Ein Erzfeind zum Verlieben
Recht auf ihren Stolz«, antwortete sie. »Ich nehme schon genug von deiner Mutter an – von deiner Familie.«
»Du hast nichts genommen, das nicht aus freien Stücken angeboten worden wäre.«
»Trotzdem …«
»Es ist nur für ein Kleid, Herrgott noch mal«, fuhr er mit einer ungeduldigen Handbewegung fort.
»Ganz recht. Ich kann nicht verstehen, weshalb du dich so darüber aufregst.« Sie schüttelte den Kopf, als er den Mund öffnete, um Einwände zu erheben. »Dies ist nicht der richtige Ort, um darüber zu reden.«
»Du hast recht.« Er trat an ein Fenster und schob es auf. »Klettere hindurch.«
Sie starrte ihn an, dann das Fenster, dann wieder ihn. »Was?«
»Klettere durch«, wiederholte er und gestikulierte mit der Hand. »Es ist mein Studierzimmer.«
»Natürlich ist es dein Studierzimmer«, erwiderte sie sarkastisch. »Wo solltest du auch sonst mit meinem Ruf Schindluder treiben?«
»Ich treibe gar nichts. Niemand kann uns sehen, Mirabelle, und ich möchte mit dir unter vier Augen sprechen. Steig hindurch.«
»Nein.«
»Klettere hindurch«, knirschte er, »sonst werfe ich dich hinein.«
Zwischen Sprachlosigkeit und Wut hin- und hergerissen funkelte Mirabelle ihn an. Sie war drauf und dran, etwas wie »Das würdest du nicht wagen« zu sagen, aber seine entschlossene Miene verriet ihr, dass er es doch wagen würde.
Sie trat zum Fenster.
»Du hältst dich nicht an unsere Abmachung«, brummte sie, setzte sich auf das Fenstersims und schwang die Beine darüber und in den angrenzenden Raum hinein.
»Du kannst mich morgen wegen Vertragsbruchs vor Gericht bringen. Jetzt spring hinunter.«
Sie tat wie geheißen, drehte sich um und sah zu, wie er durch das Fenster stieg, das er ebenso wie die Vorhänge hinter sich schloss.
»Das ist vollkommen unnötig«, verkündete sie, während er zwei Kerzen auf dem Schreibtisch entzündete. »Ich werde mich nicht dafür entschuldigen, dass ich für meine eigene Kleidung aufkomme.«
»Ich will deine Entschuldigung nicht«, erwiderte er. »Ich möchte, dass du dir meine anhörst.«
Verblüfft sah sie zu, bis er die Kerzen entzündet hatte und den Raum durchquerte. »Ich … es gibt nichts, wofür du dich entschuldigen müsstest.«
»Du hast dich auf Haldon Hall unwohl gefühlt«, erwiderte er. »Unwohl dabei, zu erbitten oder anzunehmen, was du brauchtest. Das ist meine Schuld.«
»Es gibt keine Schuld«, widersprach sie. »Ich habe mich nicht unwohl gefühlt …«
»Lüg mich nicht an, Kobold.«
»Also schön, ich habe mich bei deinen Almosen nicht unwohler gefühlt als bei den Almosen von jemand anderem.«
Er fluchte leise. »Es sind keine Almosen.«
»Natürlich sind es welche. Aus freien Stücken gegeben, wie du sagtest, aber dennoch Almosen. Wie würdest du dich in meiner Lage fühlen?«
»Das ist nicht dasselbe.«
»Oh? Warum nicht?«
»Weil ich ein Mann bin.«
»Und dir ist ein Stolz gestattet, der mir versagt ist?«, fragte sie hitzig.
»Nein. Mir ist es gestattet zu arbeiten«, korrigierte er sie. »Es ist meine Verantwortung, mich um das Wohl derer zu kümmern, die es nicht dürfen.«
»Ich könnte Gouvernante werden oder eine bezahlte Gesellschafterin …«
Seine Miene wurde hart. »Das wirst du verdammt noch mal nicht.«
»Ich werde verdammt noch mal tun, was immer …« Sie unterbrach sich und hob eine Hand, als er den Mund öffnete, um etwas zu sagen. »Wir werden uns nicht einigen, Whit. Könnten wir nicht übereinkommen, dass es keine Einigung gibt?«
»Nein.«
»Wenn wir den Frieden zwischen uns wahren wollen, wie wir es deiner Mutter versprochen haben«, sagte sie, »werden wir einen Kompromiss finden müssen.«
Es verging ein Moment, bevor er sprach. »Was für einen Kompromiss?«
»Ich gebe zu, dass mein Stolz mich vielleicht ein wenig starrsinnig gemacht hat.« Sie ignorierte sein geringschätziges Schnauben und fuhr fort. »Und ich werde mich in Zukunft bemühen, mich den Hilfsangeboten deiner Mutter zugänglicher zu zeigen. Aber du darfst nicht darauf drängen. Mein Stolz gehört zu dem, was mich ausmacht. Ich werde ihn nicht gegen eine hübsche Garderobe eintauschen.«
»Du bist ein so vernünftiges Mädchen«, sagte er nach kurzem Schweigen. »Wieso ist es uns in der Vergangenheit nicht gelungen, miteinander auszukommen?«
»Wenn es um dich ging, war ich überhaupt nicht vernünftig. Kommt dir der Kompromiss entgegen?«
Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Nein, aber ich werde ihm vorläufig zustimmen.«
Er
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