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Ein feiner dunkler Riss - Lansdale, J: Ein feiner dunkler Riss

Ein feiner dunkler Riss - Lansdale, J: Ein feiner dunkler Riss

Titel: Ein feiner dunkler Riss - Lansdale, J: Ein feiner dunkler Riss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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mal meine große Schwester ausgetrickst.

18
     
    Der Sommer näherte sich seinem Ende, der Schulanfang rückte bedrohlich näher, und ich versuchte, die verbleibende Zeit auszukosten, so gut es ging.
    In diesen letzten Hundstagen dachte ich immer wieder an Margret und Jewel Ellen. Von Zeit zu Zeit loderten diese Gedanken auf wie ein Feuer, das vom Wind angefacht wird und dann genauso schnell wieder erlischt.
    Mit meinem Fahrrad fuhr ich durch die ganze Gegend, außer zum Gipfel des großen Hügels, wo das Haus stand, das ich inzwischen das »Hexenhaus« nannte. Ich kaufte mir eine Menge Comics und las sie auf der Veranda; ihre leuchtend bunten Bilder und zweidimensionalen Helden brannten sich für immer in meine Gehirnrinde.
    Ich las Tarzan , die Hardy Boys und Bücher über Nancy Drew, und wenn ich die Comics und die Bücher und das Radfahren satthatte, erkundeten Nub und ich den Wald oder den Bach.
    Außerdem vermisste ich Richard mittlerweile ziemlich; ich hatte ihn jetzt, gegen Ende der Sommerferien, schon eine ganze Woche lang nicht mehr zu Gesicht bekommen. Es war, als wäre er von einem Wirbelsturm erfasst und nach Oz verweht worden. Einmal kam ich an seinem Haus vorbei, aber als ich klopfte, machte niemand auf.
    Und noch einen Zeitvertreib hatten Nub und ich für unsere Sommertage gefunden: Wir schauten hinauf zu den Hausresten, die in den Bäumen hingen. Ich malte mir aus, wie sich die ganze Villa da oben nachts neu zusammensetzte, einem Puzzle gleich, das die Götter zurechtrückten. Nur die Metalltreppe wurde nicht eingebaut, sondern wand sich an der Außenseite entlang hoch zu einem offenen Fenster, und ich stieg dann diese metallenen Stufen hinauf und durchs Fenster ins Haus.
    In meinen Tagträumen war es immer dunkel, und wenn ich durchs Fenster kletterte, konnte ich Jewel sehen, auf dem Bett zwischen Decken und Kissen, mit dicken Seilen gefesselt, und es stank nach Benzin. Ich hockte auf dem Fensterbrett und schaute sie an. Sie drehte den Kopf zu mir, und Flammen loderten ihr aus dem Mund.
    Ich saß da im Fensterrahmen und sah zu, wie sie verbrannte.
    Manchmal stellte ich mir Margret vor, wie sie ohne Kopf die Schienen entlangstreifte, und vor ihr hüpfte dieses kleine Licht, das wir gesehen hatten, auf und nieder.
    Mehr und mehr Zeit verstrich zwischen einer solchen Tagträumerei und der nächsten.
    An einem dieser letzten freien Tage, gegen Mittag, als die Sonne so vom Himmel brannte, dass die Pflanzen schier verdorrten und sogar die Vögel verstummten, gingen Nub und ich zu den Bäumen hinterm Autokino und genossen den Schatten.
    Nub hatte seinen Peiniger, das Eichhörnchen, wiedergefunden, oder zumindest gleichwertigen Ersatz. Wieder einmal raste er an der Eiche hoch, auf einen Ast, und bellte dem Eichhörnchen seine Meinung. So wie er diesen Baum hinaufhuschte, hätte man glauben mögen, Nub stamme von einer Katze ab. Könnte ich die Hundesprache verstehen, dann hätte ich mit Sicherheit nicht wiederholen wollen, was Nub diesem Eichhörnchen so erzählte. Aber was das Eichhörnchen zurückschnatterte, war bestimmt genauso wenig salonfähig.
    Eine Zeit lang beobachtete ich die beiden und lachte. Dann merkte ich, dass ich wieder einmal diese vor sich hinrottenden Bruchstücke in den Baumwipfeln anstarrte. Seit ich das letzte Mal hier gewesen war, waren ein oder zwei Bretter zerfallen und zu Boden gekracht, wo sie in lauter schwarze Splitter zerborsten waren.
    Doch die Metalltreppe hing immer noch an ihrem Platz, und ich wusste, ich musste hinaufsteigen. Die Vorstellung hatte mich den ganzen Sommer hindurch begleitet, und ich konnte die Ferien nicht enden lassen, ohne es versucht zu haben.
    Es war ein tollkühnes Unterfangen, aber dafür haben Jungs nun mal eine Schwäche.
    Ich kletterte ungefähr bis auf halbe Höhe. Die Treppe schwankte spürbar. Aber das war auch alles. Die Äste und die Ranken, die einen der Bäume überwuchert hatten, schienen sie ziemlich fest im Griff zu haben.
    Das ganze Metallgerippe hatte das Feuer überlebt, ohne sich vom Fleck zu rühren, während drum herum das Haus niedergebrannt war. Ein Baum, wuchernde Ranken und die Zeit hatten es angehoben und hielten es nun ein kleines Stück oberhalb seines früheren Platzes, wie einen gewundenen Metallwurm, der sich in einem riesigen Spinnennetz verfangen hat.
    Ich kletterte noch ein Stück höher, und die Treppe begann zu wackeln. Vor meinem geistigen Auge sah ich, wie sich durchgerostete Verbindungen lösten. Ich beschloss

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