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Ein falscher Traum von Liebe: Der lange Weg aus der Hölle meiner Kindheit (German Edition)

Ein falscher Traum von Liebe: Der lange Weg aus der Hölle meiner Kindheit (German Edition)

Titel: Ein falscher Traum von Liebe: Der lange Weg aus der Hölle meiner Kindheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Birkhoff
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war das auch schon aufgefallen, aber der Vergleich fehlte mir. Mia schaute einem direkt in die Augen, und offensichtlich war das nicht bei allen Säuglingen so. Silke war ja diesbezüglich die Fachfrau von uns beiden. Ich war heilfroh, dass sie meine Nachbarin war, und so gesehen nicht mehr böse, dass wir immer noch nicht umgezogen waren. Mit Silke als Freundin und direkt Tür an Tür konnte mir so schnell nichts passieren. Ich machte mir schon jetzt Sorgen, dass ich meine neue Rolle als Mutter nicht hinbekam. Ich war die personifizierte Unsicherheit und völlig unbeholfen. Ich hatte als Kind nie mit Puppen gespielt und bereute das jetzt. »Christine! Was machst du denn da mit deinem Püppchen? Oh Gott!« Omi schien entsetzt zu sein. Offensichtlich war das nicht in Ordnung, wie ich Püppchen behandelt hatte. Ich war mir keiner Schuld bewusst. Am Blick von Omi sah ich, dass ich böse gewesen war. Irgendwie böse. Omi sagte gar nichts mehr. Sie starrte auf Püppchen. Püppchen. Gegen die Wand geschleudert. Angeschrien. Geschlagen. Püppchen mit verdrehten Armen. Püppchen ohne Arm. Püppchen ohne Bein. Püppchen ohne Kopf. Augen rausgepult. Blödes Püppchen. Püppchen war mir egal. Warum sollte mir Püppchen leidtun? Ich verstand Omi nicht. Ich verstand nicht, dass sie traurig war. Omi weinte. Wegen mir. Das war blöd! Das war viel blöder als Püppchen, die kaputt in der Ecke lag. Ich weinte auch. Weinte, weil Omi wegen mir weinte. »Ich bin so froh, dass du in meiner Nähe bist, Silke!« Ich heulte schon wieder.
    »Hey! Beruhige dich! Da musst du nicht gleich weinen. Ich helfe dir. Ist doch klar. Das kriegst du schon hin!« Silke streichelte meinen Arm. Das tat gut. Ich wusste auch nicht, warum ich so verdammt unsicher war. Das war doch sonst nicht meine Art! Ich beruhigte mich selbst. Ich würde es schaffen. Ich würde auch DAS schaffen!

 
     
    _______________KAPITEL 12_______________
 
    Ende vom Anfang
     

    F
ünf Tage nach Mias Geburt holten mich Felix und seine Eltern aus dem Krankenhaus ab. Mia schlief tief und fest in ihrer kleinen Tragetasche und war durch nichts aus der Ruhe zu bringen. Wenigstens einer von uns, dachte ich bei mir. Ich hatte Versagensängste und wusste nicht, was auf mich zukam. Als wir in unserer Wohnung standen, kroch mir die Angst förmlich den Nacken hoch. Ich würde das nicht schaffen. Eine innere Stimme sagte mir, dass hier gerade etwas eskalierte, und ich wusste dieses beängstigende Gefühl nicht einzuordnen. Mir war, als würde jemand mit einem Schlauch mein Selbstbewusstsein aus meinem Körper pumpen. Ich spürte, wie etwas ungeheuer Wichtiges sich nach und nach verabschiedete – die Zuversicht.
    Mutti und Papa lachten. Sie beobachteten köstlich amüsiert, wie Felix und ich gemeinsam hektisch in der Küche hantierten. Mia war aufgewacht, und ihr Schreien steigerte sich in puncto Lautstärke und Intensität sekündlich. Es war klar, dass sie Hunger hatte, und die kleine Lady konnte verdammt ungehalten werden, wenn der Mangel in ihrem Wohlbefinden nicht unverzüglich abgestellt wurde. Wir benahmen uns wie völlig normale junge Eltern: schütteten zu viel heißes Wasser ins Fläschchen, stellten fest, dass Abkühlen länger dauerte, als uns das lieb war, prüften und testeten zum siebenundachtzigsten Mal die Temperatur des Inhaltes, und bis wir endlich so weit waren, hatte Mia schon längst zum Crescendo, einem ohrenbetäubenden Gebrüll, angesetzt. Ein einziges Fläschchen. Und unsere Nerven lagen blank. So ist das nun einmal. Rückblickend betrachtet war unsere Unbeholfenheit tatsächlich nur amüsant. Nichts Dramatisches. Für mich hingegen war es dramatisch. Felix würde morgen früh schon wieder ins Büro fahren. Ich war sauer und enttäuscht. Er ließ mich hier allein mit dem Kind, und ich fühlte mich völlig überfordert.
    Als Felixʼ Eltern gingen, bereiteten wir einige Fläschchen mit Milchpulver vor. Sollte Mia in der Nacht Hunger bekommen, würden wir gemeinsam aufstehen. Felix versprach es mir hoch und heilig, und ich konnte mich auf ihn verlassen. Das beruhigte mich ein wenig.
    Die Tage vergingen. Ich hatte einige Arbeitsabläufe automatisiert und ganze Batterien von Fläschchen mit Milchpulver zurechtgestellt. Kalter Fencheltee, im Voraus gekocht, sorgte für schnellen Temperaturausgleich der Milch. Heißes Wasser stand immer in der Thermoskanne bereit. Mia trank langsam. Viel zu langsam. Sie schrie vor Wut und Hunger. Ich stopfte einen Breisauger auf die

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