Ein Fall für Nummer 28
bräuchtest keinen Cent dafür zu
bezahlen?«, fragte Gogo beeindruckt.
»Ja, klar!« Fiede nickte und grinste noch breiter. »Als blinder Passagier!« Dann wieherte er los.
Er war der Einzige, der lachte. Selbst Nadeshda brauchte einige Zeit, bis sie verstand, dass Fiede wieder einen seiner merkwürdigen
Witze gemacht hatte.
Poli-Kala kapierte natürlich überhaupt nichts. Sie mussten ihr erklären, dass es Leute gibt, die sich heimlich an Bord eines
Schiffes schmuggeln, um nichts für die Reise bezahlen zu müssen.
»Die werden blinder Passagier genannt, obwohl sie gar nicht blind sind«, sagte Nadeshda.
»Ach, und kennt ihr den?«, fragte Fiede und er fuhr fort, ohne eine Antwort abzuwarten: »Kommt ein Matrose aufgeregt zum Kapitän:
Herr Kapitän, Herr Kapitän, wir haben einen blinden Passagier an Bord! Was sollen wir mit ihm tun? ...«
Nadeshda hatte jetzt endgültig keine Lust mehr auf Fiedes Witze. Sie wollte jetzt einen Schatz suchen. Obwohl sie wusste,
dass sie ohne Poli-Kala aufgeschmissenwar, rief sie ihr und Gogo zu: »Also ihr könnt ja hierbleiben, ich haue jetzt jedenfalls ab!«, und sprang auf. »Komm, Bummbrett!«
»Na gut«, murmelte Gogo und erhob sich ebenfalls. Poli-Kala griff schnell noch einmal in die Schokobonbontüte. Dann rannten
beide hinter Nadeshda her.
Fiede rief ihnen hinterher: »Hey, Nadeshda, du kannst doch jetzt nicht einfach abhauen! Ich muss dir doch noch etwas Wichtiges
erzählen!«
Nadeshda tat, als hätte sie nichts gehört.
»Was wollte dieser Fiede dir denn noch so wahnsinnig Wichtiges erzählen?«, fragte Gogo, als sie nebeneinander die Brunnenstraße
hoch in Richtung Elbhang liefen.
»Keine Ahnung«, sagte Nadeshda. »Ist mir auch egal. Der denkt sich ständig irgendwelche Geschichten aus, um sich wichtig zu
machen.«
Die Schatzsuche
Als sie die Elbchaussee überquerten, brummte Gogo: »Du glaubst doch nicht im Ernst, dass wir unten am Strand einen Schatz
finden? Wir würden garantiert mehr Geld zusammenbekommen, wenn wir zum Alma-Wartenberg-Platz gehen und Pfandflaschen sammeln.«
»Ach komm, Gogo!«, sagte Nadeshda. »Bis wir mit Flaschensammeln genug Geld für eine Reise nach Naxos zusammenbekommen, bin
ich alt und tatterig. Und es kann doch schließlich sein, dass so eine Schatzkiste von einem Schiff gefallen und an den Strand
gespült worden ist.«
Gogo blieb stehen.
»Was ist denn jetzt schon wieder?«, fragte Nadeshda.
»Hier muss früher irgendwo das Donnerschloss gestanden haben«, sagte er und schaute sich um. »Schade, wenn es hier wenigstens
noch ein paar Ruinen gebenwürde. Da hätte man bestimmt Schätze finden können!«
Ringsumher sah man nur Wege und eine große Hundewiese, umsäumt von Kastanienbäumen. Nadeshda fand, dass nichts darauf hindeutete,
dass hier einmal ein Schloss gestanden hatte.
»Hier finden wir garantiert keinen Schatz«, rief sie Gogo zu. »Los, wir gehen hinunter zur Strandperle!«
Doch die Sache mit der Schatzsuche erwies sich als große Pleite. Alles, was sie am Elbstrand fanden, waren verrostete Konservendosen,
leere Chipstüten und ein paar gammlige Tulpenzwiebeln.
»Ich habe Hunger«, erklärte Poli-Kala schließlich.
Entmutigt beschlossen sie, nach Hause zu gehen. Bummbrett und Poli-Kala rannten voraus, Nadeshda und Gogo trotteten hinterher.
Gogo versuchte, Nadeshda zu trösten: »Wir müssen uns eben etwas anderes ausdenken. Zur Not musst du eben als blinder Passagier
mitfahren.«
»Ja klar«, sagte Nadeshda. »Ich verstecke mich in deinem Koffer und bin nach einer Viertelstunde erstickt. Super Idee!«
Während sie noch über andere Wege nachgrübelten, kamen sie zum Todeshügel. Der hieß so, weil er so steil war, dass es ihnen
von ihren Eltern streng verboten war, dort im Winter mit dem Schlitten hinunterzufahren.
Am Fuße des Hügels blieben sie stehen und schauten sich suchend um.
Wo waren Poli-Kala und Bummbrett geblieben? Die konnten doch noch nicht oben an der Elbchaussee sein!
»Poli, wir haben jetzt keine Lust, Verstecken zu spielen! Los, komm raus!«, rief Gogo.
Da ertönte aus einiger Entfernung Poli-Kalas klägliche Stimme: »Gogo, Nadeshda, Bummbrett ist weg. Ich kann ihn nirgendwo
finden!«
Das kam irgendwo vom Elbhang! Nadeshda und Gogo schlugen sich durch die Brennnesseln und kämpften sich mühsam den steilen
Hang zwischen efeubewachsenen Ahornbäumen hinauf. Auf halber Höhe stand Poli-Kala und weinte: »Bummbrett und ich, wir wollten
uns
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