Ein Ex, ein Kuss - und neues Glück?
belauscht hatte!
Als Nächstes hörte er, dass irgendein Gerät aufgezogen wurde, und dann spielte eine Spieluhr leise ein Schlaflied.
„Gute Nacht, meine Süße. Träum schön …“
Sofort hatte Josh ein Bild vor Augen: Grace, wie sie sich über das Bettchen beugte, um dieses ganz besondere Kind zu küssen.
Als sie auch noch anfing, das Schlaflied mitzusingen, konnte Josh sich unmöglich vom Babyfon lösen.
Vor der offenen Küchentür blieb Grace abrupt stehen. Der Tisch war fertig gedeckt, es standen sogar eine offene Flasche Wein und ein Krug mit Wasser darauf.
„Du liebe Güte“, seufzte sie. „Wartest du etwa schon lange auf mich?“
„Na ja, ich habe mir gedacht, dass du noch zu tun hast, da habe ich mich hier etwas nützlich gemacht“, erwiderte Josh und zog einen Stuhl für sie unter dem Tisch hervor. „Setz dich schon mal. Ich hole den Eintopf.“
„Nein, das ist meine Aufgabe.“
„Ach, Quatsch. Ich bin doch hier, um dir zu helfen, und nicht, um dir das Leben noch schwerer zu machen.“ Er wickelte sich ein Küchentuch um die Hand, zog den Eintopf aus dem Ofen und stellte ihn auf einen Untersetzer. Josh blickte auf. „Schläft Posie inzwischen?“
„Ja, wie in kleiner Engel. Bis sie wieder Hunger kriegt und aufwacht.“
„Und wann ist das so ungefähr?“
„Hey … halt, stopp, das reicht!“, rief sie, als er ihr gerade die dritte Kelle Fleisch und Gemüse auf den Teller geben wollte. Dann ging sie auf seine Frage ein. „So gegen zehn, schätze ich. Da sind übrigens auch noch Backkartoffeln im Ofen.“ Sie sprang auf, um die Kartoffeln zu holen, aber Josh legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Bleib sitzen, ich hole sie schon.“
Sie erstarrte. Sofort zog er die Hand zurück. Aber zu spät, ihre Haut kribbelte an der Stelle, als hätte sie sich an ihm verbrannt.
Josh legte ihnen beiden je eine große Kartoffel auf den Teller.
„Nein, danke, ich …“, begann sie.
„Du musst aber etwas essen“, beharrte er.
„Ich weiß, aber …“
Aber nicht gleich so viel, brachte sie in Gedanken den Satz zu Ende, beschloss allerdings, es auf sich beruhen zu lassen.
Inzwischen hatte er noch Butter aus dem Kühlschrank geholt. Als er die Weinflasche über ihr Glas hielt, schüttelte Grace den Kopf. Er schenkte ihr stattdessen Wasser ein.
„Ich dachte, Posie schläft inzwischen durch“, sagte er schließlich. „Michael hatte mal so etwas erwähnt.“
„Eigentlich schon, aber dann ist sie doch wieder mitten in der Nacht aufgewacht“, erklärte Grace. „Sie vermisst wohl ihre Mutter.“ Aber darüber wollte sie lieber nicht weiter nachdenken. „Du weißt das von Michael?“, sagte sie schnell.
„Ja, er hat mich täglich per E-Mail über ihre Entwicklung auf dem Laufenden gehalten und auch Fotos mitgeschickt.“
Eigentlich nicht weiter erstaunlich, dachte Grace.
So war Michael eben: aufmerksam, gewissenhaft und zuverlässig. Obwohl Josh sich einfach von ihm abgewandt hatte, hatte er den Kontakt aufrechterhalten. Immerhin waren sie Brüder.
„Er wollte eben seine Freude mit dir teilen“, bemerkte Grace.
„Vielleicht, aber so einfach ist das alles nicht.“
„Das ist nur deine Auffassung.“
„Ich habe schon verstanden, warum du das mit der Leihmutterschaft gemacht hast.“
„Aber gefallen hat es dir nicht.“
„Nein.“
„Warum nicht? Was genau findest du daran so kritisch?“ Das hatte sie bis heute nicht verstanden. „Michael und Phoebe haben mich kein bisschen bedrängt. Es war ganz allein meine Idee, ich habe es ihnen vorgeschlagen.“
Einen Moment lang sah es so aus, als würde er auf ihr Nachhaken eingehen. Doch dann schüttelte er bloß den Kopf. „Wann hast du dir eigentlich die Haare abschneiden lassen?“
Wie kam er denn jetzt darauf? Aber egal, besser, sie sprachen darüber, als sich weiter über ihre Leihmutterschaft zu streiten.
„Vor ungefähr sechs Monaten.“ Grace gab sich alle Mühe, ihre Antwort selbstverständlich klingen zu lassen. Dass sie ihr bis zur Taille reichendes Haar für eine Kurzhaarfrisur abschneiden ließ, schien keinem Mann aus ihrem Bekanntenkreis zu gefallen. Sie wiederum hatte den Schritt als befreiend empfunden. „Und wann hast du dir deinen Bart wachsen lassen?“
„Auch vor ungefähr sechs Monaten.“
„Na, so was. Tja, immer wenn jemand eine intelligente Entscheidung trifft, tut jemand an einem anderen Ort auf der Welt etwas Dummes, damit das Gleichgewicht wiederhergestellt ist“, bemerkte sie. Als Josh sie
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