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Ein falscher Traum von Liebe: Der lange Weg aus der Hölle meiner Kindheit (German Edition)

Ein falscher Traum von Liebe: Der lange Weg aus der Hölle meiner Kindheit (German Edition)

Titel: Ein falscher Traum von Liebe: Der lange Weg aus der Hölle meiner Kindheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Birkhoff
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während mein Vater mich blutig schlug, so war ich jetzt die stumme Zuhörerin, und sie musste dran glauben.
    »Nein! Abdul! Nein! Nicht! Tuʼs nicht! Abdul! Bitte!«
    »Ich fick dich jetzt so, wie du deinen Jürgen fickst!«, schrie mein Vater. Gläser polterten und klirrten, Stühle fielen um, und am Getrappel der Füße konnte ich erkennen, dass eine regelrechte Hatz stattfand. »Du Nutte! Du Hure! Wer bist du eigentlich, Gundis? Eine Scheißbeamtin auf Lebenszeit? Geh doch zu deinem Jürgen, wenn er besser ist. Margot hatte ich auch. Jawohl! Und sie war besser als du!«, schrie mein Vater wie von Sinnen.
    Ich kauerte mich unter meiner Bettdecke zusammen und stellte mir die Frage, warum ich nicht einfach hineinging ins Wohnzimmer und beiden sagte, dass sie aufhören sollten. Ich hatte Angst. Unermesslich große Angst. Wenn er mit ihr fertig war, würde er vielleicht doch noch in mein Zimmer kommen und mich wieder windelweich schlagen. Und wenn er sie totschlug? Ich wusste nicht ein noch aus.
    Nach einem gellenden schmerzerfüllten Schrei meiner Mutter war es plötzlich beängstigend still geworden im Wohnzimmer. Ich befürchtete das Schlimmste.
    Kurz darauf wurde die Tür meines Kinderzimmers aufgerissen. Meine Mutter stand im Nachthemd vor mir, und in der Dunkelheit konnte ich erkennen, dass sie sich ein Tuch auf den Kopf drückte.
    »Komm sofort raus aus deinem Bett!«, zischte sie mich an. »Der dreht durch und schlägt uns tot! Wir müssen weg hier!« Sie zerrte mich an meinem Arm in den Flur.
    Plötzlich stand mein Vater vor uns und versperrte uns den Weg. Seine Augen waren blutrot unterlaufen, er stank nach Alkohol, und sein Blick war die Boshaftigkeit in Person.
    »Nur über meine Leiche, Gundis !«, schrie er hasserfüllt. In der einen Hand hielt er eine Bierflasche, in der anderen Hand einen schweren Marmoraschenbecher.
    »Mein Hamster!«, schrie ich voller Panik. »Mama! Er wird Stups töten! Ich muss ihn holen!«, damit riss ich mich von der Hand meiner Mutter los, rannte zurück in mein Zimmer und klemmte mir den Käfig unter den Arm.
    »Deinen Hamster willst du also mitnehmen?«, fragte mein Vater in drohendem Ton. Er warf die Bierflasche in die Ecke und nahm mir den Käfig weg.
    »Papa! Bitte! Tu ihm nichts! Lass Stups in Ruhe!«, flehte ich meinen Vater an.
    Doch er wühlte den Hamster aus seiner Watte-Ecke. Mit weit aufgerissenen Augen starrte Stups meinen Vater an und biss zu. Aus dem Finger meines Vaters quoll das Blut, und außer sich vor Raserei schmiss mein Vater den Hamster quer durch die Wohnung. Stups knallte gegen die Wohnzimmerwand, fiel auf den Boden und blieb dort regungslos liegen. An der weißen Wand zeugte ein kleiner Blutfleck von der Tat meines Vaters.
    Meine Mutter nahm mich, noch bevor ich einen Ton sagen konnte, erneut an meinem Arm, schubste meinen Vater zur Seite, öffnete die Wohnungstür und lief mit mir durch den Hausflur in die Dunkelheit. Mit einem dumpfen Geräusch landete der Marmoraschenbecher direkt neben uns auf dem Boden im Erdreich. Hinter uns hörten wir meinen Vater grölen und randalieren.
    Barfuß rannten wir um unser Leben. Meine Mutter im Nachthemd mit einer stark blutenden Kopfwunde und einem Küchentuch, das sie sich gegen die Kopfwunde presste, in der einen Hand, ich an der anderen Hand, im Schlafanzug und bitterlich um meinen Hamster weinend. Bestimmt, so war ich mir sicher, hatte Stups diesen Schlag gegen die Wand nicht überlebt. Ich sollte Recht behalten.
    Wir landeten schließlich völlig erschöpft bei einer Kollegin meiner Mutter. Uta war alleinerziehend, hatte zwei Söhne und wohnte zum Glück nicht weit weg von unserer neuen Eigentumswohnung. Eines stand fest: Zurück konnten wir auf keinen Fall mehr. Mir war alles gleichgültig. Ich fühlte mich apathisch und sah die Welt nur noch durch einen Nebelschleier. Ich hätte starke, tröstende Arme gebraucht, doch niemand war da, der mir diesen Schmerz, diese Wut und diese Hilflosigkeit nehmen konnte. Uta kümmerte sich um meine Mutter, und ich schlief auf dem Sofa in ihrem Wohnzimmer nach nur wenigen Minuten ein. Wir sollten einige Tage bei Uta und ihren Söhnen Unterschlupf finden. Mein Vater wusste nicht, wo wir uns aufhielten, und das war auch gut so. Morgens, auf dem Weg zur Schule, duckten wir uns in Utas Auto. Ich wurde am Gymnasium herausgelassen und rannte so schnell ich konnte auf den Pausenhof zu meinen Freundinnen. Meine Mutter und Uta fuhren dann weiter zur Grundschule.
    Uta schien mit

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