er nahm sie auf die Arme und hob sie von der Kutsche herunter, dann vergrub er das Gesicht an ihrem Hals. »Ich habe den Schuss gehört. Sag mir, dass es dir gut geht.«
    An ihn geschmiegt nickte sie. »Es geht mir gut.«
    Ein Zittern überlief ihn, dann löste er sich von ihr und umfasste mit beiden Händen ihr Gesicht. »Hat er dir etwas angetan?«
    »Nein.«
    Sanft strich er mit dem Daumen über die Wunde auf ihrer Wange. »Ich bin zu spät gekommen.«
    »Nein, das war mein Onkel«, erklärte sie und fühlte sich schon etwas weniger benommen. »Du bist gerade noch rechtzeitig gekommen …«
    »Ich bin zu spät gekommen«, wiederholte er, und sie begriff, dass er nicht nur von dieser Nacht sprach.
    »Jetzt bist du ja hier«, flüsterte sie. Und da es so war und weil er es ebenso zu brauchen schien wie sie, schlang sie erneut die Arme um ihn.
    »Ich möchte nach Hause, Whit«, sagte sie in seinen Mantel hinein. »Mein Kopf tut weh. Bringst du mich nach Hause?«
    »Das werde ich, Liebste.« Sanft fuhr er ihr mit den Fingern durchs Haar und verkrampfte sich, als er die Beule ertastete, wo der Pistolenknauf sie getroffen hatte.
    »Es geht mir gut«, versicherte Mirabelle ihm. »Ich möchte einfach nur nach Hause.«
    »Und ich bringe dich auch nach Hause, Liebling, ich verspreche es.«Behutsam stellte er sie auf dem Tritt der Kutsche ab. »Aber ich brauche noch einen Moment. Kannst du noch etwas warten?«
    Sie nickte und dachte, es habe etwas mit der Kutsche und den Pferden zu tun. Stattdessen griff er mit grimmigem Gesicht in die Kutsche und nahm Hartsingers Waffe. »Bleib hier.«
    Das tat sie nicht. Wie hätte sie es auch gekonnt, wenn Whit mit einer Pistole in der Hand davonmarschierte? Sie folgte ihm um

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