Ein Ex, ein Kuss - und neues Glück?
wie sie. Gleichzeitig war ihr klar, dass er sich nie dazu herablassen würde, mit einer Vierzehnjährigen wie ihr zu einer Schulparty zu gehen …
Die Mädchen, mit denen er sich stattdessen verabredete, taten ihr direkt leid. Alle bildeten sie sich anfangs ein, mit ihm den Hauptgewinn gezogen zu haben. Aber Grace wusste es besser. Er hatte ihr anvertraut, dass er sich nichts sehnlicher wünschte, als endlich der Kleinstadt Maybridge zu entkommen und die große, weite Welt zu erobern. Das hatte er schließlich auch getan … und jetzt war er wieder da, wenn auch nur vorübergehend.
Josh stand auf, ging einen Schritt zurück und stellte Posies leere Trinkflasche auf das Tischchen neben dem Sessel.
„Die Flasche wäre eben fast auf den Boden gefallen“, erklärte er. „Ich habe sie schnell aufgefangen, damit du nicht aufwachst. Elspeth hat mich vorhin reingelassen. Sie hat mich gebeten, dich nicht zu stören.“
Dafür war es jetzt zu spät. Viel zu spät. Josh hatte ihr Leben schon vor vielen Jahren restlos auf den Kopf gestellt.
„Ist sie schon weg?“
Er nickte. „Sie meinte, sie würde morgen noch mal anrufen.“
„Elspeth war eine riesengroße Hilfe. Sie hat sich um alles gekümmert, ist ans Telefon gegangen und hat das Essen nach der Beerdigung organisiert. Jetzt braucht sie dringend Ruhe. Immerhin war sie Phoebes beste Freundin, das Ganze ist ihr sehr nahegegangen.“
Auch Josh sah ziemlich mitgenommen aus, wahrscheinlich hatte er auf seinem Flug nach London kaum geschlafen. Er war blass, und sein Blick wirkte glasig. „Wie geht es dir denn?“, erkundigte sie sich.
„Darüber mache ich mir irgendwann später Gedanken.“
„Wann denn? Wenn du wieder in Sydney bist?“
„Jetzt bleibe ich erst mal hier“, gab er zurück. „Bis alles geregelt ist.“
„Wie meinst du das – alles?“
„Michael hat mich als Testamentsvollstrecker benannt. Also muss ich mich um den Nachlass kümmern.“
„Das ist doch innerhalb einer Woche erledigt“, gab Grace zurück und bereute ihre Worte sofort. Bestimmt trauerte er sehr um seinen Bruder – selbst wenn er es sich nicht anmerken ließ. „Entschuldige bitte, das tut mir leid.“
„Du brauchst dich nicht zu entschuldigen.“ Er blickte zu ihr auf und atmete tief durch. „ Mir tut es schrecklich leid … für dich. Du und Phoebe, ihr wart euch so nah. Sie war doch so etwas wie eine Mutter für dich.“
„Viel besser als unsere Mutter.“
„Ich weiß.“ Er betrachtete sie eingehend. „Hast du eigentlich schon mit ihr gesprochen? Mit eurer Mutter? Weiß sie, was passiert ist?“
Grace schüttelte den Kopf.
Ihre Mutter war ein ruheloser Geist und ließ sich nur hin und wieder in Maybridge blicken. Dann zog sie schon wieder weiter, an den nächsten Ort. Phoebe hatte ihr zwar irgendwann mal ein Handy gekauft, aber das benutzte sie nie, und eine Kontaktadresse hatte sie auch nie durchgegeben.
„Vor ein paar Monaten haben wir von ihr eine Karte aus Indien bekommen. Keine Ahnung, ob sie immer noch da ist.“ Grace seufzte. „Elspeth hat dort schon im Konsulat angerufen und allen Leuten Bescheid gesagt, bei denen sie sich eventuell melden könnte. Aber offenbar ist sie noch schwieriger zu erreichen als du.“
„Es tut mir leid, Grace. Ich bin von Nepal aus direkt nach Sydney zurückgeflogen. Dass du in Hongkong angerufen hattest, habe ich da nicht mehr mitbekommen.“
„Du warst in Nepal?“ Dann fiel ihr wieder ein, dass er etwas vom Himalaja gesagt hatte. „Was hast du da eigentlich gemacht?“
„Das war eine Art Pilgerreise.“
„Pilgerreise?“
„Na ja, ich wollte von dort aus Michael anrufen. Ihm davon erzählen, wie die Sonne gerade vor meinen Augen hinter dem Gebirgsmassiv untergeht. Aber meine Hände waren so steif vor Kälte, dass mir das Handy in eine Felsspalte gefallen ist.“ Er schob die Hände in die Hosentaschen, als müsste er sie immer noch aufwärmen. „Eigentlich hatten wir zusammen dorthin reisen wollen.“
„Wirklich? Das wusste ich gar nicht.“
„Ja, das haben wir geplant, nachdem sich unsere Eltern getrennt hatten. Bevor er Phoebe kennengelernt hat.“
Grace runzelte die Stirn. „Sie hätte bestimmt nichts dagegen gehabt.“
„Vielleicht konnte er einfach nicht ohne sie sein, nicht mal für einen Monat. Mit Phoebe ist sein größter Traum in Erfüllung gegangen.“
Nur Josh ist ganz allein geblieben, dachte Grace. Und seine Eltern hatten sich auch nicht für ihn interessiert. Nach ihrer Trennung
Weitere Kostenlose Bücher