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Ein Feuer Auf Der Tiefe

Ein Feuer Auf Der Tiefe

Titel: Ein Feuer Auf Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
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von der Treppe herab und rannte um das Gebäude. Stahl und seine Wachen waren dicht hinter ihm.
    Schlitternd blieb er vor der Fundamentgrube an der Rückseite des Schiffes stehen. Die unmittelbare Quelle des Lärms war offensichtlich. Drei Rudel Weißjacks zogen den Sprecher eines Teams zur Verantwortung. Sie hatten das sprachbegabte Glied herausgelöst und schlugen es mit Peitschen. Aus solcher Nähe waren die Gedankenschreie fast so laut wie die Rufe. Der Rest des Teams kam aus der Grube, teilte sich in funktionsfähige Rudel und griff die Weißjacks mit den Hacken an. Wie konnte es zu so einem verdammten Zwischenfall kommen? Er konnte es sich denken. Diese inneren Fundamente sollten die geheimsten Tunnels der ganzen Burg enthalten, und noch geheimere Vorrichtungen, die er gegen die Zweibeiner zu verwenden gedachte. Natürlich würden alle, die an derart heiklen Stellen arbeiteten, später beseitigt werden. So dumm sie auch waren, hatten sie vielleicht doch ihr Schicksal erraten.
    Unter anderen Umständen hätte sich Stahl zurückziehen und einfach zusehen können. Derlei Fehler konnten lehrreich sein; sie erlaubten ihm, die Schwächen seiner Untergebenen festzustellen – wer zu schlecht (und zu gut) für seine Aufgabe war. Diesmal war es anders. Amdi und Jefri waren an Bord des Sternenschiffs. Durch die Holzwände konnten sie nichts sehen, und sicherlich hielt ein andres Weißjack drinnen Wache, aber… schon als er nach vorn sprang und seinen Dienern Befehle zurief, erblickte Stahls zurückschauendes Glied Jefri, wie er aus dem Hof kam. Zwei von den Welpen trug er auf den Schultern, der Rest von Amdi strömte an ihm vorbei.
    »Bleibt weg!«, schrie er ihnen in seinem bruchstückhaften Samnorsk zu. »Gefahr! Bleibt weg!« Amdi hielt inne, doch der Zweibeiner ging weiter. Zwei Rudel Soldaten zerstreuten sich an seinem Weg. Sie hatten strikten Befehl, das Fremde niemals zu berühren. Noch eine Sekunde, und die sorgfältige Arbeit eines Jahres wäre vernichtet. Noch eine Sekunde, und Stahl könnte die Welt verlieren – alles nur wegen Dummheit und Pech.
    Doch noch während seine hinteren Glieder auf den Zweibeiner einschrien, sprangen die vorderen auf einen Steinhaufen. Er zeigte auf die Teams, die aus der Grube kamen. »Tötet die Eindringlinge!«
    Seine Leibwache umringte ihn von allen Seiten, während Sreck und etliche Soldaten vorbeirannten. Stahls Bewusstsein versank in dem blutigen Lärm. Das war nicht das kontrollierte Chaos der Experimente unter der Verborgenen Insel. Es war Tod aufs Geratewohl, der in alle Richtungen flog: Pfeile, Speere, Hacken. Glieder des Grabteams rannten fuchtelnd und schreiend umher. Sie hatten nicht die Spur einer Chance, aber sie töteten etliche von den anderen, ehe sie starben.
    Stahl wich vor dem Durcheinander zurück, zu Jefri hin. Der Zweibeiner rannte immer noch auf ihn zu. Amdi folgte und rief etwas in Samnorsk. Ein einziges vernunftloses Teamglied, ein einziger verirrter Pfeil, und der Zweibeiner würde sterben, und alles wäre verloren. Nie in seinem Leben hatte Stahl so panisch um das Leben eines anderen gefürchtet. Er rannte auf den Menschen zu, umringte ihn. Der Zweibeiner fiel auf die Knie und fasste Stahl an einem Hals. Nur ein ganzes Leben voll Disziplin hielt Stahl davon ab, mit einer Klinge zurückzuhauen: der Fremde griff nicht an, er klammerte sich an ihn.
    Das Grabteam war jetzt fast komplett tot, und Sreck hatte die überlebenden Glieder zu weit abgedrängt, als dass sie gefährlich werden konnten. Stahls Wachen umringten ihn in sicherem Abstand von nur fünf oder zehn Ellen. Amdi stand ganz zusammengedrängt da, unter dem Gedankenlärm geduckt, rief aber immer Jefri etwas zu. Stahl versuchte, sich von dem Menschen zu lösen, aber Jefri griff einfach immer wieder nach einem Hals, manchmal nach zweien gleichzeitig. Er stieß blubbernde Geräusche aus, die nicht nach Samnorsk klangen. Stahl erzitterte unter der Anspannung. Zeig nicht deinen Abscheu. Der Mensch würde ihn nicht erkennen, aber vielleicht Amdi. Jefri hatte das schon früher getan, und Stahl hatte daraus Nutzen gezogen, obgleich es ihn Überwindung kostete. Das Pfahlkind brauchte Körperkontakt, das war die Grundlage der Beziehung zwischen Amdi und Jefri. Wenn er diesem Wesen erlaubte, ihn zu berühren, musste das zu ähnlich großem Vertrauen führen. Stahl ließ einen Kopf mit Hals über den Rücken des Geschöpfs gleiten, wie er es Eltern mit Welpen in den unterirdischen Labors hatte tun sehen.

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