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Ein feiner dunkler Riss - Lansdale, J: Ein feiner dunkler Riss

Ein feiner dunkler Riss - Lansdale, J: Ein feiner dunkler Riss

Titel: Ein feiner dunkler Riss - Lansdale, J: Ein feiner dunkler Riss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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die Kiste hervor, und Callie fing an, aus den Briefen vorzulesen.
    »Sie sind alle von M an J gerichtet. Kamen irgendwo mal richtige Namen vor?«
    »Ich glaube nicht ... ich weiß nicht. Hab mir das ganze Zeug ja nicht durchgelesen.«
    »Diese letzten Seiten stammen aus einem Notizbuch, oder einem Tagebuch ... hm, das ist ja seltsam.«
    »Was ist seltsam?«
    »Dieses Tagebuch hat anscheinend dem Mädchen gehört. Die Sätze und die Wörter klingen alle genau wie in den Briefen. Dass diese Blätter so zusammengeschnürt und in dem Kästchen verschlossen waren, macht irgendwie den Eindruck, als hätte jemand sie gesammelt und geheim halten wollen. Wahrscheinlich hatte J alles zusammen bei sich zu Hause. Vielleicht gehörte es ursprünglich dem Mädchen, das die Briefe und das Tagebuch geschrieben hat, und sie hat die Briefe nie abgeschickt. Du weißt schon, Wunschphantasien ... oder vielleicht hat J sie ihr zurückgegeben. Das machen die Leute manchmal, wenn sie sich trennen. Damals, im Krieg, wurde Briefen noch ein viel größerer Wert beigemessen als heute, Stanley.«
    »Aber warum wurden nur einzelne Seiten aus dem Tagebuch rausgerissen? Wo ist der ganze Rest?«
    »Ja, das ist komisch, nicht wahr?«
    Callie besah sich die Blätter genauer. »Hier steht was Interessantes, aber das ist wahrscheinlich noch nichts für deine Ohren.«
    »Meine Ohren haben in den letzten Tagen mehr Neues gehört, als ich überhaupt für möglich gehalten hätte«, erwiderte ich. »Ein paar Neuigkeiten mehr kann ich schon noch verkraften.«
    »In dem Tagebuch erzählt sie von ihren sexuellen Erfahrungen. Hier steht ... ich weiß nicht, ob ich dir das vorlesen soll. Vielleicht liest du es besser selber durch.«
    Sie gab mir das Blatt, und ich las die Textstelle. Dann fragte ich: »Was bedeutet fummeln?«
    Callie lief rot an. »Genau deswegen solltest du es ja selber lesen, Dummkopf. Ich wollte das nicht aussprechen und auch nicht erklären.«
    »Tja, gelesen hab ich’s selber, aber jetzt musst du mir sagen, was es bedeutet.«
    Sie erklärte es mir.
    »Oh«, sagte ich und gab ihr das Blatt zurück.
    »Sie redet davon, was sie und J, dieser Junge, gemacht haben. Anscheinend waren sie im Wald, auf einer Decke. Sie geht nicht weiter ins Detail, sondern schreibt nur, dass sie einander glücklich gemacht haben. Das bedeutet, sie haben es getan.«
    »Was getan?«
    »Herrschaftszeiten, du bist echt schwer von Begriff, Stanley! Weißt du nicht mehr, die beiden Hunde?«
    »Oh. Ach so.«
    Ich fühlte mich noch mieser als damals nach meiner Entdeckung, dass es den Weihnachtsmann gar nicht gab. Anscheinend wusste jeder über diese Sache Bescheid, nur ich nicht.
    »Wenn sie sich im Wald getroffen haben, war das dann an der Stelle, wo das alte Haus gestanden hat?«
    »Keine Ahnung. Wahrscheinlich gab es das Haus dort noch, als die Briefe verfasst worden sind. Also eher nicht. Vielleicht hat M diese Seiten aus ihrem Tagebuch gerissen und sie J als eine Art Andenken gegeben. So muss es gewesen sein! Darum hatte J auch die Seiten aus Ms Tagebuch bei sich. – Ich glaube, du hast jetzt erst mal genug gehört. Sonst brennt bei dir noch eine Sicherung durch. Aber du musst diese Briefe woanders aufbewahren, unterm Bett ist kein gutes Versteck. Mom oder Rosy Mae könnten sie dort irgendwann finden ... ach du liebe Zeit.«
    Callie las wieder in den Briefen. »Was ist denn?«, fragte ich.
    »Sie glaubt, dass sie vielleicht schwanger ist ... hör dir das mal an. ›Das mit dem Baby tut mir leid. Aber wir finden schon eine Lösung. Man kann da was gegen machen.‹ Sie redet davon, das Baby zu beseitigen, bevor es auf die Welt kommt, Stanley! Und es geht noch weiter. ›Oder wir stellen uns schon mal darauf ein. Es kann ganz schön sein, ein Baby zu haben.‹«
    »Was meinst du damit, es zu beseitigen?«
    Wieder verbrachte Callie einige Minuten damit, es mir zu erklären.
    »Das geht?«
    »Manche Ärzte machen so was, aber es ist illegal.«
    »Dann hat J im Haus in den Bäumen gewohnt?«
    »Anscheinend. Damals hing es aber noch nicht in den Bäumen.«
    »Ist mir klar.«
    »Bei dir kann man nie so genau wissen, Stanley. Als Nächstes müssten wir mal rauskriegen, wem das alte abgebrannte Haus gehört hat. Dann können wir vielleicht entscheiden, wer von den beiden das Kästchen bei sich aufbewahrt hat.«
    »Das hört sich toll an! Wie ein Krimi! Wie bei den Hardy Boys . Oder Nancy Drew .«
    »Stanley, es ist ganz interessant, aber ich kann nicht grad behaupten, dass

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