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Ein falscher Traum von Liebe: Der lange Weg aus der Hölle meiner Kindheit (German Edition)

Ein falscher Traum von Liebe: Der lange Weg aus der Hölle meiner Kindheit (German Edition)

Titel: Ein falscher Traum von Liebe: Der lange Weg aus der Hölle meiner Kindheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Birkhoff
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von Herzen. Er hatte sich so unendlich schwergetan mit dieser Heirat, dass er nun ausgiebig feierte und mit seinen Freunden auf »seine« Blitzaktion anstieß. Sätze wie »Alter Knabe! Da haste uns aber überrascht!« oder »Felix, Felix. Stille Wasser gründen tief, he?« oder »Der Birkhoff! Hahaha! Immer für eine Überraschung gut, alter Sportsfreund!« rauschten an mir vorbei. Irgendwie gehörte ich nicht hierhin, und auch ohne mich wäre die Party fröhlich weitergegangen.
     
    Es war Ende Januar. Meine Sportprüfung war gut gelaufen, und ich stand kurz vor den letzten Prüfungen. Eine Blasenentzündung ereilte mich zwei Tage vor der Klausurenreihe. Vollgestopft mit Antibiotika absolvierte ich die schriftlichen Klausuren. Es klappte alles zufrieden stellend, und zum Schluss war ich einfach nur froh, dass die Prüfungen vorbei waren. Für mich war es keine Frage, OB ich bestanden hatte, sondern lediglich WIE. Ab dem ersten April würde ich nie wieder den Namen von Jürgen Karnasch auf meinen Kontoauszügen sehen. Ich wusste, dass er unabhängig von der Kenntnis, ob ich meine Ausbildung beendet hatte, pünktlich seine Zahlungen einstellen würde. Ich würde endlich unabhängig von diesem Schwein sein.
    Die letzten Wochen vor der Bekanntgabe der Noten verliefen locker. Wir alle schliefen viel und hielten uns mit einem Minimum an sportlichem Pensum fit. Diese Wochen sind die einzigen Wochen der Ausbildungszeit, die ich in guter Erinnerung habe. Wir alberten herum und vertrödelten die Zeit mit vielen Gesprächen.
    In dieser Lebensphase erhielt ich eines Tages einen Anruf aus der Schweiz.
    »Ich rufe an, weil Sie in der Pferdezeitung einen schwarzen Lipizzaner annoncieren. Ist das Pferd schon verkauft, oder können wir uns das Tier morgen anschauen?«
    Morgen? Ich erschrak und stammelte irgendetwas. Der Mann am anderen Ende der Leitung musste mich für komplett beschränkt halten. Der Mann war ein Baron aus der Schweiz und wollte am nächsten Tag mit dem Flieger nach Ruhrstadt kommen. Das ging mir eigentlich viel zu schnell ... Aber dann antwortete ich.
    »Fünfzehn Uhr siebenundzwanzig? Gut. Ich hole Sie ab. ... Nein, nein. Kein Problem. Bis morgen. Auf Wiederhören.«
    Ich rief Felix im Büro an.
    »Da hat ein Baron aus der Schweiz angerufen. Der will morgen mit seiner Frau kommen und Capriola anschauen. Ich soll die beiden am Nachmittag vom Flughafen abholen.«
    Mein Tränenpegel stieg. Ich schluckte.
    »Mit dem Flugzeug kommen die hierhin? Meine Güte! Die müssen ja Geld haben! Ja ist doch toll! Vielleicht nehmen die ja das Pferd?«
    »Ja. Vielleicht tun sie das. Lassen wir uns überraschen. Bis später dann. Musst du lange arbeiten?«
    »Es geht. Ich fahre danach mit Fides zum Training. Schon vergessen? Hatte ich dir aber gesagt. Ich denke, dass ich spätestens um zehn zu Hause bin. Bis später.«
    Ich rauchte eine Zigarette und blies nachdenklich Kringel in die Luft. Das Gespräch war unbefriedigend verlaufen. Es hatte mir nichts gegeben. Ich wusste auch nicht so recht, was ich eigentlich erwartet hatte.
    Ich rief Richard Hinrichs im Büro an.
    »Hinrichs.«
    »Hallo, Herr Hinrichs. Hier ist Christine. Herr Hinrichs. Ich weiß nicht mehr weiter. Ich brauche Ihren Rat. Haben Sie einen Moment Zeit für mich?«
    »Schießen Sie los, Christine. Ich bin ganz Ohr.« Ich erzählte und erzählte. Wie einsam ich mich fühlte. Wie sehr mir die Fachsimpeleien unter den Reitern fehlten. Dass ich frustriert war, weil sich niemand um meine Reiterei kümmerte. Dass ich nur noch gut genug sei, um Felix die Brocken hinterherzutragen. Dass Capriola sich prima entwickelt habe. Dass dieser Baron morgen kommen würde. Dass er vielleicht sehr viel Geld bezahlen würde.
    »Was denken Sie, Herr Hinrichs? Was würden Sie an meiner Stelle tun? Ich weiß echt nicht mehr weiter.«
    Ich hörte, wie Richard Hinrichs am anderen Ende tief ein- und ausatmete. Er dachte hörbar nach. Und begann wie immer mit einem langgezogenen »Tjaaaaa... «. Er sagte: »Ganz ehrlich, Christine. Ich glaube nicht, dass Sie ein Mensch sind, der zum Eremitendasein geboren ist.
    Wenn Sie eine miserable Reiterin wären, dann würde ich Ihnen jetzt sagen, seien Sie froh, dass Sie ein Pferd gefunden haben, das ganz passabel unter Ihnen läuft. Aber dafür können Sie zu viel. Dieses Eremitendasein passt einfach nicht zu Ihnen. Ich glaube nicht, dass Sie das auf Dauer glücklich machen wird. Den Baron kenne ich. Das sind furchtbar nette Leute. Die haben einen

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