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Ein feiner dunkler Riss - Lansdale, J: Ein feiner dunkler Riss

Ein feiner dunkler Riss - Lansdale, J: Ein feiner dunkler Riss

Titel: Ein feiner dunkler Riss - Lansdale, J: Ein feiner dunkler Riss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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muss mit Mr Stilwind sprechen.«
    »Gehörst du zur Familie?«
    »Nein.«
    »Dann ruf ich ihn besser mal an. Worum geht es denn, bitte schön?«
    »Sagen Sie ihm, es geht um Susan und ihr Baby.«
    »Susan und ihr Baby?«
    »Ja.«
    »Sollte ich dazu vielleicht noch einen Satz mehr sagen?«
    »Nein. Er wird schon wissen, was gemeint ist.«
    »Also gut.« Er wählte und richtete es übers Telefon aus. Nachdem er aufgelegt hatte, sagte er: »Er kommt sofort herunter. Macht es euch doch solange bequem.«
    Wir setzten uns auf zwei riesige weiche Sessel. Kurz darauf öffnete sich die Fahrstuhltür, und Stilwind trat heraus, von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet, als wäre er gerade auf dem Weg zu einer Beerdigung. Es fehlte nur noch sein Hut.
    Als er mich sah, blieb er verwundert stehen, dann kam er herüber. »Du also«, sagte er.
    Es war mir vorher nicht aufgefallen, und vielleicht lag es nur an dem harten Sonnenlicht, das zwischen den dicken Vorhängen durch die Hotelfenster hereinfiel, aber aus der Nähe sah ich jetzt, dass sein Gesicht von einem dichten Netz kleiner Falten überzogen war, wie der rissige Boden einer Lehmwüste. Er sah an die zehn Jahre älter aus, als ich zuerst geschätzt hatte, und schon da hatte ich ihn nicht für einen jungen Hüpfer gehalten.
    »Ich habe etwas für Sie«, sagte ich.
    »Eine Entschuldigung von deinem Vater ... will er mein Angebot jetzt doch annehmen? Es gilt immer noch.«
    »Nein, Sir. Mein Vater würde Ihnen sagen, dass Sie sich Ihr Angebot sonst wohin schieben können. Ich habe hier eine Abschrift eines Dokuments, das Polizeichef Rowan verfasst hat. Es geht um Sie und Ihre Tochter Susan. Das Original haben wir an einen sicheren Ort gebracht. Das hier ist eine Kopie.«
    Ich gab ihm das Blatt.
    Stilwind las es durch und erbleichte. Er hielt das Papier zwischen den Fingern, als könne es sich jeden Augenblick in eine Schlange verwandeln.
    »Sie dürfen es behalten«, sagte ich.
    »Dieser junge Mann hier ist vermutlich eingeweiht?«
    »Er und noch ein paar andere.«
    »Wenn alle davon wissen, warum sollte es dann überhaupt noch irgendeine Rolle für mich spielen?«
    »Nicht alle. Nur ich und eine Handvoll Mitwisser.«
    »Erwachsene?«
    »Ja. Ich habe es genügend Leuten erzählt, um auf der sicheren Seite zu sein. Ich will, dass Sie meine Familie in Ruhe lassen.«
    »Hat dein Vater dich dazu angestiftet?«
    »Nein. Wenn mein Vater etwas unternehmen wollte, würde er herkommen, Sie verprügeln und die Treppe runterwerfen. Dann würde er Sie durch die Stadt schleifen und am Ende abfackeln. Er weiß nichts davon.«
    Stilwinds Miene veränderte sich, er suchte nach dem passenden Gesichtsausdruck und entschied sich schließlich für ein höhnisches Grinsen.
    »Woher weiß ich, dass das Original wirklich in deinem Besitz ist?«
    »Wie hätte ich sonst diese Abschrift machen können? Meinen Sie vielleicht, ich gebe Ihnen hier das einzige Exemplar?«
    »Wie ist das in deine Finger geraten?«
    »Das ist meine Angelegenheit.«
    »Kennst du den Polizeichef?«
    »Hab ihn nie getroffen, erst vor Kurzem überhaupt von ihm gehört.«
    »Er weiß nichts von alldem?«
    »Nein.«
    »Du willst natürlich Geld haben. Schweigegeld.«
    »Nein. Ich will, dass Sie meine Familie in Ruhe lassen. Keine erfundenen Sicherheitsbestimmungen, wegen denen die Feuerwehr oder die Polizei unser Autokino inspizieren muss. Keine sonstigen Schwierigkeiten, die Sie uns einbrocken.«
    »Du kannst mich nicht für alles verantwortlich machen, was in Zukunft vielleicht bei euch schieflaufen wird.«
    »Das ist Ihr Problem.«
    »Du hörst dich schrecklich erwachsen an für einen kleinen Jungen. Schrecklich gemein.«
    Ich hörte mich tatsächlich wie ein Erwachsener an, und darauf war ich stolz.
    »Ich bin nicht gemein. Sie haben meiner Familie gedroht. Ich sorge lediglich dafür, dass gewisse Grenzen eingehalten werden. Bleibt nur noch Ihr Sohn James. Er sollte sich lieber keinem von uns auf weniger als zwanzig Meter nähern.«
    »Und was ist mit diesem Burschen hier?«
    »Sie brauchen seinen Namen nicht zu kennen, aber er zählt auch. Halten Sie sich von ihm fern.«
    »Mit Freuden. Ist das jetzt alles, du kleine Made?«
    »Ja, Sir. Das ist alles. Die Made hat gesprochen.«
     
    Draußen auf der Straße, in der Hitze der Sonne, fühlte ich mich wie im Rausch. Das Ganze war natürlich Busters Idee gewesen, nicht meine, aber ich hätte mir am liebsten selbst auf die Schulter geklopft. Es gefiel mir, was ich gesagt hatte, wie

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