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Ein falscher Traum von Liebe: Der lange Weg aus der Hölle meiner Kindheit (German Edition)

Ein falscher Traum von Liebe: Der lange Weg aus der Hölle meiner Kindheit (German Edition)

Titel: Ein falscher Traum von Liebe: Der lange Weg aus der Hölle meiner Kindheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Birkhoff
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man in einem solchen Moment? Wer sagt einem das? Wer bereitet einen darauf vor?
    Ich begann zu weinen. Bitterlich zu weinen. Ich redete unter Tränen mit Oma und erzählte ihr, dass ich schreckliche Angst hätte und dass ich mir ein Leben ohne sie nicht vorstellen könne. Ich erzählte ihr, dass Léon mich heiraten wolle und mir tatsächlich letzte Woche einen Heiratsantrag gemacht habe. Dass er sich Kinder wünsche und ich so verdammt glücklich sei und endlich das Gefühl hätte, es geschafft zu haben.
    Wieder ein Händedruck. Oma schien jedes Wort zu verstehen, und es hatte keinen Zweck, sie jetzt mit meinen Ängsten zu konfrontieren.
    Ich erzählte also weiter und weiter, von der netten Familie in Annecy, den schönen Bergen, meinen Kolleginnen bei der Lufthansa und so weiter. Ich musste immer lauter sprechen, um das rasselnde Atmen zu übertönen. Irgendwann merkte ich, dass ich keinen Händedruck mehr erhielt. Das rasselnde Atmen wurde schier unerträglich. Ich betete innerlich, dass es bald vorbei sein würde, und hasste mich zugleich für diesen Gedanken. Wie konnte ich nur darauf hoffen, dass Oma bald sterben würde?
    Um achtzehn Uhr kam der Arzt. Er fasste mich an der Schulter und flüsterte mir leise zu: »Kommen Sie bitte mit hinaus. Ich muss mit Ihnen sprechen.« Als wir im Wohnzimmer waren, sprach er immer noch mit sehr leiser Stimme. Meine Mutter stand neben mir.
    »Dieser Sterbevorgang kann noch Stunden dauern. Ihr Herz will einfach nicht aufhören zu schlagen. Sie hat ein starkes Herz. Ich möchte das hier mit Ihnen beiden besprechen, weil ich bis heute Respekt vor diesem Sterbestadium habe. Niemand weiß wirklich, wie viel der Sterbende noch mitbekommt.«
    Ich ahnte, was kam. »Wir können versuchen, sie noch mal zu wecken«, fuhr der Arzt fort, »aber das wird für die gute Seele grauenvolle Qualen bedeuten. In den letzten Tagen schon war es fast unmöglich geworden, Ihrer Großmutter wenigstens etwas zu trinken zu geben. Sie begann sofort vor Schmerzen zu schreien. Sie trocknet aus und wird erst sterben, wenn sie jämmerlich verdurstet ist.«
    An meiner Seite stand niemand mehr. Meine Mutter war in die Küche zurückgegangen zu ihrem Jürgen! Wieder einmal ließ sie mich allein.
    Abermals fasste mich der Arzt an die Schulter. »Hören Sie mir zu, Christine! Ich kann Ihrer Großmutter noch mal eine Dosis Morphium verabreichen. Die Schmerzen, die sie durchsteht, müssen unerträglich sein! Gebe ich ihr zu wenig, nutzt ihr das gar nichts. Gebe ich die notwendige Dosis, dann könnte ihr Leiden ein sofortiges Ende haben. Niemand kann jetzt noch beurteilen, wie viel der Körper in diesem Zustand verträgt. Sagen Sie was!« Die Augen des Arztes schauten mich flehend an. Er mochte Oma. Das sah ich.
    »Sie sind ihr Arzt«, murmelte ich mit gesenktem Kopf.«Tun Sie, was Sie jetzt für richtig halten.« Ich schämte mich. Ich schämte mich so sehr. Die Erleichterung, dass es bald vorbei sein könnte, wollte sich in mir breitmachen, und ich hasste dieses Gefühl, und ich hasste mich!
    »Dann kommen Sie.«
    Hinter dem Arzt ging ich in Omas Zimmer hinein. Ich setzte mich an den Bettrand. Ich ertrug dieses rasselnde Atmen nicht mehr. Ich hätte schreien können. Aber ich riss mich zusammen. »Ich hab dich lieb, Omi«, flüsterte ich mit tränenerstickter Stimme. »Ich hab dich so schrecklich lieb.«
    »Halten Sie ihre Hand. Sie wird es spüren, dass Sie bei ihr sind.« Der Arzt setzte die Spritze an Omas Halsschlagader an. Er sah mich kurz an, und ich nickte. Keine fünf Sekunden später war Totenstille im Raum. Kein rasselndes Atmen. Kein Wort. Kein Geräusch. Ich hatte Omas Hand immer noch in meinen beiden Händen. Erschrocken schaute ich den Arzt an. »Ist sie tot?«, fragte ich völlig fassungslos. »Ja. Todeszeitpunkt achtzehn Uhr siebenundvierzig.«
    Ich ließ die Hand meiner Großmutter los, und ein unglaublicher Schrei entfuhr meiner Kehle, während ich aus dem Zimmer stürzte. Dann trat eine nie gekannte Leere an die Stelle eines Schmerzes. Ich blickte aus dem Küchenfenster, und das Gefühl der wandelnden Hülle hatte wieder in mir Platz genommen. Ich war zwanzig Jahre alt und völlig allein. Mutterseelenallein. Meine Mutter rannte hysterisch kreischend aus der Küche in Omas Zimmer. Sie warf die Tür zu und verschloss sie von innen.
    Ich ärgerte mich darüber. »Eben noch so feige, und jetzt macht sie plötzlich ein Riesentheater.«
    »Wenn ich dann eines Tages nicht mehr bin, dann findest du alles

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