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Ein falscher Traum von Liebe: Der lange Weg aus der Hölle meiner Kindheit (German Edition)

Ein falscher Traum von Liebe: Der lange Weg aus der Hölle meiner Kindheit (German Edition)

Titel: Ein falscher Traum von Liebe: Der lange Weg aus der Hölle meiner Kindheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Birkhoff
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wieder einen kompletten Hausstand aus dem Boden stampfen und von Brot und Wasser leben. Das sah ich absolut nicht ein. Felix behielt die Wohnung. Die meisten Möbel. Und ich? Keinen Pfennig würde er mir geben, so hatte er gedroht. Auf Apfelsinenkisten könnte ich leben, so waren seine Worte.
    Ich war wütend auf Felix, dass er Mia und mir keine Unterstützung für die Wohnungseinrichtung geben wollte. Er würde Mia eine kuschelige Eigentumswohnung bieten, die ich renoviert und eingerichtet hatte, und ich sollte mir Apfelsinenkisten besorgen. Was blieb mir übrig? Ich habe ihn ausgetrickst. Sollte er doch mit dem von Jürgen gesponserten Sofa leben. ICH nicht! Felix war sauer. Richtig sauer. Und er war beleidigt. Beleidigt, dass er, der kluge Kopf, auf meinen Schachzug reingefallen war. Zu guter Letzt hatten wir beide unsere eingerichteten Wohnungen. Und beide keine finanziellen Rücklagen mehr. Ich fand das fair. Er nicht.
    Schon beim ersten Mal, als Felix vor meiner Tür stand, zerriss es mir das Herz. Ich sah diese Traurigkeit in seinen Augen und entdeckte seine Güte wieder. Wir waren beide nicht nachtragend. Verletzt, enttäuscht, gedemütigt, traurig. Das waren wir beide. Aber nicht nachtragend und nicht hassend. Beim Notar hatte ich meinem Mann versprochen, dreißig Stunden die Woche zu arbeiten. Ich wollte nicht, dass er jeden Monat ein Vermögen zahlte. Ich wollte, dass er seine Wohnung behielt, dass Mia ihren tollen Papi behielt und ihre wundervollen Großeltern. Ich wollte, dass Mia weiterhin unbeschwert auf dem Bauernhof spielte, Omas Hund ärgerte, die Pferde putzte und bei ihrem Opa auf dem Trecker saß. So, wie ihr eigener Vater, als er ein kleiner Junge war. Felix holte Mia ab, wenn ich am nächsten Tag Dienst hatte. Trank in meiner gemütlichen Küche noch einen Kaffee und hörte sich meine »Bedingungen« an. Würde ich feststellen müssen, dass er oder meine Schwiegermutter Mia gegen mich aufhetzten, wäre das friedliche Leben vorbei. Würde meine Schwiegermutter ihren eigenen Schmerz über diese Situation auf Mia projizieren, wäre es auch vorbei. Wir waren uns einig. Die Trennung war schlecht für Mia, und es würde nur funktionieren, wenn alle an einem Strang zogen. Die Wochen plätscherten dahin. Ich schlief viel. Stellte fest, dass ich mehr Schlaf brauchte, als ich mir früher gegönnt hatte. Stellte fest, dass ich mir gar nichts gegönnt hatte, und änderte eine Menge. Ich trieb wieder Sport. Ein Kollege hatte mich zum Schwimmverein geschleppt und mich der »Seniorenmannschaft« vorgestellt. Ich spielte Badminton, ging mit Freundinnen in die Sauna, in Kneipen und kümmerte mich an »meinen« Tagen endlich richtig um Mia. Hörte ihr zu, kuschelte mit ihr, setzte Grenzen. Ruhig. Bestimmt. Unerschütterlich.
    Ann-Kathrin wurde mir eine sehr enge Freundin. Wenn sie meine Nägel machte, mussten wir immer wieder daran denken, was meine Mutter gesagt hatte: »Du mit deinen hässlichen Wurstfingern.« Wir schütteten uns aus vor Lachen. Ich erfuhr viel von Ann-Kathrin. Auch, dass Felix und ich ein ganz anderes Bild präsentiert hatten, als das tatsächlich der Fall war. Ann-Kathrin war Single. Für sie hatte die äußere Fassade von der heilen Familienwelt gezählt. Erst nach meinem plötzlichen Heulkrampf bei ihr zu Hause, vor der Therapie, stellte sie fest, dass es ein Trugbild war. Nach und nach erzählte ich ihr die ganze Geschichte. Wir waren uns verdammt nahe. Wir hatten viele Gemeinsamkeiten in unserer Historie. Auch Ann-Kathrin war klinik- und therapieerfahren. Sie war eine Kämpfernatur und hatte den Schalk im Nacken sitzen. Diese Gemeinsamkeiten führten dazu, dass wir zusammen für zwei Wochen nach Mexiko flogen und mächtig auf den Putz hauten. Wir, die wir uns oft an den eigenen Haaren aus dem Dreck ziehen mussten und trotzig immer wieder aufstanden. Felix flog in derselben Zeit mit Mia nach Mallorca und sorgte bei den vielen alleinreisenden Müttern für reges Interesse. Mit Argusaugen, so erzählte er mir später, wurde er von den Frauen am Strand beobachtet, insbesondere dann, wenn Mia einen ihrer berüchtigten Wutanfälle bekam. »Offensichtlich ist mir das gut gelungen«, scherzte er gern, »über Kontakte konnte ich jedenfalls nicht klagen.«
    Eines Tages setzte ich eine Annonce in die Zeitung. Eine Telefon-Chiffre-Annonce, bei der man in der Samstagsausgabe einen Text abdrucken lässt und dann ein Tonband mit einer Botschaft für die Interessenten bequatscht. Die Interessenten

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