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Ein Fall für Kay Scarpetta

Ein Fall für Kay Scarpetta

Titel: Ein Fall für Kay Scarpetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Serologielabor gegangen war, bis ich plötzlich dunkle Arbeitsflächen voller Bechergläser, Reagenzgläser und Bunsenbrenner wahrnahm. Die Regale in den Glasschränken waren vollgestopft mit Plastiktüten mit Beweismaterial und Behältern mit Chemikalien, und in der Mitte des Raumes stand ein langer Tisch, auf dem sich die Decken und Leintücher von Lori Petersens Bett befanden.
    "Sie kommen genau richtig", begrüßte Betty mich. "Wenn Sie Lust auf Sodbrennen haben, meine ich."
    "Nein danke."
    "Na ja, ich kriege es auch schon", fügte sie hinzu. "Warum sollten Sie immun sein?"
    Betty hatte stahlgraues Haar, strenge Gesichtszüge und braune Augen, die undeutbar oder schüchtern sensibel sein konnten, je nachdem, ob man sich die Mühe gab, sie kennenzulernen, und sie stand kurz vor der Pensionierung. Ich mochte sie vom ersten Augenblick an, als ich sie traf. Die Chefin der Serologie arbeitete extrem genau, ihr Intellekt war so scharf wie ein Skalpell. Privat war sie eine begeisterte Vogelbeobachterin und eine großartige Pianistin, die nie verheiratet gewesen war, aber auch nicht traurig über diese Tatsache zu sein schien. Ich glaube, sie erinnerte mich an Schwester Martha, meine Lieblingsnonne in der Konfessionsschule von St. Gertrude.
    Die Ärmel ihres langen Kittels waren bis zu den Ellenbogen hochgekrempelt, ihre Hände steckten in Handschuhen. Oberhalb ihres Arbeitsbereiches stand ein Reihe von Reagenzgläsern mit Watteträgern und Substanzen für den Nachweis menschlicher Spuren als Beweismaterial - oder PERK (physical evidence recovery kit) -, bestehend aus einer Mappe mit Objektträgern und den Umschlägen, in denen sich die Haarproben von Lori Petersens Fall befanden. Die Serie von Objektträgern, die Umschläge und die Reagenzgläser waren mit computergeschriebenen Aufklebern versehen, die von mir abgezeichnet waren. Dieses Etikettierungssystem verdankten wir einem weiteren Programm, das Margaret erstellt hatte.
    Ich erinnerte mich vage an das Gerede, das mir bei einer Sitzung des akademischen Rats zu Ohren gekommen war. In den Wochen nach dem plötzlichen Tod des Bürgermeisters von Chicago war etwa neunzigmal versucht worden, in den Computer des Medical Examiners einzubrechen. Man kam zu der Vermutung, daß die Schuldigen Reporter waren, auf der Jagd nach den Ergebnissen der Autopsie und der Toxikologie. Wer? Wer war in meinen Computer eingebrochen? Und warum?
    "Er kommt gut voran", sagte Betty gerade.
    "Es tut mir leid ..." Ich lächelte entschuldigend.
    Sie wiederholte: "Ich habe heute morgen mit Dr. Glassman gesprochen. Er kommt gut voran mit den Proben von den ersten zwei Fällen und wird in den nächsten paar Tagen die Ergebnisse für uns haben."
    "Haben Sie schon die Proben von den letzten zwei Fällen hingeschickt?"
    "Sind gerade rausgegangen." Sie schraubte den Deckel einer kleinen braunen Flasche auf. "Bö Friend wird sie persönlich abliefern -" "Bö Friend?" unterbrach ich.
    "Oder Officer Friendly, wie ihn seine Kollegen bei der Polizei nennen. So heißt er. Bö Friend. Ich schwör's. Schauen wir mal, nach New York braucht man ungefähr sechs Stunden von hier aus. Er sollte irgendwann am Abend mit den Proben im Labor sein. Ich glaube, sie haben Streichhölzer gezogen."
    Ich sah sie verständnislos an. "Streichhölzer?" Was konnte Amburgey wollen? Vielleicht wollte er wissen, wie es bei der DNS-Untersuchung voranging. Jeder dachte in diesen Tagen daran.
    "Die Cops", sagte Betty. "Nach New York fahren und so. Ein paar von ihnen waren noch nie dort."
    "Einmal wird für die meisten von ihnen genug sein", kommentierte ich abwesend. "Warten Sie, bis sie versuchen müssen, die Fahrbahn zu wechseln oder einen Parkplatz zu finden."
    Aber Amburgey hätte einfach eine Mitteilung über Fax schicken können, wenn er eine Frage zu der DNS-Untersuchung oder etwas anderem hatte. Sonst machte er es doch auch so. Eigentlich hatte er es bis jetzt immer so gehandhabt.
    "Ha! Das ist noch das Geringste. Unser Bö ist in Tennessee geboren und geht nirgends ohne sein gutes Stück hin."
    "Er ist hoffentlich ohne sein gutes Stück nach New York gegangen." Mein Mund sprach zu ihr. Der Rest von mir war anderswo.
    "Ha", sagte sie noch einmal. "Sein Captain hat es ihm gesagt, hat ihm gesagt, was für Waffengesetze in der Yankeestadt herrschen. Bö lächelte, als er heraufkam, um die Proben zu holen, lächelte und klopfte auf etwas, was schätzungsweise ein Pistolenhalfter unter seiner Jacke war. Er hat einen von diesen

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