Ein Ex, ein Kuss - und neues Glück?
untergebracht war, einen dankbaren Mann an Land gezogen, der sich über ein Date mit ihr freute.
Josh sollte auf keinen Fall glauben, dass sie die ganze Zeit nur auf seinen Besuch wartete! Darauf, dass er sie in die Arme schloss, um ihr zu sagen, was für ein Idiot er die ganze Zeit gewesen war. Dass er endlich eingesehen hatte, dass sie zusammengehörten.
Inzwischen war von ihren vielen Männerbekanntschaften nur noch Toby übrig geblieben. Er hatte schnell durchschaut, worum es ihr eigentlich ging, und hatte offenbar nichts dagegen, in Joshs Anwesenheit ihren glühenden Verehrer zu spielen.
Erneut hielt Grace ihm das Baby hin. „Hier“, sagte sie. „Darf ich vorstellen? Phoebe Grace Kingsley, ebenfalls bekannt unter dem Namen Posie.“
Josh hielt die Kleine etwas ungelenk von sich weg.
Das Baby ruderte ängstlich mit den Armen.
„Du musst sie näher am Körper halten“, riet Grace ihm und drückte Posie sanft an seinen breiten Oberkörper. Dann schob sie seinen Arm unter das Baby. „Guck, so fühlt sie sich gleich viel sicherer.“
Es war ihr unendlich wichtig, dass Josh eine Beziehung zu dem Kind aufbaute – schließlich würde Posie ihren leiblichen Vater nie kennenlernen, und sie brauchte dringend eine männliche Bezugsperson.
„Sie sieht Michael ziemlich ähnlich, nicht?“, bemerkte Grace. „Besonders die Augenpartie, oder?“
„Ich weiß nicht. Sie hat doch blaue Augen. Und Michaels sind … waren braun.“
„Die Farbe meinte ich damit gar nicht, außerdem haben alle Babys erst mal blaue Augen.“ Sie strich dem Mädchen über das kleine Fältchen am Lid. „Ich meinte eher die Augenform. Siehst du?“
Sie schaute Josh an, um sicherzugehen, dass er ihr auch zuhörte. Dabei fiel ihr auf, dass seine Augen die gleiche Falte hatten wie Posies – nur noch ausgeprägter. Und dann musste sie wieder an ihre einzige gemeinsame Nacht denken. Daran, wie es war, als sie nach einem langen, zärtlichen Kuss die Augen geöffnet hatte und ihr Blick als Erstes auf seine markante Lidfalte gefallen war.
Josh kam sich vor, als hätte er ein Netz roher Eier auf dem Arm. Eine falsche Bewegung, und sie würden zerbrechen. Möglicherweise sah Grace das ähnlich, denn sie stützte seinen Arm immer noch mit ihrem. Die langen, schlanken Finger hatte sie dabei auf seine gelegt.
Dass er mal ein Baby auf dem Arm halten würde, hätte er sich im Traum nicht vorgestellt. Er hatte sich nie Kinder gewünscht, weil er nicht dafür verantwortlich sein wollte, dass sie das Gleiche durchleben mussten wie er früher: die Streitereien seiner Eltern, die Seitensprünge … bis hin zu dem Tag, an dem sein Vater einfach verschwunden war. Von diesem Tag an hatte Josh seine Mutter nicht mehr wiedererkannt.
Nach und nach gewöhnte er sich aber an das Gefühl, Posie bei sich zu haben. Das schien auch Grace zu spüren. Sie zog sich zurück, sodass er jetzt allein mit dem Baby dastand, das seinem Bruder Michael so ganz und gar nicht ähnlich sah.
Am ehesten ähnelte die Kleine Grace, fand er. Nicht etwa Phoebe. Komisch, dass die beiden Schwestern waren, äußerlich hatten sie kaum Gemeinsamkeiten.
„Tja, solange Posie nicht Michaels Nase erbt“, scherzte er.
Grace lachte, und augenblicklich wurde ihm warm ums Herz. Er blickte auf.
„Ich wünschte …“, setzte er an und unterbrach sich sofort. Auf einmal wusste er nicht mehr, was er eigentlich wollte.
„Michael hat bis zuletzt gehofft, dass du doch noch zur Taufe kommen würdest“, sagte Grace. „Er hätte dich gern als Taufpaten gehabt.“
„Dabei wusste er genau, warum das von meiner Seite aus nicht ging.“
„Und warum nicht? Weil du unbedingt mal wieder die Welt erobern musstest?“
Josh schwieg.
„Gibst du sie mir wieder?“, forderte sie ihn schließlich auf. „Dann mache ich ihr schnell eine frische Windel und lege sie schlafen, während du duschst. Anschließend können wir essen.“
Josh war dankbar für den Themenwechsel. „Jetzt, wo du’s sagst – es riecht hier wirklich gerade ziemlich lecker. Wann soll ich spätestens wieder hier sein?
„In einer halben Stunde, würde ich sagen“, erwiderte sie und ging mit dem Baby im Arm zur Treppe, die in den ersten Stock führte.
3. KAPITEL
Ganz allmählich regelte Josh die Duschtemperatur immer weiter herunter, bis er durch das kalte Wasser wieder ganz bei sich war.
Beinahe hätte er eben das Versprechen gebrochen, das er seinem Bruder gegeben hatte … Wie Grace ihn angesehen hatte! Einen
Weitere Kostenlose Bücher