Ein Fall für Nummer 28
Niemals durfte dieser Junge erfahren, dass Gogo und sie einen Detektivclub
gegründet hatten. Unter Garantie würde er dann bei ihnen mitmachen wollen.
»War es das, was du mir mitteilen wolltest?«, fragte Nadeshda.
»Ja«, sagte der Junge. »Und ich wette, der Zimtkaugummikauer und der kleine Dicke planen zusammen irgendein größeres Ding.
Vielleicht einen Banküberfall oder so. Wieso hätte der Zimtmann sonst lügen sollen?!«
Weshalb der lange Radomski gelogen hatte, konnteNadeshda sich auch nicht erklären. Aber was ging das alles diesen fremden Jungen an?
»Ich muss dann mal weiter«, sagte Nadeshda ausweichend.
»Ähm, ich heiße übrigens Fiede«, sagte der Junge. »Willst du auch nach Hause in die Brunnenstraße? Dann könnten wir zusammen
gehen«, schlug er vor.
»Ich geh nicht nach Hause. Ich gehe zum Mercado«, sagte Nadeshda kurz angebunden. Mann, der begriff offenbar nicht, dass er
nervte!
»Macht nichts«, sagte der Junge, der Fiede hieß, »dann komme ich eben bis zum Mercado mit.« Seinen Stock vor sich hin- und
herpendelnd ging er neben Nadeshda her. Beeindruckt beobachtete Nadeshda, mit welcher Sicherheit er sich vorwärtsbewegte.
Sie stellte sich das ganz schön schwierig vor.
»Sag mal, wieso hast du eigentlich keinen Blindenhund?«, fragte sie plötzlich. »Das wäre doch eigentlich viel praktischer
als mit so einem Stock.«
Fiede runzelte die Stirn. »Aber was soll ich denn mit einem blinden Hund?«, entgegnete er. »Ich kann doch selber nichts sehen.«
Einen Moment war Stille. Dann wieherte er los und konnte überhaupt nicht mehr aufhören, über seinen eigenen Witz zu lachen.
Nadeshda schwieg beleidigt.
Sobald sie in die Fußgängerzone eingebogen waren, hielt sie Ausschau nach Gogo und Poli-Kala. Als sie siein der Ferne vor dem Eingang des Einkaufszentrums sah, blieb sie stehen. »Tschüs«, sagte sie auffordernd. »Ich gehe jetzt
nicht weiter.«
Sie hatte eigentlich erwartet, dass der Junge nun endlich verschwinden würde. Aber Fiede blieb ebenfalls stehen, klappte seinen
Stock zusammen und steckte ihn in die Tasche.
Inzwischen hatte Poli-Kala Nadeshda entdeckt. Ihr Gesicht war voll lila Schminke, mit dem langen Flatterumhang um die Schulter
sah sie aus wie ein kleiner Vampir.
»Ist das dein neuer Freund, Nadeshda?«, fragte sie und deutete auf Fiede, der mit seiner Sonnenbrille zugegebenermaßen ziemlich
cool aussah. Nadeshda wurde rot und zeigte Poli-Kala einen Vogel. Inzwischen war auch Gogo zu ihnen gekommen und musterte
den fremden Jungen neugierig.
Um von Fiede abzulenken, hielt Nadeshda Gogo ihr Schild hin, sodass er sehen konnte, was daraufstand.
HIER WERDEN ALLE FRAGEN BEANTWORTET.
JEDE ANTWORT: 1 EURO
»Wollen wir endlich anfangen?«, fragte sie ungeduldig.
»Womit wollt ihr angefangen? Was habt ihr denn vor?«, fragte Fiede neugierig.
»Siehst du doch«, sagte Gogo und wies auf das Schild. »Oder kannst du etwa nicht lesen?«
Bevor Fiede antworten konnte, stupste Poli-Kala ihn an. »Ich bin nämlich ein Wunderkind«, erklärte sie stolz. »Du kannst mich
alles fragen. Los, stell mir mal eine Frage.«
»Aber es kostet einen Euro!«, fügte Nadeshda schnell hinzu. Sie rechnete nicht damit, dass der Junge dafür bezahlen würde.
»Okay!« Ohne lange zu überlegen, zog Fiede einen Euro aus seiner Hosentasche und hielt ihn Nadeshda hin.
»Kannst du mir sagen, wo ein Mann wohnt, der Zimtkaugummi kaut und Radomski heißt?«, fragte Fiede.
»Klar kann ich das!«, trötete Poli-Kala.
Nadeshda hätte Poli-Kala am liebsten den Mund zugehalten. Es ging diesen Jungen absolut nichts an, wo der lange Radomski wohnte.
Aber Poli-Kala plapperte schon drauflos: »Der Radomski? Der wohnt doch in der Brunnenstraße bei Nadeshda im Haus.«
»Aha«, sagte Fiede, »und wer ist der kleine dicke Mann, den Nadeshda unbedingt sprechen will?«, wollte er nun wissen.
»Hey, das ist schon deine zweite Frage!«, rief Nadeshda empört. »Du hast nur für eine Frage bezahlt!«
Bevor Nadeshda etwas dagegen unternehmen konnte, plapperte Poli-Kala schon munter weiter: »Ein kleiner dicker Mann?« Sie dachte
eine halbe Sekunde lang nach. »Das kann doch eigentlich nur Otto sein!«
Bereitwillig kramte Fiede in seiner Hosentasche nach einem weiteren Euro. »Und was haben der lange Radomski und dieser Otto
für einen Plan?«, fragte er und schaute erwartungsvoll in Poli-Kalas Richtung.
»Einen Plan?«, fragte Poli-Kala irritiert. »Was sollen die
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