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Ein feiner dunkler Riss - Lansdale, J: Ein feiner dunkler Riss

Ein feiner dunkler Riss - Lansdale, J: Ein feiner dunkler Riss

Titel: Ein feiner dunkler Riss - Lansdale, J: Ein feiner dunkler Riss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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»Ihr habt mir nie etwas davon erzählt. Das muss ich mir mal ansehen.«
    Wahrscheinlich hatte ich die Treppe ihr gegenüber nie erwähnt, weil sie in meinen Gedanken mit den Briefen zusammenhing, die ich dort gefunden hatte und von denen ich auch jetzt nichts erzählte. Ebenso wenig wie Callie.
    »Was war denn los mit Mr Chapman, Daddy?«, fragte ich. »Ein bisschen seltsam fand ich ihn ja schon immer, aber ...«
    »Hatte er getrunken, Stanley?«, fragte Mom meinen Dad.
    »Glaube ich nicht«, sagte Dad. »Zumindest hat sein Atem nicht nach Alkohol gerochen. Aber ich hab eigentlich auch gar nicht auf seinen Atem geachtet.«
    »Daddy war zu sehr damit beschäftigt, ihn zu ohrfeigen«, erzählte Callie.
    »Diese Sauferei tut den feinsten Charakter verderben«, sagte Rosy. »Mit so was kenn ich mich aus. Der hat bestimmt getrunken. Früher hat er da gearbeitet, wo jetzt die Bäume stehn, in dem alten Haus von den Stilwinds. Sah richtig gut aus damals, der Mann.«
    »So was hast du schon mal erwähnt«, sagte ich. »Kaum zu glauben.«
    »Bist du dir da sicher, Rosy?«, fragte Callie. »Ich finde, er sieht aus wie aus einem Monsterfilm.«
    »Nachdem es da gebrannt hat, hat er sich mächtig verändert«, sagte Rosy. »Als hätte das Feuer was in ihm verbrannt, so wie die kleine Stilwind verbrannt is.«
    »Ich glaube, ich komme hier nicht mehr ganz mit«, sagte Mom.
    »Ich auch nicht«, sagte Dad.
    Callie, Rosy und ich weihten sie ein. Na ja, Rosy erzählte, was sie wusste, und Callie und ich berichteten, was wir preisgeben wollten. Ich erwähnte immer noch nichts von den Nachforschungen, die Buster und ich angestellt hatten, oder von all dem, was wir herausgefunden hatten. Ganz gewiss erzählte ich ihnen nichts von Winnie Wood, Margrets Mutter, oder darüber, wie Buster sie nicht nur befragt, sondern auch noch bei der Ausübung ihres Berufs unterstützt hatte. Und ich hätte erst recht nicht gewusst, wie ich von Jewel und Margret hätte anfangen sollen, von dem, was die beiden miteinander getan hatten. Und dann gab es da natürlich noch die Schwangerschaft. Was meine Abenteuer in den Sommerferien anging, fehlten eigentlich nur noch fliegende Untertassen und das Ungeheuer von Loch Ness.
    »Woher wisst ihr das alles?«, fragte Mom Callie und mich.
    »Haben wir so aufgeschnappt«, antwortete ich.
    »Angeblich läuft Margrets Geist draußen bei den Bahngleisen rum«, sagte Rosy. »Hab gehört, dass in dem Haus auf dem Hügel auch so ’n Geist rumspukt. Der Geist von Jewel Ellen.«
    »Überall nur Geister«, sagte Daddy.
    »In dem Haus auf dem Hügel wohnt niemand mehr«, warf ich ein.
    »Woher weißt du das?«, fragte Daddy.
    »Hab ich mal gehört.«
    Daddy dachte einen Augenblick nach, schürzte die Lippen und sagte: »Deswegen bist du damals wohl den Hügel hochgefahren, als du den Unfall hattest. Um nachzugucken, ob du nicht vielleicht einen Geist siehst. Jetzt ergibt das alles einen Sinn. Stimmt’s?«
    Er kam der Wahrheit ziemlich nahe, daher antwortete ich: »Ja, Sir.«
    Daddy schüttelte den Kopf.
    »Aber da gibt’s gar keinen Geist«, sagte ich. »Das ist nur Mrs Stilwind. Sie haut manchmal aus dem Altenheim ab und geht in das Haus, und da sehen sie dann die Leute.«
    »Woher weißt du das schon wieder?«, fragte Mom.
    Ich fand, dass ich diesmal die Wahrheit sagen musste. »Buster hat es mir erzählt.«
    »So so, hat er das«, sagte Daddy.
    »Mannometer«, kicherte Callie und führte das Gespräch wieder zu seinem Ausgangspunkt zurück. »Daddy hat Mr Chapman ganz schön den Hintern versohlt.«
    »Jetzt ist mal Schluss mit diesem Gerede«, entschied Mom.
    »Na ja«, sagte Callie, »so war’s aber.«
    »So war’s wirklich«, bestätigte Dad.
    »Er hat ihn genauso rangenommen wie Chester, nur mit mehr Kraft«, erzählte ich.
    »Chester«, sagte Mom, »der ja übrigens unschuldig war.«
    »Ich hab es schon mal gesagt«, antwortete Daddy. »Chester hätte früher oder später garantiert irgendwas angestellt. Und hat davor wahrscheinlich auch schon was ausgefressen, also hat er’s verdient.«
    »Das ist eine dumme Ausrede«, sagte Mom.
    »Kann schon sein. Aber eine andere fällt mir nicht ein.«
    »Mr Chapman hatte es jedenfalls wirklich verdient«, sagte Callie. »Batsch, batsch, batsch. Und Daddy hat ihm auch eins mit dem Stock übergezogen. Und ihn beschimpft.«
    »Stanley, vor den Kindern? Was lernen sie da von dir?«
    »Nichts Gutes, nehme ich an«, räumte Daddy ein. »Es war eine schwierige Situation.«
    Das

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