Ein Ex, ein Kuss - und neues Glück?
Phoebe ausgetragen, die ihr damals ein Zuhause geschenkt hatte.
Jetzt saßen Grace und Posie beide im Sessel und schliefen. Beziehungsweise: Grace saß, und Posie hatte sich an ihre Schulter gekuschelt.
Seit Posies Geburt vor drei Monaten hatte Michael seinem Bruder immer wieder Babybilder geschickt und ihn über die Entwicklung des Kindes auf dem Laufenden gehalten. Davon, dass Josh nie reagiert hatte, hatte er sich nicht beirren lassen.
Von Grace schickte er keine Fotos – bis zur Taufe, und da war sie nur auf einem Gruppenbild zu sehen. Als Taufpatin hielt sie Posie auf dem Arm, links und rechts von ihr standen Michael und Phoebe. Alle lächelten glücklich in die Kamera. Wahrscheinlich hatte Michael ihm das Bild nicht zuletzt deswegen geschickt, damit Josh sah, was er verpasst hatte.
Ihm war es egal, er interessierte sich nur für Grace. Deshalb hatte er sie und Posie aus dem Gruppenbild ausgeschnitten, den Bildausschnitt vergrößern lassen und in seine Brieftasche gesteckt.
Auf dem Foto wirkte sie entspannt und fröhlich. Aber ein Foto war eben nur ein zweidimensionales Abbild der eigentlichen Person. Man konnte ihre Wärme nicht spüren, ihren Duft nicht wahrnehmen. Man konnte die Grace auf dem Bild zwar berühren, aber sie gab einem nichts zurück. Eigentlich hatte sie ihm schon lange nichts mehr zurückgegeben, wenn er zu Hause zu Besuch gewesen war, sondern war immer auf Abstand zu ihm gegangen.
Immerhin hatte er sich inzwischen daran gewöhnt, dass sie ihr wunderschönes langes Haar irgendwann im letzten Jahr hatte abschneiden lassen und jetzt einen kurzen Bob trug. Und dass ihre jungenhafte Figur inzwischen sehr weibliche Formen angenommen hatte.
Das Bild, das sich ihm jetzt bot, war allerdings durch und durch echt. Es war eine sehr intime Szene, wie sie nur ein Ehemann und Vater zu Gesicht bekam. Josh blieb reglos stehen und traute sich kaum zu atmen. Am liebsten hätte er diesen Augenblick für immer festgehalten: Grace und das friedlich schlummernde Baby Posie. Ganz langsam, wie in einer Zeitlupe, glitt das leere Trinkfläschchen aus Graces Schoß zu Boden.
Blitzschnell bückte er sich, um das Fläschchen aufzufangen, bevor es auf die Küchenfliesen aufschlug und die beiden Schlafenden weckte.
Zu spät – als er aufblickte, bemerkte er, dass Grace die Augen geöffnet hatte. Schwer zu sagen, ob sie wach war. Sie sah ihn zwar direkt an, ihr Blick wirkte allerdings verklärt, als ob sie immer noch träumte. Als würde sie ihn nicht richtig wahrnehmen. Er hielt die Luft an und wartete darauf, dass sie die Augen wieder schloss, um weiterzuschlafen.
Stattdessen setzte sie sich auf. „Michael?“ Sie blinzelte, betrachtete ihn eingehend, und dann runzelte sie die Stirn.
Josh erkannte genau, in welchem Moment ihre Erinnerung einsetzte und sie sich bewusst wurde, was passiert war. Unwillkürlich legte er ihr eine Hand auf den Arm, als könnte er dadurch die Zeit anhalten und wieder zurückdrehen, als könnte er Grace dadurch vor allem bewahren. „Grace …“
„Oh, Josh …“
Der ganze Schmerz, den sie empfinden musste, lag in diesen beiden Worten.
Josh kniete sich vor sie auf den Boden, zog sie in die Arme und hielt sie ganz fest.
Die letzten zehn Jahre lang hatte er immer wieder daran gedacht, wie es sich angefühlt hatte, sich an sie zu schmiegen, ihr seidiges Haar auf seiner Haut zu spüren und ihre weichen, süßen Lippen … Sie hatte so unschuldig gewirkt und damit gleichzeitig sein Verlangen geweckt. Sein Verlangen nach einer Erfahrung, von der er bis dahin nicht geglaubt hatte, dass er sie jemals machen wollte.
Damals hatte er sich zu etwas hinreißen lassen, das er sich nicht verzeihen konnte. Und dann hatte er sich einfach aus seinem eigenen Bett geschlichen, in dem Grace kurze Zeit später aufgewacht war – allein.
So ist es am besten für uns beide, hatte er sich immer wieder eingeredet.
Grace brauchte Sicherheit. Jemanden, der immer für sie da sein würde, auf den sie sich verlassen konnte. Aber Josh zog es nun mal in weite Welt. Er brauchte absolute Unabhängigkeit und die Freiheit, Risiken einzugehen, um sein Unternehmen aufzubauen. So, wie er es sich immer vorgestellt hatte.
Aber nichts von dem, was er seitdem erlebt hatte, konnte die Erinnerung an diese eine Nacht mit Grace verblassen lassen. Schon gar nicht seine überstürzte Ehe, die er kurz darauf schon wieder beendet hatte. Die ganze Zeit hatte er sich immer nur nach Grace gesehnt. Und in den letzten zwölf
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