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Ein feiner dunkler Riss - Lansdale, J: Ein feiner dunkler Riss

Ein feiner dunkler Riss - Lansdale, J: Ein feiner dunkler Riss

Titel: Ein feiner dunkler Riss - Lansdale, J: Ein feiner dunkler Riss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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angeht, hätte er auch Ballettschuhe tragen können. Ich muss mich hinsetzen. Stanley, kannst du mir bitte ein Glas Wasser holen?«
    »Er hatte so Armeestiefel mit roten Schnürsenkeln an«, warf Callie ein. »Das ist mir aufgefallen. Ich hab noch nie einen Mann mit roten Schnürsenkeln gesehen.«
    Ich brachte Mom ein Glas Wasser. Sie setzte sich an den Tisch, und nach ein paar Schlucken stellte sie das Glas hin und holte tief Luft.
    Ich hatte nicht darauf geachtet, ob der Mann, der letztens draußen vorm Autokino gestanden und eine Zigarette geraucht hatte, Armeestiefel mit roten Schnürsenkeln angehabt hatte, aber alles andere, der Mantel und der Hut, stimmte überein.
    Daddy, der draußen gewesen war und Müll vom Kinoparkplatz aufgesammelt hatte, kam herein und sagte: »Stanley, du kommst sofort mit nach draußen und hilfst mir mit dem Müll. Du kannst nicht einfach angeln gehen, wenn hier Arbeit auf dich wartet ... Was ist denn hier los?«
    »Ich weiß nicht genau, ob irgendwas los ist«, sagte Mom. »Vielleicht ist auch nur meine Phantasie mit mir durchgegangen.«
    »Na«, brummte Daddy, »muss ich mir jetzt zusammenphantasieren, was passiert ist?«
    »Nein«, sagte Mom. »Ich weiß bloß nicht, ob das Ganze überhaupt was zu bedeuten hat. Es war so: Callie und ich waren zum Einkaufen in der Stadt. Wir sind zu Phillips’s Grocery gefahren, aber wir mussten ein kleines Stück weiter weg parken. Heute konnte man die Gutscheine einlösen. Sie haben angefangen, ihre eigenen Gutscheine auszugeben ...«
    »Gal, um Himmels willen«, unterbrach Daddy sie.
    »Ist ja gut. Also, wir waren gerade auf dem Weg zurück zum Auto, und auf der anderen Straßenseite stand dieser riesige farbige Kerl mit einem braunen Fedora. Er sah so unheimlich aus. Er ... na ja, mir gefiel einfach nicht, wie er uns angeschaut hat. Und als wir dann zum Auto gegangen sind, lief er uns auf der anderen Straßenseite hinterher. Jedes Mal, wenn wir stehen geblieben sind, ist er auch stehen geblieben und hat uns angestarrt. Das hab ich mir nicht nur eingebildet, oder, Callie?«
    »Nein. Er hat uns beobachtet, Daddy.«
    »Er ist uns bis zum Auto gefolgt, und als wir eingestiegen sind und ich gerade ausparken wollte, kam er zu mir ans Fenster und hat reingestarrt. Ohne was zu sagen. Mehr hat er nicht gemacht. Aber er hatte so einen seltsamen Gesichtsausdruck. Und seine Augen, die waren irgendwie ...«
    »Unheimlich«, ergänzte Callie. »Wie bei einem Monster aus einem Horrorfilm.«
    »Genau. Ein Monster aus einem Horrorfilm. Ich bin mit dem Fuß auf der Bremse zur Salzsäule erstarrt.«
    »Das war er, Miss Gal«, sagte Rosy Mae. »Er läuft immer mit diesen roten Schnürsenkeln rum. Die hab ich ihm gekauft. Und dieser Blick, den hab ich schon oft gesehn, kurz bevor er mir so feste eine gezimmert hat, dass mir die Farbe aus den Klamotten gefallen is.« Sie zog sich einen Stuhl heran und setzte sich. »Er hat Sie verfolgt, und das is alles bloß meine Schuld.«
    »Ich hab dich zu uns eingeladen«, widersprach Mom.
    »Stimmt«, sagte Daddy. »Das warst du.«
    »Ich kann meine Siebensachen packen und in ’ner Viertelstunde von hier weg sein«, bot Rosy Mae an. »Sie waren riesig nett zu mir, Miss Gal. Aber ich will doch nich, dass Ihre Familie wegen mir Ärger kriegen tut.«
    »Sei doch still, Rosy Mae«, sagte Mom. »Du gehst nirgendwohin.«
    »Vielleicht wär das aber besser, Miss Gal.«
    »Wenn du da rausgehst und auf der Straße bleibst, dann tut er dir was an«, sagte Mom. »Das garantiere ich dir.«
    »Und was ist mir dir?«, fragte Daddy. »Für mich hat es ganz den Anschein, als würde er vielleicht dir was antun. Oder Callie.«
    Mom funkelte ihn an. »Und wie lautet dein Vorschlag?«
    Daddy dachte kurz darüber nach, dann sagte er: »Ich schlage vor, wir belassen die Dinge so, wie sie sind. Du kannst gerne bei uns bleiben, Rosy. Ich will nicht, dass du dich auf der Straße rumtreibst. Woanders kannst du ja schließlich nicht hin ... oder?«
    »Nein, Sir, Mister Stanley, kann ich nich.«
    »Tja, nun, dann musst du eben bleiben. Aber ich werd den Teufel tun und solange die Hände in den Schoß legen. Wo habt ihr diesen Nig... diesen Kerl gesehen?«
    »Auf der Main Street«, sagte Callie. »Aber jetzt ist er bestimmt schon längst verschwunden. Du hättest ihn sehen sollen, Daddy, wie er ins Auto reingeglotzt hat. Einfach gruselig.«
    »Wo wohnt er, Rosy?«, fragte Daddy.
    »Unten im Viertel.«
    »Und wo im Viertel?«
    Sie beschrieb es ihm.
    »Ich

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