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Ein Fall für Perry Clifton

Ein Fall für Perry Clifton

Titel: Ein Fall für Perry Clifton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Augen zusammen,
während er überlegt, daß er es nur einem Glücksfall zuzuschreiben hat, wenn er
hier wieder lebend herauskommt.
    „Ich...
ich... ich“, beginnt er stotternd, „ich habe eigentlich ..
    Jane
Wimmerford hat ihre Violine ergriffen und tritt mit verklärtem Gesichtsausdruck
vor Perry hin.

    „Ich
weiß, Sie wollen zuerst den Titel hören... Ich habe mein neues Stück ,Serenade für vier Ameisen’ getauft.“
    „A...
A... Ameisen?“ Jetzt ist Perry endgültig überzeugt, daß er in einem Irrenhaus
gelandet ist.
    „Ist
es nicht ein herrlicher Titel? Er soll eine Verbeugung vor dem Fleiß der
Ameisen sein. Ich werde Ihnen jetzt den ersten Satz Vorspielen...“
    Perry
zwickt sich ins Bein. Er muß wissen, ob er träumt oder ob sich diese Geschichte
wirklich abspielt...
    Miß
Wimmerford beginnt...
    Obgleich
der arme Clifton selbst kein Instrument beherrscht, ist er der festen
Überzeugung, daß sämtliche Geigenbauer der Welt sofort umsatteln würden, wüßten
sie, was hier mit einem ihrer Produkte angestellt wird.
    Aber
da ist noch ein anderer Ton im Zimmer. Ein helles, schmerzhaftes Jaulen...
    Miß
Jane hat die Geige abgesetzt. Wutentbrannt schreit sie in die Ecke hinter
Perry:
    „Sei
still, Nelson...“ und mit einem verzückten Augenaufschlag zu Perry setzt sie
die Violine erneut ans Kinn. Vor dem ersten Strich wiederholt sie noch einmal:
„Serenade für vier Ameisen, erster Satz.“
    Perry
lächelt krampfhaft zurück. Während die Solistin nun in unwahrscheinlicher
Unmusikalität die vier Saiten der Violine traktiert, versucht Perry, einen
Blick hinter sich zu werfen. Und bald hat er die Ursache von Miß Wimmerfords Wutausbruch
entdeckt.
    Ein
Hund. Es scheint sich um das Exemplar zu handeln, das die Frau auf dem Hausboot
gemeint hat.
    Der
Ärmste ist eine Mischung von Filzpantoffel, Kaffeewärmer und Pudelmütze. In
seinen Augen steht unendliche Qual, und sofort wird Perry von Mitleid gepackt.
Er ist sicher, daß das Hündchen um vieles mehr von Musik versteht als sein
Frauchen.
    „Nun,
wie gefällt Ihnen der erste Satz?“ Perry zuckt schuldbewußt zusammen und wendet
sich wieder Miß Wimmerford zu...
    „Ausgezeichnet,
liebe Miß Jane...“ schmeichelt er und ist fest entschlossen, dem Spuk ein Ende
zu bereiten.
    „Miß
Wimmerford — ich bin Detektiv!“
    Miß
Jane stößt einen spitzen Schrei aus. „Nein“, flötet sie schrill... „Ich wußte
gar nicht, daß die Verlage jetzt schon Detektive auf der Suche nach großen
Künstlern verwenden... Mister... wie war doch Ihr Name?“
    „Clifton...
Perry Clifton, Miß...“ murmelt Perry. „Mister Clifton, für Sie spiele ich jetzt
besonders schön. Serenade für vier Ameisen, zweiter Satz...“
    Doch
es kommt zu keinem zweiten Satz. Mit lautem Knall ist die mißhandelte E-Saite
geplatzt...
    Miß
Wimmerford schimpft...
    Der
Hund wimmert...
    Perry
Clifton springt auf... Er tritt auf die Miß zu, die sich mit der geplatzten
Saite abmüht, und legt ihr die Hand auf den Arm.
    „Wundervoll,
Miß Wimmerford... Sie werden sicher noch Gelegenheit haben, mir mehr
vorzuspielen... Da ist aber noch etwas anderes... Sie besitzen doch ein
Hausboot...“
    Es
dauert einige Zeit, bis Miß Wimmerford den Sinn dieser Frage versteht...
    „Ein
alter morscher Kasten...“ antwortet sie wegwerfend. „Ich habe ihn von einer
meiner Tanten geerbt... Der Kahn hat nicht die geringste Akustik... ich habe
ihn vermietet.“
    „Vermietet?“
    „Ja,
an einen alten, weißhaarigen Herrn... Mister John Pickles... Ein reizender
Mensch. Stellen Sie sich vor, als ich ihm meine letzte Serenade vorspielte, war
er so begeistert, daß er Tränen vergoß... und dann sagte er, daß er
Musikprofessor sei.“
    Perry
Clifton muß zweimal schlucken. ,Lange halte ich das
nicht mehr aus“, meint er im stillen. Doch dann kommt ihm die ungeheure
Bedeutung von Miß Wimmerfords Worten zum Bewußtsein.
    „Interessant.
Kennen Sie zufällig die Adresse dieses Musikprofessors?“
    Miß
Wimmerford kichert plötzlich in sich hinein.
    „Er
tat damit immer sehr geheimnisvoll... Niemand dürfe wissen, daß er sich zur Zeit in London aufhielte...“ Perrys Enttäuschung wächst.
    „Dann
hat er Ihnen also nicht gesagt, wo er wohnt...“
    „Nein...“
Ihr Kichern verstärkt sich. Mit einem Male scheint sie Violine und Musik,
Serenade und Entdeckung vergessen zu haben. Sie beugt sich zu Perry vor und
flüstert aufgeregt: „Nein... aber durch einen Zufall habe ich es

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