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Ein Fall zu viel

Ein Fall zu viel

Titel: Ein Fall zu viel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Scharenberg
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eine harte Probe.
    »Wir möchten zu Jennifer Langenfeld«, polterte er in einer Art Befehlston, nachdem die Frau endlich aufgelegt hatte.
    Sie tippte den Namen in ihrem Computer ein und starrte lächelnd auf den Bildschirm, als schaue sie sich gerade ihre Lieblingssendung im Fernsehen an. »Die Patientin liegt auf der Chirurgie«, antwortete sie immer noch mit diesem Lächeln auf den Lippen. Ehe sie jedoch die Zimmernummer nennen konnte, klingelte erneut das Telefon. Das genügte, um Pielkötter in die Poleposition zum Start einer Explosion zu bringen. Am liebsten hätte er der Dame den Hörer aus der Hand gerissen.
    »Ich weiß, wo die Station ist«, erklärte Barnowski schnell. »Und die Zimmernummer können wir auch dort erfragen.«
    Pielkötter folgte ihm mit gemischten Gefühlen. Jedoch stellte sich der Vorschlag seines Mitarbeiters bald als gute Idee heraus. Die nächste Krankenschwester auf die sie trafen, wusste sofort Bescheid. Wenig später betraten sie das richtige Zimmer.
    Jennifer Langenfeld saß in einem Nachthemd auf der Bettkante. Unter einem der kurzen Ärmel lugte ein dicker Verband hervor. Das lange, blonde Haar hatte sie hinten zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Trotz der Strapazen wirkte sie jünger als fünfundzwanzig Jahre, die er nach ihrem Geburtsdatum errechnet hatte.
    »Hauptkommissar Pielkötter, und das ist Kommissar Barnowski«, stellte er sich und seinen Mitarbeiter vor. »Wir müssen Ihnen noch einige Fragen stellen. Ich hoffe, Sie sind schon so weit wiederhergestellt, dass Sie uns die gewünschten Auskünfte geben können.«
    »Tut uns sehr leid, was passiert ist«, schaltete sich Barnowski ein und schenkte ihr ein ganz besonderes Lächeln.
    Jennifer Langenfeld lächelte kurz zurück, dann wurde sie wieder ernst. »Ich begreife das alles nicht«, sagte sie mit einer gewissen Verzweiflung in der Stimme. »Das ist einfach zu verrückt. Dieser Überfall ergibt für mich überhaupt keinen Sinn.«
    »Das werden wir herausfinden«, erklärte Barnowski mit verständnisvoller Miene. »Genau deshalb sind wir hier, obwohl Sie sicher noch etwas Schonung gebrauchen könnten.«
    »Wie Sie den Kollegen mitgeteilt haben, die Sie gestern Abend noch hier im Krankenhaus befragt haben, kennen Sie den Mann nicht, der Sie verletzt hat«, sagte Pielkötter und schob einen Stuhl ans Krankenbett.
    Barnowski schaute sich nun auch nach einer Sitzgelegenheit um. »Nehmen Sie ruhig den Hocker vom Nebenbett«, forderte Jennifer ihn auf. »Meine Nachbarin ist gerade entlassen worden, und das Bett wird erst heute Abend wieder belegt.« Dann beantwortete sie Pielkötters Frage. »Nein, den Mann habe ich wirklich noch nie gesehen, zumindest nicht bewusst.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Nun, vielleicht bin ich ihm an der Uni schon einmal über den Weg gelaufen, möglicherweise in der Mensa. Aber erinnern kann ich mich daran nicht.«
    »Sie gehen offensichtlich davon aus, dass der Täter zum Umfeld der Universität gehört«, bemerkte Pielkötter hellhörig.
    »Das ist doch sehr wahrscheinlich. Welcher Fremde treibt sich denn auf dem Gelände herum? Dazu so spät. Und mit Schlüssel.«
    »Der Zugang ist für Außenstehende aber möglich«, entgegnete Barnowski.
    »Klar. Schon. Aber nicht spätabends. Theoretisch könnte es natürlich auch sein, dass der Mann sich hat einschließen lassen.«
    »Haben Sie Feinde?«
    »Oder einfach Menschen, die Ihnen nicht ganz wohlgesonnen sind?«, präzisierte Barnowski. »Personen, die Sie verärgert haben? Die davon profitieren, wenn Sie … also, eine Weile aus dem Verkehr gezogen sind?«
    Pielkötter wusste genau, was sein Mitarbeiter zunächst hatte fragen wollen. Auch er hatte den erschreckten Ausdruck in Jennifer Langenfelds Gesicht bemerkt.
    »Feinde?« Sie stieß einen Laut aus, der vielleicht wie ein Lachen klingen sollte, aber nicht entfernt an Heiterkeit erinnerte. »Nein, ganz bestimmt nicht.« Nervös nestelte sie an den Knöpfen ihres Nachthemds herum. »Zudem kann mich der Mann nicht gemeint haben. Woher hätte er denn wissen sollen, dass ich um diese Zeit an der Uni arbeite. Sonst bin ich spätestens um sieben da raus. Es ist doch das erste Mal gewesen.« Sie schluckte. »Und wohl auch das letzte.«
    »Niemand hat also gewusst, dass Sie zu diesem Zeitpunkt in dem Gebäude gewesen sind«, stellte Pielkötter noch einmal klar.
    »Bis auf Professor Doktor Albrecht natürlich, der wollte ja unbedingt, dass ich noch die Veröffentlichungen durchgehe. Deshalb hat er

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