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Ein feiner dunkler Riss - Lansdale, J: Ein feiner dunkler Riss

Ein feiner dunkler Riss - Lansdale, J: Ein feiner dunkler Riss

Titel: Ein feiner dunkler Riss - Lansdale, J: Ein feiner dunkler Riss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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sagte er, als hätte er noch nie zuvor eine Reihe schillernder Kraftausdrücke vom Stapel gelassen.
    »Was macht nur der arme kleine Richard zu Hause durch«, sagte Mom. »Das muss ja schrecklich für ihn sein. Und wo ist die Mutter bei alldem? Was tut sie dagegen?«
    »Die wird von Mr Chapman geschlagen«, erzählte ich. »Und Richard verprügelt er auch. Ich hab sie beide mit Beulen und Veilchen und geschwollenen Lippen gesehen.«
    »Was für ein Mann«, sagte Daddy.
    »Diesmal hat er die Prügel bezogen«, sagte Callie. »Habt ihr gesehen, wie er versucht hat, im Erdboden zu versinken? Er hat sich regelrecht umgeschaut, ob er sich nicht in irgendeinem Loch verkriechen kann.«
    »Ratten verschwinden immer in Löchern«, sagte Daddy. »Dort, wo kein Tageslicht hinkommt.«
    »Ich verstehe nicht, warum Mrs Chapman das mitmacht«, sagte Mom. »Falls euer Daddy je gewalttätig wird, bin ich sofort weg. Aber erst bring ich ihn um.«
    »Ich werde nur gegen Männer gewalttätig«, sagte Daddy. »Wenn sie’s verdient haben, natürlich.«
    »Nub hat ihn gebissen«, berichtete ich. »Er hat versucht mich zu beschützen.«
    »Der arme Nub. Er hat ihn mit dem Stock erwischt«, sagte Callie.
    »Der wird schon wieder«, sagte Daddy. »Kriegt eine Beule und ein bisschen Kopfweh und erholt sich wieder. Der gute alte Nub.«
    »Ich hol unserem tapferen Heldenhund gleich mal eine Dose Futter«, beschloss Mom.
    »Und was ist mit uns anderen Helden?«, fragte Callie.
    »Nub kriegt zuerst. Außerdem hab ich nicht genug Hundefutter für alle.«
    »Sehr witzig«, sagte Daddy.
    »Ich backe euch ein paar Kekse. Oder nein, lasst uns richtig feiern. Rosy bäckt die Kekse und ich helfe ihr dabei.«
    Dies war ein Augenblick der Wahrheit, dachte ich. Mom hatte eingesehen, dass Rosy die bessere Köchin war, und damit hatte es sich.
    »Langsam wird’s auch Zeit für Abendbrot, Miss Gal«, sagte Rosy. »Ich kann mal mit dem Kochen loslegen. Wie wär’s mit Brathähnchen mit Gemüse, Maisbrot und Kartoffelbrei? Und dann mach ich Haferkekse, dass Sie sich alle wünschen, Sie hätten zwei Mägen.«
    »Da hab ich nichts dagegen«, sagte Daddy.

19
     
    Drei Tage, bevor die Schule anfing, an einem Samstag, schickte Mom Callie und mich in die Stadt, um Schulsachen zu kaufen. Callie, die Autofahren geübt hatte, setzte sich ans Steuer. Obwohl man dazu eigentlich einen Führerschein brauchte, kontrollierte die Polizei nicht besonders häufig. Bei weniger Menschen auf den Straßen waren auch die Vorschriften weniger streng. Mit dreizehn Jahren konnte man problemlos mit dem Auto umherfahren.
    Daddy nahm die Vorschriften nicht auf die leichte Schulter, aber seit Callies sechzehntem Geburtstag ließ er sie hin und wieder ans Steuer. Anfangs war er noch jedes Mal dabei, aber irgendwann fuhr sie immer häufiger allein mit dem Wagen.
    Wir kauften die wenigen Dinge, die wir brauchten. Hauptsächlich Bleistifte und Füllfederhalter. Es gab einen neuen Füller, in den man eine kleine Plastikpatrone mit Tinte steckte, und wenn die leer war, tauschte man sie einfach aus. Wir kauften ein paar von diesen Füllern und unzählige Ersatzpatronen. Außerdem besorgten wir uns Schreibblöcke, Buntstifte, Hefte, zwei kleine Wörterbücher und Schreibpapier in rauen Mengen.
    Ich war begeistert von den ganzen neuen Sachen. So machte das Sommerende mit den Schuljahresvorbereitungen Spaß. Ich freute mich fast schon auf die Schule. Natürlich würde ich nach einem Monat oder sechs Wochen wieder die Nase voll haben und erst Thanksgiving, dann Weihnachten herbeisehnen.
    Gegen Mittag hatten wir alles, was wir brauchten, legten unsere Ausbeute ins Auto und gingen zum Drugstore, um noch einen Hamburger zu essen.
    Tim hatte mal wieder Schicht. Callies Auftritt mit Drew hatte er immer noch nicht verwunden. Wir setzten uns an den Tresen, und Tim nahm unsere Bestellungen entgegen. Er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, aber irgendwann erlag er Callies grünen Augen und ihrem seidig glänzenden Pferdeschwanz.
    »Und«, sagte er, nachdem er unsere Bestellungen auf einem Block notiert hatte, »wo ist denn dein Freund?«
    »Wenn ich das nur wüsste«, sagte Callie.
    »Ist das was Festes mit euch? Ich meine, seid ihr richtig zusammen?«
    »Nein«, sagte sie.
    »Also gehst du mit anderen Jungs aus?«
    »Momentan nicht.«
    »Verstehe. Aber du würdest vielleicht.«
    »Vielleicht, ja.«
    »Was ist mit Stilwind? Schwärmst du immer noch für ihn? Er ist viel zu alt für dich, das weißt du

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