Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Fall für Kay Scarpetta

Ein Fall für Kay Scarpetta

Titel: Ein Fall für Kay Scarpetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
Vom Netzwerk:
diesen ermordeten Frauen sprach. Sie waren auf eine grausame Weise ein Teil unserer Familie geworden. Wir hatten sie nie getroffen, als sie noch lebten, und dennoch kannten wir sie ziemlich gut.
    Als Betty die Glaspipette wieder in die kleine braune Flasche schraubte, ging ich zum Mikroskop, starrte durch das Okular und fing an, das Präparat auf dem Objektträger hin und her zu schieben. Einige mehrfarbige Fasern, flach und bandförmig mit Windungen in unregelmäßigen Abständen, waren zu erkennen. Die Fasern sahen weder wie tierisches Haar noch wie das von einem Menschen aus.
    "Ist das das, was ich von dem Messer abgenommen habe?" Ich wollte fast nicht fragen.
    "Ja. Es ist Baumwolle. Lassen Sie sich nicht von dem Rosa und Grün und Weiß stören, das Sie noch sehen. Gefärbte Stoffe sind oft aus einer Vielzahl von Farben, die man mit dem bloßen Auge nicht unterscheiden kann."
    Das Stück aus Lori Petersens Nachthemd war aus Baumwolle, blaßgelbe Baumwolle.
    Ich stellte die Brennweite ein. "Ich nehme nicht an, daß es möglich ist, daß sie von einem Baumwollpapierfutter oder so etwas Ähnlichem sind. Lori benutzte das Messer als Brieföffner."
    "Unmöglich, Kay. Ich habe schon eine Reihe von Fasern aus ihrem Nachthemd angesehen. Sie stimmen mit denen, die Sie von der Messerklinge genommen haben, überein."
    Da sprach die Expertin. Loris Nachthemd war mit dem Messer ihres Ehemanns von ihrem Körper heruntergeschnitten worden. Warte, bis Marino diesen Laborbericht be kommt, dachte ich. Verdammt!
    Betty fuhr fort: "Ich kann Ihnen außerdem gleich sagen, daß die Fasern, die Sie betrachten, nicht dieselben sind wie die, die wir auf ihrem Körper und in dem Fensterrahmen gefunden haben, durch den er nach Meinung der Polizei gekommen ist. Die sind dunkel - schwarz und marineblau mit etwas Rot, ein Polyester-Baumwoll Gemisch."
    An dem Abend, als ich Matt Petersen gesehen hatte, hatte er ein weißes Izod-Hemd an, von dem ich annahm, daß es aus Baumwolle war, und das fast sicher keine schwarzen, roten oder marineblauen Fasern enthielt. Er trug außerdem Jeans, und die meisten Jeans sind aus Baumwolle. Es war ziemlich unwahrscheinlich, daß er die Fasern hinterlassen hatte, von denen Betty gerade gesprochen hatte, es sei denn, er wechselte die Kleider, bevor die Polizei gekommen war.
    "Ja, schön, Petersen ist nicht blöd", konnte ich Marinos Stimme hören. "Mindestens seit Wayne Williams weiß die halbe Welt, daß Fasern dazu benutzt werden können, dich an den Galgen zu bringen."
    Ich ging hinaus, den Korridor hinunter bis zum Ende und dann nach links in das Labor für Werkzeugspuren und Feuerwaffen, wo die Arbeitsflächen mit Pistolen, Gewehren, Macheten, Schrotflinten und Uzis bedeckt waren, die alle mit Schildern versehen waren und auf den Tag der Gerichtsverhandlung warteten. Patronen von Pistolen und Schrotflinten lagen auf Tischplatten verteilt, und hinten in einer Ecke stand ein galvanisierter, mit Wasser gefüllter Stahlbehälter, den man für Testschüsse verwendete. Auf der Wasseroberfläche schwamm friedlich eine Gummiente.
    Frank, ein drahtiger weißhaariger Mann, der sich vorn Armee-CID zurückgezogen hatte, war über das Vergleichsmikroskop gebeugt. Er zündete seine Pfeife gerade wieder an, als ich hereinkam, und konnte mir nichts sagen, was ich zu hören gehofft hatte.
    Das durchtrennte Gitter von Lori Petersens Fenster half uns nicht weiter. Der Maschendraht war synthetisch und deshalb nutzlos, was Werkzeugspuren oder auch nur die Richtung des Schnittes betraf. Wir konnten nicht feststellen, ob es von innen oder außen herausgeschnitten worden war, weil Plastik sich im Gegensatz zu Metall nicht verbiegt.
    Die Unterscheidung wäre sehr wichtig gewesen, etwas, was ich sehr gern gewußt hätte. Wenn das Gitter vom Inneren des Hauses aus herausgeschnitten worden wäre, dann gäbe es keinen Zweifel mehr. Es würde bedeuten, daß der Mörder nicht in das Haus der Petersens ein-, sondern aus dem Haus ausgebrochen wäre. Es würde praktisch bedeuten, daß Marino mit seinem Verdacht gegen den Ehemann recht gehabt hätte.
    "Alles, was ich Ihnen sagen kann", meinte Frank und paffte Wolken aromatischen Dufts aus, "ist, daß die Schnitte sauber sind und mit einem scharfen Gegenstand, wie einer Rasierklinge oder einem Messer, gemacht wurden. "
    "Möglicherweise dasselbe Instrument, mit dem das Nachthemd durchgeschnitten wurde?"
    Er setzte geistesabwesend seine Brille ab und fing an, sie mit einem Taschentuch zu

Weitere Kostenlose Bücher