Ein Ex, ein Kuss - und neues Glück?
verschieben, bis alles geregelt war. Dafür hätte sie bestimmt Verständnis. Aber Josh wusste, dass so etwas immer wieder passieren würde. Dass es manchmal Monate dauern könnte, bis er seine Tochter wiedersah.
Seine wunderbare Tochter würde ohne ihn aufwachsen und sich verändern. Er würde wie ein Fremder für sie sein, der hin und wieder zu Besuch kam, wenn es gerade in seinen Terminkalender passte. So verhielt sich kein Vater und auch kein Ehemann.
Dann musste er wieder an das denken, was Dawn ihm gesagt hatte. Dass er sich fragen solle, wer von seinen Entscheidungen profitierte, und wen er damit verletzte. Auf gar keinen Fall wollte er jemanden verletzen, dessen Lebensglück ihm so unendlich wichtig war.
Und plötzlich wusste er, was er tun musste. Es führte gar kein Weg daran vorbei.
Es war schon ziemlich spät, als es an der Haustür klingelte. Als der Kurier Grace ein an sie adressiertes Päckchen überreichte, wusste sie gleich, dass das nichts Gutes zu bedeuten hatte.
Sie zog sich ins Arbeitszimmer zurück, öffnete den beiliegenden Umschlag und zog einen handgeschriebenen Brief heraus:
Liebe Grace,
wenn Du dieses Päckchen in den Händen hältst, sitze ich schon im Flieger nach Peking. Du hattest von Anfang an recht: Ich habe unsere Hochzeit irgendwie in mein gewohntes Leben quetschen wollen, statt mir dafür Zeit zu nehmen. Genauso, wie ich es auch mit Posie tun wollte.
Ich habe Deine Mutter gefragt, woher man weiß, dass man die richtige Entscheidung getroffen hat. Und sie meinte, dass man das deutlich spüren würde, wenn man sich selbst gegenüber ehrlich ist.
Jetzt wird es Zeit, dass ich mir selbst und auch Dir gegenüber ehrlich bin und uns eingestehe, dass ich nicht zum Ehemann und Vater geschaffen bin. Dass sich diese Rollen mit meinem Leben nicht vereinbaren lassen. Posie ist in jeder Hinsicht Deine Tochter, darum gehört sie auch zu Dir.
Ich habe diesem Brief eine Kopie des Schreibens beigefügt, das ich Michaels Anwalt geschickt habe. In diesem Schreiben bitte ich ihn darum, dir das volle Sorgerecht für Posie zu übertragen. Wenn Du sie später adoptieren möchtest, werde ich Dir ganz sicher keine Steine in den Weg legen.
Natürlich stehe ich weiter zu unserer Abmachung und kaufe das Haus, sobald das Testament gerichtlich bestätigt ist. Für Posie und Dich habe ich eine Unterhaltsregelung getroffen. Außerdem werden alle zusätzlichen Ausgaben gedeckt.
Ich kann noch nicht sagen, wann ich wieder in Sydney eintreffen werde, aber falls Du in Zukunft Unterstützung brauchst, wende Dich gern an Anna Carling. Ich habe ihr aufgetragen, alle Deine Anweisungen genauso zu befolgen, als kämen sie von mir.
Alles Gute wünscht Dir Josh
„Warum macht er so etwas?“ Entsetzt sah Grace ihre Mutter und Laura Kingsley an, nachdem sie ihnen den Brief zu lesen gegeben hatte.
Ihre Mutter schwieg.
„Was soll das heißen?“, wollte Laura wissen. „Warum wollte er dich Posies wegen heiraten?“
„Weil sie seine leibliche Tochter ist. Seine und meine. Er hat die Samen gespendet und ich die Eizelle.“
„Oh“, erwiderte Laura. „Aber …“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich verstehe das alles immer noch nicht.“
„Ich schon, glaube ich“, sagte Graces Mutter. „Er bringt dir damit ein Opfer, Grace.“
„Ein Opfer?“
„Ja. Dir zuliebe zieht er sich zurück und überlässt dir das Kind.“
„Wie bitte?“
„Darüber haben wir doch schon mal gesprochen. Wenn man jemanden liebt, muss man manchmal loslassen, auch wenn es sich so anfühlt, als würde es einem das Herz aus der Brust reißen“, erklärte ihre Mutter. Dann sah sie Grace in die Augen. „Und ich glaube, dass Josh genau das gemacht hat. Er hat sich das Herz aus dem Leib gerissen, um es dir zu schenken. Weil er meint, er müsste dich loslassen, damit es dir gut geht.“
Grace war fassungslos. „Dann meinst du also, dass er nur deswegen die Hochzeit abgeblasen hat? Der spinnt doch!“
„Es tut mir leid. Wenn ich gewusst hätte …“
„Mum, du hast bestimmt keine Schuld daran. Es liegt alles nur an mir. Ich habe ihm immer wieder zu verstehen gegeben, dass er die Sache nicht wirklich ernst nimmt und nicht ausreichend für Posie da sein würde. Dabei hätte ich ihm sagen sollen, dass ich ihn liebe und bei ihm sein will – wo auch immer er ist.“
Sie stand auf und ging zum Telefon. „Aber ich hatte ja die ganze Zeit Angst, mein sicheres Nest zu verlassen.“
„Wen willst du da eigentlich gerade
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