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Ein falscher Traum von Liebe: Der lange Weg aus der Hölle meiner Kindheit (German Edition)

Ein falscher Traum von Liebe: Der lange Weg aus der Hölle meiner Kindheit (German Edition)

Titel: Ein falscher Traum von Liebe: Der lange Weg aus der Hölle meiner Kindheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Birkhoff
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er gab mir Kraft. Er gab mir ungeheuerlich viel Kraft. In den zweieinhalb Stunden dieses Gespräches war mir, als hätte jemand wieder einen Schlauch an mich angedockt. Doch dieses Mal, da wurde Kraft in meinen Körper gepumpt.
    »Sie sind Kollegin, Frau Birkhoff! Polizistin! SIE wissen doch, was man mit solchen Tätern macht? WERDEN Sie Polizistin. In eigener Sache. Ziehen Sie diese Leute zur Rechenschaft. Sie können das. Ich weiß das.«
    Ich weinte. Ich beweinte mich selbst. Beweinte mein Schicksal. Beweinte meinen Weg. Meinen Weg bis hierher und meinen Weg, der noch vor mir lag. Ein Weg, der schwierig, dornig, mühsam sein würde. Sehr mühsam. Ich spürte das. Ich ahnte das. Erzählte wieder. Von meinem Gefühl. Von der Leere. Ich war nicht mehr Ich. Ich war nicht mehr Mensch. Ich war nicht mehr Frau. Mein Doc verabschiedete mich. Schickte mich los. Ins Kriminalkommissariat. Zu den Kollegen und Kolleginnen, die wussten, wie das ging. Zu den Fachleuten. Zu den Spezialisten. Die letzten Sätze meines Docs. Ich hatte sie tief inhaliert und versuchte, mich an ihnen festzukrallen.
    Der Doc hatte mich an beiden Schultern gehalten. »So mein Mädchen. Jetzt hören Sie mir mal gut zu: Ich höchstpersönlich, ich ›der Doc‹, werde dafür sorgen, dass Sie sich wieder so fühlen, wie Sie es verdient haben. Dass Sie sich so fühlen, wie Sie sind: eine schöne, attraktive und starke Frau. Eine, die man gern anschaut. Gern. Merken Sie sich das gut! Ich gebe Ihnen mein Wort. Ich verspreche es Ihnen hier und heute! Verlassen Sie sich darauf!«
    Ich nickte. Ich ging. Schleppte mich nach oben. Ins Präsidium.
    Der Kommissariatsleiter war schon vorbereitet. Empfing mich nett. Ich wurde schon erwartet. Ein schönes Gefühl. Und wieder weinte ich. Weinte und weinte und erzählte. Der Kommissariatsleiter. Ein Kerl wie ein Baum. Ein Mann wie ein Bär. Jeans. Cowboystiefel. Schaustellertyp. Einer, dem man nicht im Dunklen begegnen möchte. Ein Mann, der es locker mit Jürgen aufnehmen konnte. Ein Mann, vor dem selbst Jürgen in die Knie gehen würde. Vor dem meine Mutter Angst bekommen würde. Den mein feiger Vater eher um Gnade anflehen würde.
    »Ich hole für dich mein bestes Pferdchen aus dem Stall. Warte ab, bis du sie kennen lernst. Die Kollegin ist spitze. Unschlagbar! Sie kommt gleich!«
    Diese Sprache verstand ich. Diese Sprache kam gut bei mir an. Motivierte mich. Gab mir wieder Kraft. Die Schlacht hatte begonnen. Sie hatte endlich begonnen.
    Felix war erleichtert. Merkte, dass sich da etwas tat. Dass Bewegung in die Sache gekommen war. Dass ich mich bewegte. Und Felix hoffte. Hoffte auf bessere Zeiten und hoffte, dass nun alles gut werden würde. Mein unwissender Felix. Und ich, seine unwissende Frau. Wir beide waren ahnungslos, wussten nicht, dass das SO einfach nicht war. Dass das viel schwieriger werden würde. Kaum zu schaffen.
    Ich arbeitete weiter. Ich bestand darauf. Der Doc zierte sich. Ich setzte mich durch. In fünf Wochen würde ich in die Klinik fahren. In eine psychosomatische Klinik. Eine Rehaklinik. Eine Spitzenklinik. Der Doc hatte mir von dieser Klinik vorgeschwärmt. Nein, nein, so hatte er mich beruhigt. Keine Klinik mit lauter Durchgeknallten. Keine »geschlossene Klinik«. Keine Psychiatrie. Das war mir wichtig. Das war mir ungeheuerlich wichtig. In meinen Gedanken verband ich »Psychiatrie« immer mit »Das warʼs!«. Wenn du da hinkommst, Christine, dann ist Feierabend, hatte ich mir immer gesagt. Das wäre der GAU! Mein GAU! Das Auffanglager der Unkalkulierbarkeit. Der nicht mehr Zurechnungsfähigen. Der Leute, die nicht mehr fähig waren, sich selbst Grenzen zu setzen. Ab in die Klapsmühle!
    Nein, nein, hatte mich der Doc beruhigt. Ich würde überraschend viele Kollegen dort treffen. Leute wie ich. Die nicht durchgedreht waren, sondern die wie ich am Ende ihrer Kräfte waren. Die in irgendeiner beschissenen Lebenssituation in die Knie gegangen waren. Wie ich. Die einfach mal eine helfende Hand brauchten. Wie ich. Polizisten. Helfer. Helfer, denen geholfen werden musste. »Es ist keine Schande, wenn man irgendwann in seinem Leben mal an einen Punkt kommt, an dem man nicht mehr weiterkann. Aber es ist eine Schande, wenn man das erkennt und dann liegen bleibt!« Mein weiser Doc.
    Ich musste ihm hoch und heilig versprechen, dass ich mir sofort eine Therapeutin suchte. Sofort. Dass ich die Wochen bis zur Klinik überbrückte. Dass ich nach der Klinik sofort weitermachte mit der Therapie. Dass ich

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