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Ein feiner dunkler Riss - Lansdale, J: Ein feiner dunkler Riss

Ein feiner dunkler Riss - Lansdale, J: Ein feiner dunkler Riss

Titel: Ein feiner dunkler Riss - Lansdale, J: Ein feiner dunkler Riss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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den Riegel aus und nahm trotz Rosys Frühstück einen großen Bissen.
    »Also, ich konnte ja nicht einfach bei ihr reinschneien und sagen: ›Hallöchen, wie geht’s, ich will mit dir über deine Tochter reden, der ein Zug den Kopf abgetrennt hat oder wie auch immer das nun war.‹ Ich hab ein paar von den Briefen mitgenommen, die du gefunden hast, Stan, und hab sie ihr zurückgegeben.«
    »Sie haben sie ihr gegeben?«
    »Jepp. Vielleicht kommt es dir so vor, als wären es deine Briefe, aber in Wirklichkeit gehören sie ihrer Tochter. Also dachte ich, die Mutter sollte sie haben. Jedenfalls einige davon. Ein paar wollte ich behalten, zur Sicherheit, falls wir sie uns noch mal ansehen und irgendwas nachprüfen müssen. Deswegen hab ich bloß welche rausgesucht, die keine große Rolle spielen oder bloß das wiederholen, was wir schon wissen. Ich hab ihr erzählt, ich hätte die Briefe bei der Arbeit hinterm Autokino gefunden, in einem Krug, der in der Erde verbuddelt war. Keine Ahnung, warum ich das mit dem Krug gesagt hab, ist mir so rausgerutscht.«
    »Und, was hat sie gesagt?«
    »Alles hübsch der Reihe nach. Ich bin also gestern Abend dorthin. Ihr Mann – eigentlich ihr Lebensgefährte, das bedeutet, sie leben einfach nur zusammen –, der hat mich reingelassen und mir eine Tasse Kaffee gegeben, weil sie beschäftigt war, wenn du verstehst was ich meine. Im Hinterzimmer.«
    »Ihr Mann weiß davon?«
    »Er ist ihr Zuhälter, Stan.«
    »Zuhälter?«
    Er erklärte mir, was ein Zuhälter war, und fügte hinzu: »Er kriegt einen ordentlichen Batzen von der Knete. Geld ist dem Mann so wichtig, dass ich ihm welches dafür geben musste, einfach nur dazusitzen und eine halbe Stunde mit ihr zu reden. Ihm war es egal, dass ich Briefe von Winnies Tochter dabeihatte; er fand bloß, dass ich wertvolle Arbeitszeit verschwende. Also musste ich dafür bezahlen. War ein ziemlich teurer Kaffee, so gesehen.«
    »Er ist nicht Margrets Vater, oder?«
    »Das hab ich dir doch erzählt. Der war aus Puerto Rico oder Mexiko oder so. Winnie ist ja selber ein Mischling. Der hier war ein farbiger Zeitgenosse.«
    »Und wie hat Miss ... Miss Winnie reagiert?«
    »Ich sag’s nur ungern, aber sie hat genauso gleichgültig gewirkt wie ihr Mann. Zumindest musste sie vor dem Alten so tun, als ob, weil er sie schlägt, wenn sie sich nicht so benimmt, wie er’s für richtig hält. Ich hab zwar nicht gesehen, dass er sie verprügelt, aber ich weiß ja, wie das zwischen Zuhältern und Nutten läuft – selbst wenn sie als Mann und Frau zusammenleben.«
    »Das ist ja schrecklich!«
    »Tja, Stan, die sind halt nicht die Heilsarmee, weißt du. Winnie hat sich die Briefe kurz angeguckt und sie mir wieder zurückgegeben. Sie meinte, ich kann sie wegschmeißen, es wär ihr egal.«
    »Sie hat nicht geweint?«
    »Nicht mal feuchte Augen hat sie bekommen. Stattdessen hat sie gesagt: ›Junge, du hast für ’ne halbe Stunde bezahlt, mach doch was Sinnvolles mit der Zeit.‹ Na ja, ich war schon versucht. Sie sieht gar nicht mal so schlecht aus, und ich hatte ja zehn Dollar hingelegt ... Also meinte ich, ›klar‹, und wir sind ins Hinterzimmer gegangen. Dann hat sie die Tür zugemacht und gesagt: ›Du musst leise sein, damit wir uns unterhalten können.‹ Wir haben uns aufs Bett gesetzt, sie hat die Briefe noch mal in die Hand genommen und sie sich angeschaut. Diesmal hat sie ein bisschen geweint.«
    »Also war sie doch traurig?«
    »Auf ihre eigene Art und Weise, ja. Weißt du ... na, eins nach dem anderen. Ich hab ihr die Briefe noch mal gezeigt, und sie hat gesagt, Margret war immer ehrlich zu ihr, aber sie glaubt nicht, dass das Mädel schwanger war.«
    »Aber Margret schreibt das doch in den Briefen.«
    »Nein. Nein, das schreibt sie nicht, Stan. Mir ist gleich aufgefallen, dass sie zwar von einer Schwangerschaft spricht, aber nicht davon, dass sie selber ein Baby bekommt. Sie behauptet mit keinem Wort, dass sie schwanger wäre. Sie sagt, dass sie und J mit einer Schwangerschaft fertigwerden müssen, aber sie redet nicht von sich selber.«
    »Wen hätte sie dann meinen können? James kann nicht schwanger werden.«
    »Nein«, sagte Buster. »Kann er nicht. Aber darauf komm ich gleich zurück. Ich hab Margrets Mama nach James Stilwind gefragt, und sie hat gesagt, dass sie ihn nicht kennt, aber dass Margret mit der kleinen Stilwind befreundet war.«
    »Jewel Ellen.«
    »Genau. Sie meinte, die zwei wären unzertrennlich gewesen. Den Stilwinds hat das

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