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Ein Erzfeind zum Verlieben

Ein Erzfeind zum Verlieben

Titel: Ein Erzfeind zum Verlieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alissa Johnson
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verkehrte, blieb Miss Willory nichts anderes übrig, als ihr falsches Lächeln festzuhalten und durch zusammengebissene Zähne zu antworten.
    »Es ist gewiss entzückend.«
    »Oh«, hauchte Mirabelle honigsüß und ergriff Whits Arm fester, »Sie machen sich keine Vorstellung.«
    »Gehen wir?«, schlug Whit hastig vor.
    Das Gespräch, das Whit und Mirabelle entlang des Weges führten, war steif und unbeholfen. Das Fehlen von Streitigkeiten war immer noch so neu, und es entstanden lange Phasen, in denen sie sich anschwiegen. Mirabelle wünschte sich von ganzem Herzen, die anderen hätten sich ebenfalls angeschwiegen, doch es gab zwar einen deutlichen Mangel an intelligenter Unterhaltung, aber keinerlei Mangel an belanglosem Geplapper.
    »Wie hübsch alles ist!«, rief Miss Willory aus. »Ich schwöre, ich könnte auf diesem Weg leben!«
    »Aber was ist mit den Zigeunern?«, keuchte Miss Stills auf, als bestünde tatsächlich Gefahr, dass Miss Willory all ihren weltlichen Gütern entsagte, um im Wald von Haldon zu hausen.
    »Oder dem Einsiedler McAlistair«, fügte Miss Sullivan hinzu. »Oh, seht nur diese großen, runden Dinger!«
    »Oh! Sie sind stachelig.«
    »Oh! Was kann das nur sein? Lord …«
    »Kastanien«, teilte Mirabelle ihnen mit, obwohl sie gewettet hätte, dass sie das sehr gut wussten.
    »Seien Sie nicht töricht, Miss Browning«, fuhr Miss Willory sie an, sichtlich verärgert darüber, dass ihre Frage von jemand anderem als Seiner Lordschaft beantwortet wurde. »Ich weiß, wie eine Kastanie aussieht. Mein Onkel mag sie recht gern. Lord Thur…«
    »Es ist die äußere Schale«, warf Mirabelle ein. Es war zweifellos kleinlich von ihr, dass sie eine solche Befriedigung darin fand, Miss Willory in die Quere zu kommen, aber sie konnte sich einfach nicht überwinden, sich darum zu scheren.
    Miss Heins stieß mit dem Stiefel nach einer Kastanie. »Es sieht aus wie eine Kastanie.«
    »Lord Thurston?«, fragte Miss Willory und ignorierte Miss Heins.
    »Es ist eine Kastanie«, bestätigte er.
    »Wie klug Sie doch sind!«, säuselte sie. »Sie müssen uns erzählen, wie …«
    »Miss Browning wäre als Lehrerin eine bessere Wahl. Sie hat die einheimische Flora und Fauna recht gründlich studiert.«
    »Es ist nur ein Steckenpferd«, sagte Mirabelle mit einem verblüfften Blick in Whits Richtung. Sie hatte gar nicht gewusst, dass er ihre Interessen kannte.
    »Heißt das, Sie sind ein Blaustrumpf, Miss Browning?«, fragte Miss Willory in herablassendem Tonfall. »Eine große Botanikerin?«
    »Wohl kaum, aber ich besitze einige flüchtige Kenntnisse. Der Baum, neben dem Sie stehen, ist zum Beispiel eine Traubeneiche, und die Ranke, die sich darum herumwindet, ist Toxicodendron radicans, eine Spezies, die aus Amerika eingeführt worden ist – besser bekannt als Giftsumach.«
    »Oh!«
    Tatsächlich war die Ranke eine harmlose, normale Efeuart, aber die Pflanze würde gewiss nichts gegen die Lüge einzuwenden haben. »Wollen wir weitergehen?«
    Der Weg um den See folgte größtenteils dem Uferverlauf. Aber es gab einen kleinen Abschnitt, wo die Gruppe einen steilen Hügel hinauf- und zwischen Bäumen hindurchgehen musste. Der Weg wurde hier etwas schwieriger, Mirabelles Meinung nach jedoch durchaus lohnend. Die Höhe und die Entfernung vom See ermöglichten spektakuläre Ausblicke auf das Wasser. Es machte ihr nicht einmal etwas aus, stehen zu bleiben, als einige der anderen sich von dem Aufstieg erholen mussten.
    »Es ist wunderschön«, murmelte Miss Heins leise, als sie den Gipfel des Hügels erreicht hatten.
    »Es ist vor allem«, beklagte sich Miss Willory, »schlammig.«
    Auf dem Hügel war es fast immer ein wenig feucht. Die steile Seite erhielt mehr Sonnenlicht und konnte daher trocknen, aber die dichtere Belaubung und die ebene Fläche führten hier oben häufig zu kleinen Schlammpfützen und hinter einer Biegung zu einem längeren verschlammten Abschnitt.
    »Wir müssen ganz einfach umkehren.«
    »So schlimm ist es gar nicht«, versicherte ihr Mirabelle. »Um die ärgsten Stellen kann man herumgehen.«
    »Nun, ich bin mir sicher, dass es Ihnen nichts ausmacht, Miss Browning, nicht in diesem alten Ding. Wie ungemein klug von Ihnen, ein …« Sie wedelte mit der Hand, als würde sie nach dem richtigen Wort suchen. »… Kleid zu tragen, bei dem es nicht schlimm wäre, wenn es vom Saum bis zum Hals mit Schlamm bespritzt würde.«
    »Dieses alte Ding« war Mirabelles bestes Tageskleid gewesen, bis sie das

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