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Ein falscher Traum von Liebe: Der lange Weg aus der Hölle meiner Kindheit (German Edition)

Ein falscher Traum von Liebe: Der lange Weg aus der Hölle meiner Kindheit (German Edition)

Titel: Ein falscher Traum von Liebe: Der lange Weg aus der Hölle meiner Kindheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Birkhoff
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einmal ausflippte. Jürgen hatte ja schon immer gern geholfen ... Von Irmhild wurden meine Mutter und ich seit der Aussprache des Hausverbots nicht mehr gegrüßt, denn meine Mutter war zu diesem Zeitpunkt schon längst die neue Lebensgefährtin an Jückeles Seite.

 
     
    ________________KAPITEL 3________________
 
    Angst und Hoffnung
     

    M
eine Mutter beschloss, die Eigentumswohnung zu kaufen. Eine im Erdgeschoss liegende, circa hundert Quadratmeter große Wohnung mit einem eigenen kleinen Garten. Vom Garten aus brauchte man nur über einen Zaun zu steigen, überquerte dann ein kleines brachliegendes Grundstück und gelangte auf das Firmengelände von Jürgen Karnasch. Die Fenster der Versandabteilung konnte man von unserer Terrasse aus gut sehen, und Jürgen parkte seinen Jaguar fortan so, dass meine Mutter erkennen konnte, wann er in der Firma zugegen war. Von alledem hatte ich zum damaligen Zeitpunkt nicht den Hauch einer Ahnung.
    Als wir umzogen, war ich gerade elf Jahre alt geworden, und die Tatsache, dass ich nun wirklich ein eigenes Zimmer haben sollte, beschäftigte mich viel mehr als äußere Gegebenheiten. Meine Mutter redete davon, dass nun alles viel schöner werden würde, und ich hoffte inständig, dass dann auch die Streitereien zwischen meinen Eltern ein Ende finden würden. Mein größter Wunsch war es, einen Hund besitzen zu dürfen. Dieser Wunsch blieb mir verwehrt. Dafür aber erhielt ich die Erlaubnis, mir einen Hamster zu halten. Ich war glücklich wie noch nie, als ich in der Zoohandlung Walke meinen kleinen Stups kaufte. Mein Zimmer wurde mit einem alten Bett und einem noch älteren Schrank ausgestattet. Für Dekorationen, Tapeten oder Farbe an den Wänden hatten meine Eltern weder Zeit noch Lust und auch kein Geld übrig. Mich störte das nach den Jahren vor dem Gasboiler jedoch nicht. Oma schenkte mir eine kleine Yucca und bezahlte den Hamsterkäfig mit Zubehör. Während ich abends in meinem Bett lag, raste Stups Runde für Runde in seinem Laufrad, und über dem monotonen Geratter schlief ich irgendwann ein. Ich war mittlerweile in der siebten Klasse des Mädchengymnasiums, und mit einigen Mädchen verband mich eine innige Freundschaft. Es waren Freundschaften, die bis heute andauern sollten.
    Da war Anka, mit der ich im letzten Jahr der Grundschule gelegentlich morgens zur Schule gehen durfte und die, genau wie ich, Mitglied im örtlichen Schwimmverein war. Oma hatte mich im Schwimmverein angemeldet, weil ich ihr erzählt hatte, dass ich panische Angst bei den so genannten Schwimmübungen mit meinem Vater ausgestanden hatte. Er hielt mich derartig ungeschickt unter dem Bauch, dass mein Kopf jedes Mal vornüber ins Wasser platschte und ich zu ertrinken drohte. Mein Vater war extrem ungeduldig, und ich empfand ihn als absolut brutal in seinen Methoden. Irgendwann war er so entnervt, dass er mich einfach losließ und mich anschnauzte: »Wenn du nicht ertrinken willst, musst du schwimmen!«
    Bis er mich endlich wieder aus dem Wasser zog, war ich bereits so oft untergegangen, dass ich literweise Wasser geschluckt und Todesängste ausgestanden hatte. Wieder festen Boden unter den Füßen, kotzte ich erst mal das ganze Wasser aus und schwor mir, mich nie wieder mit meinem Vater ins kühle Nass zu begeben. Im Schwimmverein lernte ich hingegen so schnell, dass ich binnen eines Jahres regelmäßig in der Juniorenriege trainieren durfte. Im Schwimmverein lernten wir Dana kennen. Dana war groß und schlank und hatte eine richtige Schwimmerfigur. Mit ihren vollen Lippen und der üppigen Oberweite sah sie bereits mit zwölf Jahren aus wie Brigitte Bardot. Ein Vergleich übrigens, der von den Jungs oft angestellt wurde und Dana regelmäßig in Rage brachte. Als Dana dann zu unserem Glück in der siebten Klasse eine Ehrenrunde drehte, kam sie zu uns in die Klasse, und das Kleeblatt war komplett. Im selben Jahr kamen Gitta und Carla hinzu. Gitta war die Tochter eines stadtbekannten Majors und konnte die Vorstellungen ihres Vaters hinsichtlich Outfit und Lebenseinstellung so gar nicht erfüllen. Sie gehörte der alternativen Szene an und bereicherte unsere Mädchentruppe mit drögen Sprüchen und unglaublicher Coolness. Carla war die Tochter eines Brauereidirektors, und wir alle mussten neidlos anerkennen, dass sie mit ihren glatten, langen, mahagonibraunen Haaren eine echte Schönheit war. Sie war mit ihren Eltern aus Berlin in unsere Kleinstadt gezogen, und ihre Bedenken, dass es bei uns in der

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