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Ein falscher Traum von Liebe: Der lange Weg aus der Hölle meiner Kindheit (German Edition)

Ein falscher Traum von Liebe: Der lange Weg aus der Hölle meiner Kindheit (German Edition)

Titel: Ein falscher Traum von Liebe: Der lange Weg aus der Hölle meiner Kindheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Birkhoff
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Felix mit seinem Kopf immer noch auf meinem Bauch. Durch die PDA spürte ich ja keine Schmerzen und genoss es, meinen Mann so bei mir liegen zu haben. Während der Schwangerschaft hatte ich diese Geste schmerzlich vermisst. Umso mehr genoss ich es jetzt. Felixʼ Finger sah unglaublich groß aus, als er vorsichtig über Mias Näschen streichelte. »Sie ist so klein. So hübsch. Guck mal, diese winzig kleine Nase. Süß, ne?«
    Ich nickte selig.
    »Und diese putzigen Öhrchen. Und schau mal. So kleine Händchen. Das gibtʼs doch gar nicht.«
    Felix studierte Mia aufmerksam und hingebungsvoll. Seine Augen waren voller Liebe, voller Dankbarkeit und voller Güte. Ich zerfloss vor Liebesgefühl. Hielt Mia im linken Arm und streichelte versonnen Felixʼ Haare mit der rechten Hand. Ich hatte das Gefühl, dass sich in unserer Ehe etwas Gravierendes zum Positiven verändert hatte. Dieser Mann würde ein guter Vater werden. Ein zuverlässiger Vater. Ein Vater, dem man vertrauen konnte. Ein starker Vater.
    Eine riesige Hand schlug mir ins Gesicht. Immer wieder. Immer wieder. Klatsch! Klatsch! Klatsch! Es hörte nicht auf. Es hörte einfach nicht auf! Ich heulte Rotz und Wasser. Ich hatte Angst. Schreckliche Angst. Wehrte mich nicht. Versuchte, meine Hände vors Gesicht zu halten. Schläge abzuwehren. Meine Hände wurden runtergerissen. Das tat weh. Furchtbar weh. Eine unbarmherzige Faust sauste auf mich zu. Sauste direkt auf mein Gesicht zu, während meine Händchen festgehalten wurden. Es krachte. Irgendetwas in meinem Gesicht hatte geknackt. Der Boden unter meinen Füßen verschwand. Ich schlug auf. Schlug auf irgendetwas Hartes. Kantiges. Schmeckte Blut. Roch Blut. Badete im Blut. Sah nur noch Blut. Starb. Dieselben Hände zerrten mich hoch. Konnte nicht stehen. Dieselben Hände hielten mich fest. Schleiften mich irgendwohin. Irgendwohin. Dieselben Hände. Autotür. Motorgeräusch. Wieder die Hände. Dieselben Hände. Dann schmale Hände. Hände, die mich am Arm vorwärtszerrten. Kalte, schmale, harte Hände. Mutterhände. Grelles Licht. Weiße Kittel. Stechender Schmerz. Nadel. Faden. Schere. Beißender Geruch. Müde. Entsetzlich müde.
    Felix war müde. Wir waren beide müde. Die Hebamme kam und nahm Mia mit den Worten »Sie brauchen jetzt erst mal Schlaf. Ich kümmere mich um Mia. Keine Sorge« mit ins Säuglingszimmer.
    Felix und ich verabschiedeten uns. Zärtlich. Innig. Und äußerst ungern. »Ich rufe jetzt meine Eltern an, und dann fahre ich nach Hause. Ich bin hundemüde. Ich liebe dich. Bis morgen.«
    Ich brauchte lange, um einzuschlafen. Mein Leben hatte sich verändert. Meine Liebe zu Felix hatte sich verändert. Meine Welt hatte sich verändert. Ich war jetzt Mutter. Ich war stolz. Ich war glücklich. Ich dachte an meine eigene Mutter. Mein Gott, musste diese Frau krank sein. Ich fühlte nur noch völlige Verständnislosigkeit. Gut, dass ich nicht so war wie sie.
    Am nächsten Morgen kamen meine Schwiegereltern. Mutti und Papa waren aufgeregt und total gerührt. Mein Schwiegervater foppte meine Schwiegermutter mit dem Ausruf »Oma«.
    »Ja, ist doch schön!«, sagte sie entwaffnend ehrlich und lachte. Omi war gern Oma. Sie liebte mich. Sie war meine wahre Mama . Mein Schwiegervater war der Erste von beiden, der Mia zärtlich auf den Arm nahm und es sich mit seiner Mini-Enkelin auf dem Sessel gemütlich machte. »Klappt doch!«, strahlte er stolz und siegessicher. Mit dieser Geste hatte er selbst nach über vierzig Ehejahren seine eigene Ehefrau überrascht. Mutti hatte sich nicht getraut, Mia hochzunehmen. Sie war unsicher und wollte nichts falsch machen. Meinem Schwiegervater kam in dieser Hinsicht seine pragmatische und ruhige Art entgegen. Mia und ihr Opa gaben ein herrlich selbstverständliches Bild ab. »Fühlt sich gut an.« Papa grinste breit. Das war seine Art auszudrücken, dass ihm die neue Rolle als Großvater richtig gut gefiel.
    Nach meinen Schwiegereltern kam Silke zu Besuch. Sie arbeitete in dieser Klinik und ärgerte sich schwarz, dass sie den Abend auf unseren Anruf gewartet hatte, der aufgrund der Dramatik nicht kam. Tomas, der neue Mann an ihrer Seite, hatte sie gedrängt, doch einfach loszufahren. Silke und Tomas wurden die Pateneltern von Mia.
    »Hätte ich doch man nur auf Tomas gehört«, schimpfte Silke mit sich selbst. Mit gekonntem Griff schnappte sie sich Mia und wiegte sie vorsichtig im Arm. »Diiiieee ist ja süß. Und wie die einen schon mit den Augen fixiert. Ist ja Wahnsinn.«
    Mir

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